Arbeitsmarkt Nachwuchs gesucht

In vielen Branchen fehlen Fachkräfte.

Von Ingmar Mehlhose 26.10.2015, 17:38

Halberstadt l Das Problem Fachkräftemangel bestehe nicht erst seit heute, sagt Heike Schittko. Halberstadts Agenturchefin: „Für uns ist das sehr klar, aber noch nicht bei jedem in der Region angekommen.“ Das sei ein Grund mehr, sich vom 26. Oktober bis zum 1. November an der ersten bundesweiten Aktionswoche „In Deutschland steckt mehr“ zu beteiligen. Die Vorsitzende der Geschäftsführung: „Gern bleiben Jugendliche in der Region, aber vielfach sind sie nicht informiert, was der Markt braucht.“

Heike Schittko und Alexandra Hahne, Teamleiterin des Arbeitgeber-Services, sind an diesem Montagvormittag zu Gast bei der KAMEDTECH Medizintechnik GmbH Halberstadt im Gewerbegebiet Am Sülzegraben.

Sebastian Albrecht ist gemeinsam mit Jörg Koschnitzki geschäftsführender Gesellschafter der 2006 gegründeten Firma. Albrecht: „Wir haben zu zweit angefangen.“ Inzwischen hat KAMEDTECH zwölf Mitarbeiter, acht davon sind Techniker im Außendienst. „Wir prüfen Medizintechnik bundesweit vom Bodensee bis hoch nach Flensburg.“ Auch Aufträge aus dem Ausland haben die Halberstädter bereits erhalten.

Die Palette reicht von Beatmungs- und Blutdruckmessgeräten über Sauerstoffkonzentratoren und Defilibratoren bis hin zu Pflegebetten. Hersteller werden zudem bei der Einstufung ihrer Geräte unterstützt und mittlerweile auch Reparaturen in der kleinen Werkstatt im Betriebssitz Am Bahndamm 5 erledigt. Sebastian Albrecht: „Das unterscheidet uns von unseren Mitbewerbern.“ Und: „Wir dürfen inzwischen sogar Garantieleistungen übernehmen. Das ist für uns ein kleiner Ritterschlag.“ Rund 900 000 Euro Jahresumsatz konnten 2014 erwirtschaftet werden. Der Geschäftsführer: „Wir werden dieses Jahr über die eine Million Euro gehen und sind sehr zuversichtlich, dass das klappt.“

An dieser erfolgreichen Entwicklung hat die Agentur für Arbeit in Halberstadt einen erheblichen Anteil. Albrecht: „Dadurch konnte unser Team gut verstärkt werden.“

So auch aktuell. Dabei handelt es sich um einen Mann, „25 Jahre jung, aber alt im Sinne von reif“. Dieser hatte bereits eine Ausbildung absolviert, aber nie in seinem erlernten Beruf gearbeitet. Seit Juni wurde er bei dem Medizintechniker getestet. Zwei Monate später folgte die Unterzeichnung des Vertrages, verbunden mit dem Einstieg in das zweite Lehrjahr. Am vorläufigen Ende dieser von Albrecht als „Wegebau“ bezeichneten Karriere steht der Abschluss als Elektroniker für Geräte und Systeme.

Firmenchef und Agenturbedienstete wissen, dass die Fachkräftssicherung im Harzkreis nur gelingen kann, wenn alle Beteiligten gemeinsam an attraktiven Rahmenbedingungen arbeiten. Alexandra Hahne: „Hierzu gehören unter anderem die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit durch Qualifizierung, der Erhalt der Gesundheit, adäquate Gehaltszahlungen, die Vielfalt im Unternehmen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Die Teamleiterin: „Dabei fangen wir nicht bei Null an.“

So gibt es bereits verschiedene Aktivitäten. Von der frühzeitigen Berufsorientierung mit betrieblichen Praktika, über Unterstützungsangebote während der Ausbildung oder bei der Gewinnung neuer Kollegen bis hin zur individuellen Demografie- und Qualifizierungsberatung für Unternehmer. Diese müssten allerdings in Zukunft noch besser genutzt und enger verzahnt werden.

Für Sebastian Albrecht und seinen Partner ist es „das erste Mal, dass wir selbst ausbilden“. Und: „Wir nutzen das als Startpunkt.“