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Polizeirevier Harz Sanddusche für betagtes Gebäude

Die Fassade des 1860 errichteten Gebäude des Polizereviers Harz in Halberstadt wird mit großem Aufwand saniert.

Von Dennis Lotzmann 11.09.2015, 01:01

Halberstadt l Christian Drube ist auf seiner Baustelle nicht unbedingt immer zu beneiden. Zeitweilig muss der junge Mann, der in den Diensten einer Magdeburger Baufirma steht, in schwere Schutzkleidung schlüpfen. Wenn er den Kompressor in Gang setzt, um mittels Druck einen feinen Sandstrahl gegen die Klinker der Fassade zu richten, sind Atem-, Gesichts- und Augenschutz unverzichtbar. Der Aufwand indes lohnt sich, das Resultat kann sich sehen lassen: Nach der Fassadenreinigung sind die Mauersteine von den Schmutzanhaftungen aus gut 150 Jahren befreit und strahlen im oker-orangefarbenen Farbton, als wären sie gerade eben verbaut worden. Soll heißen: Ziel erreicht.

Ein Ziel, für das das Land als Eigentümer der unter Denkmalschutz stehenden Immobilie tief in die Tasche greift. Das Finanzministerium beziffert das Gesamtvolumen für das Projekt auf rund 430 000 Euro. Damit, so Ministeriumssprecher Wolfgang Borchert, werde nicht nur die Fassade abgestrahlt und gereinigt. „Wir lassen auch beschädigte Klinkersteine austauschen und bei Bedarf die Fugen ausbessern.“

Obendrein wollen die Verantwortlichen mit der Verjüngungskur aus optischer Sicht die Zeit zurückdrehen: Alles, was in den vergangenen Jahrzehnten nachträglich an die Fassade oder an Gebäudeteile angebaut worden ist, soll wieder verschwinden.

Eine umfassende Aufgabe, die Mitarbeiter der Paul Schuster GmbH aus Magdeburg gegenwärtig am Ostgiebel sowie der Nordseite des Gebäudekomplexes realisieren. Und dabei werden sie, wie Firmen-Chef Frank Schuster erklärt, in dieser Woche eine erste Zwischenetappe abschließen. „Wir strahlen jetzt die letzten Flächen ab und werden wohl noch in dieser Woche damit fertig.“

Bei diesen aufwändigen Reinigungsarbeiten komme spezieller Granatsand zum Einsatz, erklärt Schuster. Jener Sand besteht nach Informationen von Anbietern und Lieferanten aus ungebrochenen Körnern mit unregelmäßig abgerundeten Formen. Das wiederum ist wichtig, um mithilfe der scharfen Kanten Verkrustungen und Schmutz sicher zu entfernen.

Nach Schusters Worten ein ebenso gründliches wie schonendes Verfahren. „Wir arbeiten mit einem Niederdruck-nebelstrahlverfahren mit rund 0,5 bar Druck“, sagt er und versucht, die technischen Parameter mit einem bildlichen Vergleich nachvollziehbar zu machen. „Wenn man ein Blatt Papier mit einem Foto bedruckt, können wir mit diesem Verfahren das Foto wegstrahlen, ohne das Papier zu beschädigen.“ Was für Optik und Klinkerfassade gleichermaßen gut ist.

Nach Sandstrahlen und punktueller Ausbesserung sollen auch die Fensterbänke erneuert werden. Hier kommen Sandsteinbänke zum Einsatz. „Außerdem erneuern wir die Mauerabdeckungen der Bekrönungen der Giebel“, sagt Schuster. Wenn in diesem Herbst Ostgiebel und Nordseite erledigt sind, sollen 2016 Südseite und Westgiebel folgen. „Wir rechnen bis zum September 2016 mit diesen Arbeiten im Außenbereich“, steckt Ministeriumssprecher Borchert den geplanten Zeitraum ab. Anschließend sollen diverse Instandsetzungsarbeiten im Innern des historischen Gebäudes und an Außengebäuden folgen. Der Aufwand, den das Land als Eigentümer der Immobilie betreibt, lässt erkennen, dass es auf lange Sicht plant. Das Gebäude, das nach Volksstimme-Recherchen seit gut fünf Jahrzehnten von der Polizei genutzt wird, soll auch in der Zukunft das Hauptdomizil der Harzer Polizei bleiben.