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Ehrenamt Bücher bekommen zweite Chance

Drei Jahre alt ist jetzt der Buchladen in der Osterwiecker Mittelstraße. Er wird von Ehrenmatlichen betrieben.

Von Mario Heinicke 02.11.2015, 00:01

Osterwieck l Er war eine Idee der "ZukunftsWerkStadt", die gezündet hat – der Bücherbasar oder Buchladen. Anliegen war es seinerzeit, ausgelesene Bücher weiterzugeben statt wegzuwerfen oder verstauben zu lassen. Anfangs sozialer Bücherbasar genannt, hieß er später auch sozialer Buchladen. „Wir sagen jetzt nur noch Buchladen, denn er ist ja für alle da und nicht etwa nur für Bedürftige“, erklärt Gudrun Gambietz. Sie leitet innerhalb des Osterwiecker Kulturlandvereins die 15-köpfige Arbeitsgruppe, die die Öffnungszeiten der Einrichtung absichert und auch sonst alles organisiert. Gab es zum Einstieg noch eine geförderte Stelle, arbeiten jetzt alle ehrenamtlich.

Das Konzept ist auch nach drei Jahren das alte geblieben. Einwohner bringen ihre ausgelesenen Bücher in den Laden. Hier werden sie sortiert und in die Regale gestellt. Wer ein Buch erwerben möchte, kauft es nicht, sondern gibt eine kleine Spende. Aus diesen Einnahmen wird die Miete für das Ladenlokal bezahlt, und es bleibt auch noch etwas übrig für weitere Projekte des Kulturlandvereins. Gudrun Gambietz äußert sich sehr zufrieden darüber, wie der Bücherladen läuft.

Dass als Standort extra ein Lokal in der Mittelstraße angemietet wurde, hat seinen besonderen Grund. Der Verein hat sich die Wiederbelebung dieser einstigen Einkaufsmeile als eines seiner Ziele gesetzt.

Immerhin an vier Tagen ist die Einrichtung geöffnet. Dienstags und mittwochs von 10 bis 15 Uhr sowie donnerstags und freitags von 12 bis 17 Uhr. „Wir haben auch schon mal diskutiert, abends länger zu öffnen“, sagt sie. „Aber nach 17 Uhr kommt keiner mehr.“

Die Regale im Ladenraum sind thematisch aufgeteilt. Leser finden Krimis, Sachbücher, Historisches und viele andere Genres. Ein extra Regal steht für Kinderbücher bereit. Mit welchen Werken die Regale gefüllt sind, hängt freilich davon ab, was die Einwohner vorbeibringen. „Am besten gehen Romane, Sachbücher und Krimis“, stellt Gudrun Gambietz fest. Sucht jemand ein spezielles Buch, so erhält er von den Ehrenamtlichen auch schon mal einen Hinweis, wenn es eingetroffen ist.

„Wir bekommen sehr viele Bücher“, berichtet Gambietz. Die meisten Leute, die etwas bringen, nehmen aber auch gleich wieder etwas mit. In die Regale gelangen nur wirklich gut erhaltene Exemplare, betont sie.

Der Buchladen mittlerweile auch über Osterwieck hinaus bekannt gemacht worden. So beteiligte sich der Verein mit Ständen schon auf Märkten oder Veranstaltungen in Deersheim, Hessen, Wülperode und Zilly.

Als der Bücherbasar im November 2012 eröffnet wurde, sollte er ausdrücklich keine Konkurrenz zur Osterwiecker Stadtbibliothek darstellen. Das hatte damals Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) unterstrichen. Inzwischen ist der Laden aber doch Konkurrenz geworden, spüren selbst die Ehrenamtlichen aus ihren Gesprächen mit den Leuten im Buchladen. „Wir sind nicht schuld daran“, unterstreicht Gudrun Gambietz.

Die Stadt hat – als eine von vielen Sparmaßnahmen – 2014 Nutzungsgebühren für die Bibliothek eingeführt, 15 Euro pro erwachsenem Leser im Jahr. Seitdem ist diese Stammleserschaft von über 1000 auf unter 100 geschrumpft – und der Zuspruch im Buchladen noch größer.