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TourismusGenthiner Räte kritisieren Landrat

Der mögliche Austritt des Landkreises aus dem Genthiner Fremdenverkehrsverein sorgte für Unmut im Wirtschaftsausschuss.

Von Kristin Schulze 26.11.2016, 00:01

Genthin l Der Kreistag entscheidet am 7. Dezember über den Austritt des Landkreises aus dem Genthiner Fremdenverkehrsverein (Volksstimme berichtete). 15 000 Euro Zuschuss fielen dann jährlich weg. Im Kreisausschuss zeichnete sich mit nur zwei Gegenstimmen ein „Ja“ zum Austritt ab.

Lutz Nitz (Grüne) ist gegen einen Austritt des Landkreises und sagte im Genthiner Wirtschaftsausschuss: „Ich werde dagegen stimmen. 15 000 Euro im Jahr, das ist eine Summe, die der Kreis einfach da haben muss.“ Nitz kritisierte, dass der Kreis bereits in den Tourismusverband Elbe-Börde-Heide eingetreten ist. „Davon haben wir in Genthin nichts. Wir orientieren uns eher nach Havelberg oder Brandenburg. Mit Elbe-Fläming haben wir nicht viel zu tun.“

Nitz stellte die Frage in den Raum, was nach dem Austritt des Landkreises aus der Genthiner Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft (QSG) werden würde. Der Verein ist mittlerweile deren alleiniger Gesellschafter.

Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) sagte dazu auf Volksstimme-Nachfrage: „Gesellschaftsrechtlich ist es unerheblich. Der Verein bleibt Alleingesellschafter.“ Barz sagte, dass er es bedaure, dass es nicht gelungen sei, die „Hülle des Fremdenverkehrsvereins zu nutzen, um einen Tourismusverband zu schaffen, der das ganze Jerichower Land vermarktet.“ Zur bisherigen Arbeit des Vereins kamen von Barz durchaus auch kritische Töne: „Es wurden immer Mitgliedsbeiträge bezahlt, richtig Geld in die Hand genommen wurde allerdings nie.“ Tourismus lasse sich aber nur durch Investitionen fördern.

Der Bürgermeister, der auch Vorsitzender des Vereins ist, informierte darüber, dass es im Dezember eine Vorstandssitzung geben würde, bei der man sich mit dem möglichen Austritt des Kreises befassen würde.

Im Genthiner Stadtrat hatte man sich im September darauf geeinigt, die Beiträge für die Stadt an den Verein auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

„Ich stimme voll und ganz Lutz Nitz zu“, sagte Horst Leiste (SPD). „15 000 Euro sind für den Landkreis nicht viel Geld. Die Genthiner Kreistagsmitglieder werden gegen den Austritt stimmen.“ Besonders ärgerlich sei es laut Leiste, „dass erst auf dem Neujahrsempfang des Kreises die gute Arbeit von Frau Conradi ausgezeichnet wird und dann will der Landrat aus dem Verein austreten.“ Marina Conradi ist Mitarbeiterin der Stadt Genthin und wird zu 30 Prozent ihrer Arbeitsleistung dem Fremdenverkehrsverein zur Verfügung gestellt.

Deutliche Worte für die Pläne von Landrat Steffen Burchhardt fand auch Harry Czeke (Linke). „Der Kreis hat überhaupt kein Tourismuskonzept.“ Den ganzen Kreis in einem Verein zu repräsentieren sei schwierig. „Der Annemarie-Tanz in Möckern hat nichts mit dem Kloster in Jerichow zu tun.“ Der Genthiner Fremdenverkehrsverein sei deshalb eine gute Lösung für den Norden des Kreises gewesen, der jetzt wohl zu kurz kommen werde.

Thomas Barz verwies erneut darauf, dass er Entscheidungen des Landkreises nicht kommentieren wolle. Harry Czeke sagte dazu: „Wir als Stadt finanzieren den Landkreis mit. Ich würde mir schon eine Einschätzung aus der Kommune zum Vorhaben des Landkreises wünschen.“ Im Tourismusmanagement des Kreises ließe sich laut Czeke kein „Ehrgeiz oder gar Herzblut“ erkennen.