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Weihnachtskonzert Martin Luther singt im Schülerchor

Alle Jahre wieder gibt es das Weihnachtskonzert in der Aula des Genthiner Bismarck-Gymnasiums. Einer der Besucher: Martin Luther.

Von Mike Fleske 10.12.2016, 07:40

Genthin l „Mir graut es schon vor nächstem Jahr, so viele Termine habe ich vor mir“, stöhnte Martin Luther zu Beginn seines Besuches im Genthiner Bismarck-Gymnasium. Der Reformator stattete der Kanalstadt nicht nur aufgrund des bevorstehenden Jubiläumsjahres einen Besuch ab: „Er hat gehört, dass hier so viel gesungen wird und das lag meinem Mann schon immer sehr am Herzen“, erklärte Luthers Ehefrau Katharina von Bora, von ihrem Gatten liebevoll „meine Käthe“ genannt. Sogar als Schulmeister wollte sich Luther im Genthiner Gymnasium bewerben. Jedoch, da griff seine Frau ein: „Du wolltest auf deine alten Tage doch weniger arbeiten.“

Somit blieb es beim Adventsbesuch des berühmten Paares, dem die Schüler Sandra Pisch und Niklas Ritz Stimme und Gestalt gaben. Chorleiterin Anke Held hatte in diesem Jahr das Reformationsjahr zum Anlass genommen, Luther nach Genthin zu verlegen. „Kirchliche Lieder, weihnachtliches Brauchtum wie das Christkind haben viel mit dem Reformator zu tun, deshalb passt er durchaus in das Konzert“, erläutert Held ihr Konzept, das sie wieder mit einigen humorvollen Ideen würzte.

So sang der Schülerchor zur Melodie der 99 Luftballons: „95 Lutherthesen, Mann das ist ein Ding gewesen“. Und auch einen Werbeblock gab es wieder: Die Schüler machten Reklame für Lutherol zur Anwendung bei Tetzelbefall und Fegefeuerfurcht. „Die zeitgleiche Anwendung mit Calvinol und Melanchtonol verstärkt die Wirkung“ wurde empfohlen und gewarnt: „Anwender mit päpstlichen Hintergrund mögen mit ihrem Beichtvater Rücksprache halten.“

So instruiert wurde es für die Zuhörer in der vollbesetzten Aula im Haus I richtig weihnachtlich. Nicht weniger als 80 Mitwirkende, darunter Chorsänger und Instrumentalisten, 30 Sänger des Kinderchores, zahlreiche Sprecher und der Lehrerchor sorgten für besinnliche und beschwingte weihnachtliche Momente. Stimmungsvoll gelang der Einzug des Chores zu den Klängen des Liedes „Sind die Lichter angezündet“. Ein Ritual, das seit 15 Jahren zum Weihnachtskonzert dazugehört. Genau wie das schwungvolle „In der Weihnachtsbäckerei“, das die Chormitglieder mit Gesten, Mimik und Bewegungen lebendig gestalteten.

Zum Schluss folgte ein lang anhaltender Ton der jungen Männer des Schulchores, der die Zuhörer zu einem Zwischenapplaus veranlasste. Beeindruckend auch wie sich die weiblichen und männlichen Stimmen des Chores ergänzten, verstärkten und begleiteten. Auch in diesem Jahr gab es einige Schüler, die durch ihre solistischen Einlagen begeisterten. So beeindruckte Sophie Ziegler beim Titel „In the mean black Winter“ mit einer glockenhellen Stimme und Shirley Kubiak beim Stück „Be the Light“. Die Rezitation über den Honigkuchenmann, dem nach und nach die Gliedmaße weggeknabbert werden, präsentierte Anni Killmey mit einem Augenzwinkern. Überhaupt gab es viele Momente zum Schmunzeln.

Etwa, wenn beim Weihnachtslied „Jingle Bells“ der Chor nach Herzenlust das Schunkeln begann oder wenn beim schmissigen „Winterwunderland“ die beliebten Tröten zum Einsatz kam. „Ohne unsere Plastiktröten ist es kein richtiges Weihnachtskonzert“, befanden die Chormitglieder nach ihrem Auftritt. Nicht nur sie, sondern auch das Publikum wartete jedes Jahr aufs Neue auf den Einsatz des Kinderinstrumentes. Natürlich wurden die Instrumente auch in diesem Jahr ernsthaft gespielt.

Die Instrumentalgruppe, mit Bläsern und Streichern besetzt, steuerte mal druckvoll, mal sanft die Musik bei, an der Orgel gab Joachim Sack eine Kostprobe seines Könnens, als er ganz dem Luther-Jahr verbunden „Eine feste Burg ist unser Gott“ zu Gehör brachte. In den bewährten Händen des ehemaligen Schulleiters Gotthard Wienmeister lag die Klavierbegleitung, die er einmal an Schülerin Henrike Ritz abgab. Sie spielte die Titelmusik des Filmklassikers „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Eine schwierige Aufgabe, die Henrike Ritz mit Bravour meisterte. Perlend und mit leichtem Klang, gingen ihr die Töne von der Hand, spürbar war beim Einsatz der Instrumentalgruppe, wieviel Mühe das Stück tatsächlich macht.

Einen schwungvollen Auftritt legte Austauschschüler Antonio Arizpe aufs Parkett. Der Mexikaner intonierte, begleitet von seinen als Weihnachtswichteln verkleideten Mitschülern, den Klassiker „Feliz Navidat“ und machte den Zuhörern damit richtig viel Spaß. Den krönenden Abschluss des Konzertabends bildete das gemeinsam gesungene „O du fröhliche“ - Auch das eine gute Tradition. Genau wie der Dank an Leiterin Anke Held. „Wer jetzt noch nicht in Weihnachtsstimmung ist, dem ist nicht mehr zu helfen“, sprach Lehrerkollegin Kirsten Klinge den Besuchern aus dem Herzen und überreichte Anke Held ein kleines Präsent.

Seit Monaten hat sie, unterstützt von vielen helfenden Händen, den Konzertabend vorbereitet. Höhepunkt sei das Chorlager gewesen, bei dem die Programmpunkte geschliffen wurden. Erfolgreich. Beleg dafür ist, dass die kommenden drei Aufführungen allesamt schon jetzt komplett ausverkauft sind.