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Tierische Therapie  Ergotherapeuten auf vier Pfoten

Zum Kollegium der Ergotherapie Sommerey gehören nicht nur Zweibeiner, sondern mit Arek und Amy auch zwei Vierbeiner.

Von Kristin Schulze 05.03.2017, 02:00

Genthin l Arbeiten mit dem Haustier: Für viele ein Traum, für Sandra und Ines Sommerey Alltag. Die Familienhunde Arek und Amy sind fester Bestandteil in der Praxis für Ergotherapie.

Die gibt es mittlerweile seit zehn Jahren. An der Spitze steht Ines Sommerey, Tochter Sandra ist angestellt. Lisa Hein komplettiert das Team. Alle drei sind gelernte Ergotherapeuten. Eine Besonderheit der Praxis ist die tiergestützte Therapie, bei der die Frauen mit Pferden und Hunden arbeiten.

„Im Mittelpunkt steht das Erlebnis mit dem Tier auf möglichst vielen Wahrnehmungsebenen“, so Ines Sommerey.

Für ihre Therapiestunden mit Pferden nutzen sie die eigenen Tiere. Ein Friese und eine Tinkerstute stehen auf dem Hof der Sommereys für ihre Einsätze bereit. Darüber hinaus stehen die Ponys von Peter Dietert, der in Hüttermühle eine Reitanlage betreibt, zur Verfügung.

„Mit den Ponys sind wir viel in integrativen Kindertagesstätten unterwegs“, sagt Sandra Sommerey. Bestandteil jeder Stunde ist das Putzen. „Tasten und Fühlen stehen dabei im Mittelpunkt.“ Danach führen die Kinder das Pferd, mal durch einen Slalom, mal über eine Stange. Ines Sommerey erklärt den Vorteil: „Was in der Therapiestunde nicht klappt, ist mit dem Pony oft kein Problem mehr. Zum Beispiel das Anhalten vor einer Stange.“ Durch die Konzentration aufs Tier rücken die Kinder aus dem Fokus, fühlen sich nicht so unter Druck und können so oft Aufgaben besser lösen. „Das Reiten selbst hat häufig einen nachhaltigen Effekt. Kinder, die sonst eher zurückhaltend sind, reden dann noch Tage später über ihr Reiterlebnis.“

Ähnlich ist es mit den Labradoren Arek und Amy. Sie kommen bei Hausbesuchen, und in der Praxis im Ärztehaus zum Einsatz.

Behandelt haben die tierischen Therapeuten schon so einiges. „Zum Beispiel eine Tierphobie“, erzählt Sandra Sommerey. Der kleine Patient hatte Panik vor Hunden, nach ein paar Sitzungen mit Rüde Arek ging er sichtlich entspannter mit dem Thema um. „Wichtig ist natürlich ein Hund, auf den ich mich 100 Prozent verlassen kann. Wenn ich Arek signalisiere, er soll Abstand halten, tut er das auch.“

Um dieses Vertrauen zu erreichen, ist eine gründliche Ausbildung nötig. „Welpenschule, Junghundgruppe, Begleithundeprüfung, und ein Lehrgang zum Therapiebesuchshund“, zählt Sandra Sommerey auf. Insgesamt dauert das etwa drei Jahre. Der fünfjährige Arek ist geprüfter Therapiebesuchshund. „Azubine“ Amy ist auf dem Weg dorthin.

Nicht nur bei Phobien, werden die Vierbeiner hinzu geholt. „Motorische Störungen“, führt Ines Sommerey als weiteres Beispiel an. Ein Kind, dem das Krabbeln sehr schwer fiel, sei mit Areks Hilfe vom Robben aufs Krabbeln umgestiegen. Durch das Werfen von Leckerlis werde die Feinmotorik gefördert und mit Parcours, bei denen der Hund an bestimmten Stellen Kommandos wie Sitz, Platz und Rolle bekommen soll, werde die Merkfähigkeit trainiert.

„Dem Selbstbewusstsein der Kinder gibt es einen enormen Schub, wenn der Hund tatsächlich das tut, was sie ihm sagen“, erklärt Ines Sommerey.

Natürlich wird in der Praxis auch ohne tierische Unterstützung gearbeitet. Behandelt wird fast alles von der psychischen oder neurologischen Störung bis zur Handverletzung. „Wenn wir der Meinung sind, Hund oder Pferd bringen uns weiter, kommen sie dazu“, sagt Ines Sommerey. Besonders bei kleinen Patienten haben die Vierbeiner enorme Erfolgsquoten.

Auch in Kindergärten sind Arek und Amy beliebte Gäste. „Dort bieten wir Gruppentherapien an und erklären Regeln für den Umgang mit Hunden. Zum Beispiel, dass man einen vor dem Supermarkt angebundenen Hund nicht einfach streichelt.“