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Flüchtlinge Zunächst neun Wohnungen in Osterwieck

Die Stadt Osterwieck ist für die Aufnahme von Flüchtlingen gerüstet. Ende Januar wird mit ersten Ankömmlingen gerechnet.

Von Mario Heinicke 25.12.2015, 08:00

Osterwieck l Eigentlich ist Bernd Klamert im Ruhestand. Jahrelang hatte der Göddeckenröder den Osterwiecker Bauhof geleitet. Jetzt hat er sich bereiterklärt, neun Wohnungen in verschiedenen Mehrgeschossern der Florian-Geyer-Straße bzw. des Kälberbachsweges einzurichten. Es handelt sich um Wohnraum der Osterwiecker Wohnungsgesellschaft und der Genossenschaft „Florian Geyer“, den die Stadt ab Anfang Januar im Auftrag des Landkreises für die Flüchtlinge anmietet. Hier ist Platz für insgesamt 34 Personen.

Zu seiner vorübergehenden Tätigkeit ist Bernd Klamert über den Verein Notruf Ukraine gekommen, in dem er engagiertes Mitglied ist. Der Verein hat einiges Mobilar für die Einrichtung der Wohnungen zu Verfügung gestellt. Luxus ist bei der Ausstattung nicht zur erwarten. „Es geht vor allem um Betten, Küchen, Waschmaschinen und einige Kleinmöbel“, berichtete Klamert. Viele Möbel sind von Osterwieckern gespendet worden, teils nach Vermittlung vom neuen Gebraucht-Möbelhauses des AWZ Halberstadt. AWZ-Mitarbeiter helfen auch beim Transport und Einräumen. Teilweise stehen Krankenhausbetten in den Zimmern. Was nicht wirklich schön aussieht, aber erstmal besser als kein Bett ist.

Niemand weiß bisher, wer in die Wohnungen ziehen wird. Sind es Familien mit Kindern oder ist es eine Gruppe junger Männer. Alles ist möglich.

Nicht alles an Ausstattung kann gespendet werden. Klamert rechnet hoch, dass er bisher pro Wohnung rund 1000 Euro ausgegeben hat. Neun Waschmaschinen wurden gekauft, zwei Elektroherde und vier Kühlschränke. Und dann muss auch noch an tausend kleine Dinge bis zur Toilettenbürste gedacht werden.

In drei Wohnungen steht sogar eine Schrankwand. Das ist aber eher die Ausnahme. Wie die Spendenangebote eben kommen. Bettwäsche und Decken stiftet der Ukraine-Verein. Bernd Klamert will auch zwischen den Feiertagen weiterarbeiten.

„Es fehlt noch einiges“, sagte Klamert. „Kleine Kleiderschränke werden noch gesucht.“

In den Häusern bekommen die Mieter natürlich mit, dass bald Flüchtlinge zu den Nachbarn gehören. „Es gibt positive Reaktionen“, berichtete er und erzählte von einer Frau, die sich darüber freuen würde, wenn eine Familie mit Kindern einziehen würde. Aber natürlich weiß Klamert, dass längst nicht alle so offen sind.

Voraussichtlich Mitte Januar sollen die Wohnungen zusammen mit Landkreis und Vermietern abgenommen werden, die Strom- und Wasseranschlüsse der Haushaltsgeräte von Handwerkern hergestellt sein, berichtete Rüdiger Brandt aus der Stadtverwaltung.

Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) hat am Mittwoch in Halberstadt einen Vertrag mit dem Landkreis unterzeichnet, der auch die Kostenerstattung regelt. Die Stadt ist bisher in Vorleistung getreten, geht aber fest davon aus, dass sie sämtliche Kosten zurückerhält. „Die Stadt hat keine geldlichen Einbußen“, sagte Brandt.

Wichtig für die Osterwiecker: Der Landkreis habe der Stadt außerdem zugesagt, dass die Ankunft von Flüchtlingen mehrere Tage im Voraus angekündigt werde.

Unterdessen sind auch Vorbereitungen zur Eingliederung der Flüchtlinge getroffen worden. Demnach hätten verschiedene Bürger ihre Hilfe angeboten – als Dolmetscher oder um Wege mit Flüchtlingen zu unternehmen. Über das Diakonische Werk vermittelt, könnte in Osterwieck Deutschunterricht erteilt werden. Die Diakonie sitzt zusammen mit Vertretern der Stadt, des Ukraine-Vereins und der Vermieter an einem Runden Tisch, der regelmäßig tagt.

„Ich gehe davon aus, dass die neun Wohnungen erstmal reichen“, sagte Rüdiger Brandt. Es gebe aber neben den beiden großen Vermietern Wohnungsangebote von etlichen Hauseigentümern. „Wir könnten damit insgesamt bis zu 120 Flüchtlinge unterbringen.“ Alle privaten Vermieter hätten schriftlich bestätigt, dass sie die Flüchtlinge aktiv bei der Eingliederung begleiten. Auch bei den Privatwohnungen werde es sich um eine dezentrale Unterbringung handeln, unterstrich Brandt. Es würden also nicht etwa Wohnblöcke, wie gerüchteweise im Umlauf, in Deersheim oder am Osterwiecker Kapellentor von Flüchtlingen bezogen.