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Regionalbahn Für HEX stehen die Signale auf Rot

Aller Voraussicht nach verliert der Harz Elbe Express ab 2018 sein Streckennetz. Nicht nur die Mitarbeiter des Unternehmens bedauern das.

Von Sandra Reulecke 15.12.2015, 00:01

Halberstadt l Betroffene Gesichter. Die Mitarbeiter des Unternehmens HEX (Harz Elbe Express) in Halberstadt sind sichtlich schockiert von den Neuigkeiten: Wie am Montag bekannt gegeben wurde, verliert HEX ab 2018 seine Strecken in Sachsen-Anhalt an den Konkurrenten Abellio. Das Land hat die Linien des Diesel-Netzes europaweit ausgeschrieben, da die bestehenden Verträge in drei Jahren auslaufen.

Wie geht es für die Mitarbeiter weiter, die seit 2005 das Streckennetz betreuen? Wie empfinden sie die Entscheidung? Die HEX-Angestellten schütteln wortlos die Köpfe. Sie wollen und dürfen nicht sprechen. Man sei „zutiefst enttäuscht und traurig“ über die Entscheidung der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), heißt es in der offiziellen Mitteilung von HEX, einem Tochterunternehmen der Transdev Sachsen-Anhalt GmbH.

„Leider konnten wir den Aufgabenträger mit unserem Angebot nicht überzeugen“, teilt der Sprecher weiter mit. „Wir werden in den kommenden Tagen eingehend alle Kriterien prüfen, die zu diesem Ergebnis geführt haben.“

Deutliche Worte findet Christian Mokosch. Der Geschäftsführer des Halberstädter Bahnhofeigentümers NOSA GmbH hat erst durch die Volksstimme-Anfrage von dem Betreiberwechsel erfahren und ist sehr überrascht. „Wir bedauern es sehr. HEX und Bahnhof sind ein eingespieltes System“, so Mokosch. Er betont, dass Halberstadt ein nicht unwichtiger Knotenpunkt sei. Dennoch hoffe er auf gute Zusammenarbeit mit dem neuen Dienstleister. Und er macht den HEX-Angestellten Mut: „Auch Abellio wird Mitarbeiter brauchen.“

Indirekt betrifft die Vergabeentscheidung auch weitere Institutionen und Firmen im Landkreis Harz, mit denen HEX Kooperationen pflegt. Eines dieser Unternehmen ist das Freizeit- und Sportzentrum „Am Sommerbad“ Halberstadt. Geschäftsführer Derk Bartel finde es schade, dass Hex die Strecken verloren hat. „Wir werben in den Zügen und pflegen auch sonst gute Geschäftsbeziehungen“, berichtet er.

Neben weiteren Tourismusunternehmen und hiesigen Verkehrsbetrieben pflegt auch die Stadt Halberstadt eine Partnerschaft zu HEX. Seitens des Rathauses „ist es sehr bedauerlich, dass man ein Unternehmen, das den Schienenverkehr in hoher Qualität aufrecht erhalten hat, voraussichtlich verliert“, sagt der stellvertretende Bürgermeister und Wirtschaftsförderer Thomas Rimpler. „Wir gehen davon aus, dass das Land und die NASA GmbH darauf Einfluss nehmen, dass die Außenstelle in Halberstadt sowie die Arbeitsplätze erhalten bleiben und die Zusammenarbeit mit der VIS GmbH auf gleichem Niveau weiterhin bestehen wird.“

HEX und VIS sind auf demselben Werksgelände an der Magdeburger Straße angesiedelt, VIS wartet und repariert seit Jahren die Triebwagen der HEX. Die Entscheidung über die Streckenvergabe war deshalb mit Spannung erwartet worden. „Wir können damit gut leben“, sagte VIS-Geschäftsführer Ronald Krahl. Kurz nach der Entscheidung habe es erste Kontakte zu Abellio gegeben. Er gehe davon aus, dass die VIS auch die Wartungs- und Reparaturaufträge für die Abellio-Züge übernehmen werde. Der Umfang könnte zwar etwas geringer sein, da Abellio ein eigenes Werk in Sangerhausen hat, doch, so Krahl: „Wir sind positiv gestimmt.“

Zehn Tage lang hat HEX nun die Möglichkeit, gegen die Vergabeentscheidung Widerspruch zu erheben.