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Weltenbummler-Heirat Mit dem Tandem zum Standesamt

Genthins Weltenbummler Elvira Kern und Thomas Dietert haben ein neues Abenteuer in Angriff genommen. Sie steuerten in den Hafen der Ehe.

Von Simone Pötschke 28.08.2017, 01:01

Genthin l Sie waren ein Jahr lang 10.000 Kilometer mit dem Kajak, per Trekking und mit dem Rad in 14 Ländern unterwegs. Bevor sie in ein bürgerliches, ganz normales Leben zurückkehrten, erfüllten sie sich dann mit einer dreimonatigen Radtour durch Chile, Argentinien und Bolivien einen vorläufig letzten Abenteurer-Traum. 3000 anstrengende Kilometer mit dem Rad verlangten sie sich dafür ab.

So viele waren es am Freitagnachmittag in Genthin nicht, als sie mit Tandem und Kinderwagenanhänger das Standesamt zu ihrer Trauung ansteuerten. „Das Tandem passt einfach zu uns, eine schicke Limousine oder eine Kutsche kamen für uns überhaupt nicht in Frage“, sagte der Bräutigam, der zur Feier des Tages seinen sonst gewohnten Outdoor-Look gegen einen feinen Zwirn eingetauscht hatte.

Seine Frau Elvira machte allen Heiratswilligen vor, dass man auch im weißen Hochzeitskleid auf dem Rad eine ausgezeichnete Figur machen kann. Es sei eine unvergessliche Fahrt durch Genthin gewesen, erzählte später die strahlenden Braut.

Das Gespann mit Kinderwagenanhänger, in dem der zehnmonatige Sohn Otto Platz genommen hatte, wurde ständig von Hupkonzerten begleitet. Passanten ließen sich von der Lebensfreude des Paares anstecken und jubelten ihm zu. „Wir waren auf dem Weg zum Standesamt eigentlich zu früh dran und sind deshalb noch eine Extra-Runde gefahren“, berichtete Dietert.

Das Morus-Haus hatte dem Paar das Tandem zur Feier des Tages kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit einer Spende will es sich dafür erkenntlich zeigen.

Möglichst unkompliziert sollte der schönste Tag im Leben der Weltenbummler ablaufen. Noch am Vormittag hatte Thomas Dietert auf dem Marktplatz die Bekanntschaft mit einem Posaunisten geschlossen, der seit Kurzem in Derben lebt. „Ich habe ihn einfach gefragt, ob er vor dem Standesamt für uns musizieren könnte und er hat spontan zugesagt. Unkompliziertheit muss man einfach nur wollen“, formulierte der 33-Jährige kurz und knapp seine Art zu leben. Dass in der Hochzeits-Tandemfahrt auch eine gehörige Portion Symbolkraft steckte, dürfte bisher allerdings nur Insidern bekannt gewesen sein. „Wir wollten damit auch demonstrieren, dass wir wieder in Genthin angekommen sind“, sagte Thomas Dietert, der in der Kanalstadt aufwuchs und am hiesigen Gymnasium sein Abitur ablegte.

Die Anwesenheit des Paares beschränkte sich dabei nicht nur auf den Tag der Heirat. Denn das Weltenbummlerpaar hat seinen Wohnort in Potsdam aufgegeben und lebt seit etwa einem Monat wieder in Genthin. Der Bräutigam, studierter Gewässerbiologe, konnte aus einer befristeten Tätigkeit in Potsdam in eine Festanstellung in Magdeburg wechseln. Seine Frau Elvira ist zwar noch im Mütterjahr, verfügt aber in Genthin als Lehrerin in den Fächern Deutsch, Russisch und Geografie über gute berufliche Perspektiven. „Alles passt für uns gut zusammen“, freute sich der glücklicher Bräutigam.

Die junge Frau Dietert, eine gebürtige Kasachin und nunmehr „angeheiratete Genthinerin“, besitzt dabei ohnehin einen Sympathiebonus.

Denn in der über zehnjährigen Geschichte zur Wahl des Genthiner Lokalmatadoren der Volksstimme „Du bist spitze“ war sie die einzige Nicht-Genthinerin, die als Kandidatin - gemeinsam mit ihrem jetzigen Mann - nominiert wurde. Seine Bekanntheit speiste das Paar aus seinen Reiseberichten, die es exklusiv für den Genthiner Rundblick aus aller Welt schrieb.