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Stromtrasse Mehr Speed auf der Strom-Autobahn

Die Avacon erneuert die 110-kV-Leitung ab Abzweig Genthin - Kirchmöser - Wustermark (Brandenburg).

Von Simone Pötschke 26.01.2017, 05:00

Genthin l 47 alten Masten, zum Großteil noch aus den 1930er Jahren, sind demontiert. Trotz Temperaturen unter 0 Grad arbeiten in diesen Tagen Monteure daran, neue 30 Meter hohe Hochspannungsmasten zu setzen. Allein vier schafften sie am Mittwoch. 39 werden es nach Abschluss des Bauvorhabens sein.

Der Ersatzneubau bei Genthin ist Teil eines bereits seit fünf Jahren von Avacon vorangetriebenen Aus- und Umbauprozesses der Netze. Damit soll der Anschluss dezentraler Energieeinspeiser perspektivisch gewährleistet werden. Anders gesagt: Der Energieversorger reagiert mit dem aktuelle Ersatzneubau der Freileitung bei Genthin auf die zunehmende Gewinnung von Strom aus Erneuerbaren Energien, etwa aus Solaranlagen oder Windrädern. Sie wird ein Teil eines leistungsfähige Energienetzes, das dezentral erzeugte Energie jederzeit aufnehmen und über große Entfernungen in verbrauchsstarke Ballungsgebiete verteilen kann.

Konkret: Mit dem Ersatzneubau von Genthin bis nach Wustermark wird die Übertragungskapazität der Hochspannungsleitung nahezu verdreifacht. Avacon-Pressesprecherin Corinna Hinkel machte den wachsenden Anteil der Erneuerbaren Energien (EE) im Energieversorgungssystem deutlich. Demnach seien Wind- und Stromanlagen mit rund 50 Megawatt (MW) installierter Leistung angeschlossen, der Anschluss von weiteren 55 MW aus diesen sogenannten EE-Anlagen sei bereits angefragt.

Die Hochspannungsleitung ist weiterhin Netzverknüpfungspunkt zur benachbarten E.DIS (ein öffentliches Versorgungsunternehmen aus Fürstenwalde/Brandenburg - d. R.) und unterstützt das Netzsicherheitskonzept von Avacon in diesem Raum, erklärte die Pressesprechern die Bedeutung der 110-kV-Leitung.

Der Ersatzneubau der 13 Kilometer langen Freileitungsstrecke erfolgt in zwei Bauabschnitten. „Der erste Bauabschnitt verläuft von Genthin bis Demsin und soll im März abgeschlossen sein“, erklärte Stephan Radke, Projektleiter bei Avacon. Begonnen mit dem Bauvorhaben hatte das Unternehmen laut Radke bereits im September letzten Jahres. Gegenwärtig laufen bei Brettin die Maststell- und Seilzugarbeiten.

Der zweiten Leitungsabschnitt von Demsin bis zur Landesgrenze soll laut Planung im September beginnen und Ende des Jahres beendet werden. „Aufgrund der Brutzeit von Fischadler, Rotmilan und Wanderfalken werden wir im Zeitraum von April bis August nicht weiterbauen“, informierte der Fachmann. Zwölf neue Maste wird Avacon zudem mit Nisthilfen für Fischadler ausrüsten, denn die streng geschützte Art nistet mit Vorliebe auf Strommasten.

Die Greifvögel mit einer Flügelspannweite von weit über einem Meter benötigen für einen freien Anflug und freie Sicht einen erhöhten Brutplatz, den ihm der Strommasten bietet. „Mit dem Aufbau von Nisthilfen helfen wir, den Fischadlerbestand in der Region Genthin zu sichern und gleichzeitig wilden Horstbau in den Masten zu vermeiden. Dank der fachgerecht montierten Hilfe haben die Fischadler bereits eine geeignet Unterlage, auf der sie - im wahrsten Sinne des Wortes - aufbauen können“, erläutert Projektleiter Stephan Radke.