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Sportliche Reise Genthiner auf acht Rollen an die Ostsee

Insgesamt 236 Kilometer wollen zwei Genthiner auf Longboards zurücklegen. Am Sonntag geht die achttägige Ferienreise gen Norden los.

Von Juliane Just 08.07.2016, 01:01

Genthin l Ganz hippelig sitzt er in seinem Zimmer. Sein erstes Longboard, ein breiterer Vorgänger des Skateboards, hängt wie eine Trophäe an der Wand. Stolz zeigt er darauf. Der zwölfjährige Chad Jericho erzählt von seinem nächsten Vorhaben: Am Sonntag begibt er sich mit Sebastian Schäfer, Betreuer bei der Jugendhilfe, auf eine achttägige Reise auf acht Rollen. Mit den Longboards wollen die beiden von Genthin aus an die Ostsee. Insgesamt 236 Kilometer müssen sie dafür auf den Sportgeräten zurücklegen. Eine große Herausforderung für die beiden Boarder. „Wir haben die Route ausführlich geplant“, erzählt Chad Jericho. So haben sie sich hauptsächlich für asphaltierte Radwege entschieden, auf denen die Bretter gut fahren.

Für den zwölfjährigen Schüler ist das Longboard fahren eine Leidenschaft geworden. Dabei war es eher Zufall, dass er das Sportgerät kennenlernte . Im November brachte Sebastian Schäfer sein Board mit. Chad war begeistert. „Ich habe seit November fleißig geübt und zum Geburtstag ein eigenes Longboard bekommen“, erzählt er stolz. Die Idee für die lange Reise an die Nordsee kam den Schüler durch Videos aus dem Internet. Die Longboarder mit den Spitznamen Dner und Simon Unge fuhren in einer riesigen Tour über 3000 Kilometer von Schloss Neuschwanstein nach Gibraltar. „Das hat mich sehr inspiriert“, sagt Chad Jericho. So begann er mit dem Training. Gemeinsam mit Sebastian Schäfer fuhr er immer längere Strecken. Von Redekin und Genthin fuhren sie nach Jerichow. Die längste Strecke von 25 Kilometern legten sie innerhalb von drei Stunden zurück. Zwar könne er keine so lange Strecke auf sich nehmen wie seine Idole, aber knapp 200 Kilometer seien doch ein guter Anfang.

Das Gepäck für die Reise ist bereits zusammengestellt: Wechselsachen, wenig Proviant in Form von Essen und Trinken, Schlafsäcke und ein Zelt. Zusätzlicher Ballast bedeutet für die beiden Sportler auch ein langsameres Vorankommen. So wollen sie sich auf der Reise vor allem beim Thema Essen spontan entscheiden. „Einmal am Tag etwas Warmes, das ist unsere Faustregel“, erzählt Sebastian Schäfer. Bei Sommerwetter wollen die beiden Reisenden im Zelt übernachten. Mit Zelt und Schlafsäcken bepackt, sind sie dafür bestens ausgerüstet. Bei Regenwetter können sich Pensionen auf dem Weg über einen Besuch der Boarder freuen. Insgesamt 300 Euro haben sie als Reisegeld veranschlagt, das sie satt und zufrieden an die Ostsee bringen soll. Zurück geht es nach der achttägigen Reise mit dem Zug.

Täglich haben die beiden Sportler sich im Schnitt etwa 35 Kilometer vorgenommen. „Wir haben den Ansporn, täglich ein paar mehr Kilometer schaffen, denn dann sind wir auch eher da“, so Chad Jericho. Von Genthin geht es über Bad Wilsnack nach Parchim und Satow bis hin nach Kühlungsborn. Das langersehnte Ziel: die Ostsee. Dort können die beiden Longboarder dann an den Strandpromenaden langfahren, baden gehen und sich selbst für die Strapazen belohnen. Bis dahin heißt es jedoch, den Muskelkater lächelnd zu ertragen und durchzuhalten. Der Zwölfjährige hat mit Muskelkater vom Longboard fahren bereits Erfahrungen gemacht. „Nach den ersten längeren Fahrten hatte ich Muskelkater in den Beinen und im Po“, sagt er lachend. Verletzungen habe er sich jedoch noch nie zugezogen. „Ich mache mit dem Brett keine Sprünge oder waghalsige Dinge, sondern fahre nur“, sagt der Fünftklässler, der seine wohlverdiente Sommerpause genießt.

Entspannung für die Beinmuskulatur gibt es beim Longboard fahren nur bergab: Dann setzen sich die beiden auf ihre Bretter und schnellen den Berg hinunter. Mit den Händen am Brett wird mit den Füßen gebremst. Das geht nach einiger Zeit vor allem an die Substanz der Schuhe. „Wenn wir noch mehr Kilometer mit den Boards fahren würden, müssten wir Ersatzschuhe mitnehmen“, sagt Sebastian Schäfer. Denn eine Sohle haben diese nach mehrere Bremsvorgängen nicht mehr. Die beiden Longboarder können die Reise kaum erwarten. „Ich bin so aufgeregt und freue mich sehr“, sagt Chad. Bis zum Sonntag werden die Rollen wohl noch mehrmals geprüft und die Ausrüstung bis zur Perfektion zusammengestellt. Freunde und Verwandte drücken den beiden Reisenden die Daumen bei ihrem Vorhaben. „Meine Freunde finden unsere Idee richtig cool“, sagt Chad stolz und lächelt.