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Zabakuck Kirche ohne Dach ist ein Symbol

Die Zabakucker feiern ihre Kirche. Seit 200 Jahren ist sie Mittelpunkt des Ortes. Eine Ausstellung ist bis Ende Oktober zu sehen.

Von Mike Fleske 26.05.2017, 07:00

Zabakuck l Es war ein feierlicher, ganz besonderer, Moment, als zum ersten Mal nach vielen Jahren Pause ganz zaghaft die Kirchenglocken der Zabakucker Kirche wieder erklangen. Der Anlass war schließlich auch ein ganz besonderer. Vor 200 Jahren wurde die Kirche fertiggestellt und im Herbst 1817 eingeweiht. 1972 und 1981 stürzten Teile des Daches des Kirchenschiffes ein. Die Reste wurden abgetragen.

Seitdem ist das Gotteshaus ohne Dach und wirkt dennoch. „Diese Kirche ist auch als Ruine ein Zeichen“, sagte Pfarrer Johannes Möcker während einer Andacht. Wie der Mensch selbst sei die Kirche unvollkommen und es sei etwas Besonders. „Dieses Haus zeigt uns, dass wir uns nicht hinter dicken Mauern in unserer frommen Welt einigeln sollen.“ Hier habe man den direkten Bezug zur Natur und schaue in den blauen Himmel. Der war an diesem Tag ganz besonders blau und die Sonne schien besonders kräftig, sodass sich viele Zabakucker zu einem gemütlichen Nachmittag einfanden. Die Mitglieder der Kirchengemeinde, Feuerwehr, Jagdgenossenschaft und Dorfbewohner hatten dafür eine Kaffee- und Kuchentafel und einige Stationen für Kinder vor der Kirche vorbereitet.

Der Bläserchor des Kirchspiels sorgte mit einem Konzert für Unterhaltung. Auch das aus gutem Grund, hatten die Musiker doch vor genau zehn Jahren am Himmelfahrtstag ihren ersten Auftritt in Zabakuck. Stücke wie „Highland Cathedral“ oder die „Irischen Segenswünsche“, die das Repertoire des Ensembles seitdem bereichert haben, wurden zu Gehör gebracht. Am späten Nachmittag gab es volkstümliche Weisen mit dem Frauenchor Stremmelerchen und dem Männerchor Liedertafel, die ein gemeinsames Programm präsentierten. Höhepunkt war aber sicherlich die Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte der Ortschaft und der Kirche Zabakuck. Ortschronistin Marlies Kenter hatte dafür eine umfangreiche Vorarbeit geleistet.

„Vor einem Jahr habe ich mit der Arbeit begonnen“, erläuterte sie. Informationen erhielt sie nicht nur durch intensives Aktenstudium beispielsweise im Kreismuseum Genthin, sondern auch von Ortsbewohnern, die zudem Fotos zur Verfügung stellten. Mehr als 150 Bilder sind so für die Schau im Kirchturm zusammengekommen. Die Ausstellung dokumentiert den beschwerlichen Weg, bis die Kirche überhaupt errichtet werden konnte, nachdem der Vorgängerbau 1793 komplett abgebrannt war. Mit dem Neubau wurde 1801 begonnen, 1812 war das Kirchenschiff fertig. Während des Russlandfeldzuges von Napoleon benutzten die durchziehenden französischen Truppen das Gebäude als Pferdestall. Erst als der Krieg 1815 zu Ende war, konnte die Kirche vollendet werden.

Marlies Kenter belegte zudem durch gezielte Recherchen sämtliche Pfarrer, die in Zabakuck tätig waren, mit Namen und kann die Besetzung der Pfarrstelle bis ins Jahr 1521 nachweisen. Der erste evangelischer Pfarrer war Constantin Blankenburg. Er wurde 1564 während einer Kirchenvisitation noch als katholischer Pfarrer benannt. Seit 2006 ist Johannes Möcker als bislang letzter Pfarrer in der Aufzählung im Kirchspiel Stremme im Amt und für Zabakuck mitverantwortlich. „Ich bin ganz begeistert von der Auflistung von mehr als 20 Geistlichen, die hier gewirkt haben“, so die Gemeindekirchenratsvorsitzende Katrin Hertwig.

Für Heiko Mahrenholz vom Schlossförderverein in Parchen, war noch etwas anderes spannend: „Ich bin an allem interessiert, was das mit von Byren zu tun hat, das findet sich hier wieder.“ Max von Byren war Kirchenpatron in Zabakuck, die Familie von Byren besaß Güter in Zabakuck und Parchen. Die Ausstellung wird an den Wochenenden bis Ende Oktober geöffnet.