1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Genthiner im Dienste des Kinderlachens

Rarität im Beruf Genthiner im Dienste des Kinderlachens

In der Schlagenthiner Kita „Am Märchenwald“ gibt es einen männlichen Erzieher in einem Berufsfeld, das vorwiegend eine Frauendomäne ist.

Von Juliane Just 24.07.2016, 07:00

Schlagenthin l Wenn das Kinderlachen durch die Gänge hallt, die Kleinen durch die Flure rennen, nach Herzenslust spielen und sich wohlfühlen in ihrer Umgebung, dann hat das vor allem mit den Erziehern zu tun, die sie jeden Tag umgeben. In der Schlagenthiner Kita „Am Märchenwald“ fällt dabei eines auf: neben sieben Frauen ist auch ein Mann mit an Bord. Eine Rarität in diesem Berufsfeld.

Sebastian Huth komplettiert seit sieben Jahren das pädagogische Team in der Einrichtung, die Kita und Hort vereint und bis zu 90 Kinder betreut. Der sympathische 28-Jährige aus Parey zog es nach seiner dreijährigen Ausbildung in Luckenwalde bei Berlin wieder zurück in die Heimat. Doch wie kam er zu dem Beruf, in dem sonst eher Frauen arbeiten? „Meine Oma war Erzieherin und Kita-Leiterin“, erzählt Sebastian Huth. „Ich habe oft in den Ferien geholfen und bin mehr oder weniger in den Beruf hinein gestolpert.“ Als mit 16 Jahren seinen Schulabschluss in der Tasche hatte, stand für ihn bereits fest, dass er Erzieher werden will. Doch damals konnte man in diesem Alter die Ausbildung rund um das Kinderhüten noch nicht beginnen.

Deswegen entschied sich der gebürtige Pareyer, sich als Kinderpfleger an der Berufsschule Conrad Tack in Burg weiter zu bilden. „Das ist eine Art Vorstufe zum Erzieher“, berichtet er. 2006 begann er dann die dreijährige Ausbildung zum Erzieher in Luckenwalde. „Eigentlich wäre ich lieber in Umgebung geblieben, aber da gab es keine Ausbildungsmöglichkeiten“, so der 28-Jährige. Nach seiner Ausbildung zog es ihn zurück in die Heimat. Nach einem Praktikum in der Kita „Am Märchenwald“ in Schlagenthin wurde er Bestandteil des Teams und arbeitet seither 40 Stunden in der Woche mit Kindern zusammen. „Es hat mir gleich gut gefallen hier. Das Umfeld ist für die Kinder perfekt“, sagt Sebastian Huth. Die Natur direkt vor der Tür, können die Erzieher mit den Kindern dort viel entdecken und sich an der frischen Luft bewegen.

Als männlicher Erzieher hat er einen besonderen Stand in der Kita. „Ich weiß, dass der Beruf für Männer eher ungewöhnlich ist, aber ich übe ihn gern aus“, sagt der 28-Jährige. Die Mädchen schwärmen oft für ihn, Jungs sehen ihn als „coolen“ Erzieher. „Es gibt natürlich Alltagsituationen, in denen ein Mann einfach anders denkt“, erzählt der Kinderhüter lachend. Auch in Bezug auf die Kinder hat er als Mann ein anderes Spielverhalten. „Ich gehe oft mit den Jungs an die frische Luft zum Fußball spielen“, erzählt der Pareyer. „Das können die Damen in der Kita – mit Verlaub – nicht ganz so gut.“ Oftmals würden sich auch Kinder an ihn wenden, deren Väter nicht mehr bei ihnen sind. Besondere Augenblicke gibt es für den jungen, schlanken Erzieher fast täglich. „Vor allem alltägliche Momente, wenn das ehrliche Kinderlachen durch den Raum hallt, machen den Beruf besonders“, sagt er. Außerdem sei er dankbar für die Aufmerksamkeiten der Eltern und Kinder, die dem Erzieher immer wieder für seine Arbeit gegeben werden.

Das Besondere an dem Beruf sei vor allem die Abwechslung. „Kein Tag gleich dem anderen. Ich bin kein Büromensch, der stupide jeden Tag dieselbe Arbeit machen kann“, so der 28-Jährige. Geduld, Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit seien die wichtigsten Eigenschaften für den Beruf. Manchmal sei auch er froh, wenn er Zuhause die Beine hochlegen könne, aber das habe wohl jeder Beruf an sich. Aufgefallen sei ihm auch, wie bewusst einem das Vergehen der Zeit wird. „Oftmals begleitet man Kinder von Klein auf, man sieht wie sie sich über Jahre entwickeln“, berichtet der charismatische Erzieher. „Dann verlassen sie ab der fünften Klasse den Hort und ich denke nur: Sind die groß geworden!“ Der Fußballer, der selbst beim Germania Güsen spielt, engagiert sich auch für den Jugendsport. So leitet er eine Fußball-AG für die Hortkinder der ersten bis vierten Klasse. „Wir haben hier keinen Fußballverein für die Jugend, aber viele Jungs spielen gern. Also habe ich die AG gemacht“, erzählt Sebastian Huth.

Während seiner Ausbildung in Luckenwalde ist ihm ein Schulverweigerprojekt im Gedächtnis geblieben, an dem er mitgearbeitet hat. Darin ging es darum, Schüler im Alter von neun bis 16 Jahren wieder an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen. „Die Richtung Sozialarbeit interessiert mich ebenfalls“, sagt Sebastian Huth. Vor allem die teils heftigen Geschichten der Jugendlichen haben ihn bewegt. „Es war mir wichtig, diese Geschichten nicht mit in den Feierabend zu nehmen. Ich denke, das würde mir schwer fallen“, erzählt der Erzieher. Deshalb entschied er sich, mit jüngeren Kindern zu arbeiten und tauschte jugendliches Motzen gegen Kinderlachen.