1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Firmen sauer über lahmes Internet

Datenanbindung Firmen sauer über lahmes Internet

Sauer sind in Halberstadt ansässige Unternehmer über das lahme Internet in den Gewerbegebieten. Erste denken über einen Weggang nach.

Von Dieter Kunze 12.11.2015, 23:01

Halberstadt l Die Kreisstadt gehörte 2011 zu den ersten Kommunen ihrer Größe, die von der Deutschen Telekom AG einen Zugang zum schnellen Internet (VDSL) erhalten haben. Während die meisten Bewohner damit zufrieden sind, kämpfen die Unternehmer in den Gewerbegebieten täglich mit den Tücken der veralteten Netze. Die Mitarbeiter müssen oft lange auf ihre benötigten Daten warten.

„Wir haben bei den Frachtbörsen im Internet zu oft das Nachsehen, weil unsere Meldung zu spät kommt“, berichtete Martin Schäfer von dem gleichnamigen Kran- und Transportlogistikunternehmen im Gewerbegebiet „In den langen Stücken“. „Das ist ein starker Wettbewerbsnachteil“, betonte er beim jüngsten Unternehmertreffen im Halberstädter Rathaus zum geplanten Internet-Ausbau.

Die angesiedelten Betriebe teilen sich seit Jahren die Zwei-MBit/s-langsame Internet-Bandbreite. Das mache den Standort unattraktiv. Ein Bauunternehmer denke bereits über eine Verlagerung seines Betriebes nach Quedlinburg nach. Auch Andreas Koch von der Druckerei klagte über das Problem, das schon lange bekannt sei. Dem schloss sich Thomas Kowalski von der Roland-Initiative an.

Der Kreistag hat kürzlich beschlossen, den Breitbandausbau voranzutreiben. Dazu kann ein bundesweites Förderprogramm genutzt werden, dessen Möglichkeiten den Unternehmensvertretern im Rathaus erläutert wurde. Ziel sei es, bis Ende 2018 in den Gewerbegebieten schnelles Internet mit bis zu 100 Mbit/s anzubieten, sagte Dirk Michelmann von der Landkreisverwaltung.

„Hauptproblem ist, dass es zwischen privaten und geschäftlichen Internetanschlüssen grundsätzliche Unterschiede gibt“, erläuterte Beauftragter Hans-Martin Schulze, der das Programm bereits seit Jahren über die HarzOptics GmbH begleitet. Privatanschlüsse bekommen per Telefonleitung asymmetrische Netzanschlüsse und können damit in Halberstadt bis zu 50 MBit/s Daten aus dem Internet laden. Das Senden von Daten geht mit erheblich geringerer Geschwindigkeit.

Geschäftsanschlüsse sind symmetrisch ausgerichtet, haben also in beiden Richtungen gleiche Datenleistungen. Dafür müssen spezielle Leitungen aus Glasfasern verlegt werden, was die Sache so teuer macht. Daher lehnen es die verschiedenen Anbieter ohne Förderung ab. Dieses „Marktversagen“ wurde bereits bestätigt, sodass jetzt beim Land eine Projektförderung beantragt werden kann.

„Das geht aber nur, wenn jedes interessierte Unternehmen in den Industrie- und Gewerbegebieten der Stadt und den Ortsteilen selbst seinen Bedarf anmeldet“, erläuterte Schulze. Dabei darf der Antragsteller bisher noch keinen Anschluss über 30 Mbit/s nutzen. Chancen habe das Projekt nur, wenn sich mindestens fünf Interessenten pro Gewerbegebiet melden.

Andere Modelle zum Breitband-Ausbau ohne Landesförderungen sind denkbar, wurde auf der Beratung deutlich. Das Funknetz könnte eine Alternative sein, die Halberstadtwerke verfolgen dieses Modell. In jedem Fall werden schnelle Internet-Anschlüsse für Unternehmen teuer und deshalb sieht Dienstleister Diethelm Huth einige Probleme. „Das gehört eigentlich heute zur Daseinsvorsorge in den Kommunen“, sagte nicht nur der Telekom-Experte.

Thomas Rimpler, Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, hofft, dass die Unternehmen ihren Bedarf anmelden. „Sie gehen damit keine vertragliche Verpflichtung ein“, betonte er. Unterstützung gibt es bei der Stadtverwaltung durch Jörg Willecke. Auch an den Landkreis (karin.mueller@kreis-hz.de) sollte eine Bedarfsanmeldung geschickt werden, um das Vorhaben zu unterstützen.

Jetzt müssen die Organisatoren dran bleiben, damit die benötigte Teilnehmerzahl zusammenkommt. Da die künftigen Tiefbauarbeiten öffentlich ausgeschrieben werden, hoffen die Bauunternehmer, einen Teil zum Gelingen des Projektes beitragen zu können.