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Kleintierzüchter Mehrfarbige finden Gefallen

Osterwieck hat eine Europameisterin. Jana Bode errang diesen Titel als Kaninchenzüchterin.

Von Mario Heinicke 05.01.2016, 00:01

Osterwieck l Es gab keine Nationalhymne für die Titelträger bei der Europaschau der Kleintierzüchter in der französischen Stadt Metz. Jana Bode bekam nicht mal eine Medaille. Nur eine Urkunde ist der Beleg für ihren Europameistertitel. Etwas Enttäuschung ist schon dabei, aber solch eine Schau ist auch nicht mit einer Meisterschaft im Sport zu vergleichen. 40 000 Tiere waren in Metz ausgestellt, darunter 12 000 Kaninchen, aber auch Geflügel, Vögel und Meerschweinchen.

Jana Bode konnte im November selbst nicht mit nach Frankreich fahren. Was grundsätzlich kein Problem ist. Ihre Vereinskollegen Gundula und Udo Stanke nahmen Bodes Tiere mit nach Frankreich. Vier Kaninchen der Rasse Zwergwidder havannafarbig weiß. Eine seltene Rasse, die selbst auf der Europaschau nur von wenigen Züchtern präsentiert wurde. Für ihre vier Tiere bekam die 30-Jährige den Titel. Darüber hinaus gab es für einen anderen Mitbewerber den Titel als Europachampion. Er hatte die Höchstnote für ein Einzeltier erhalten.

Mit solch einer seltenen Rasse einen Titel zu bekommen, ist natürlich leichter als mit Tieren, die viele züchten, weiß auch Jana Bode. In Sachsen-Anhalt stellten auf den jüngsten Landesschauen gar nur zwei Züchter ihre braun-weißen Zwergwidder aus. Zweimal ist die Osterwieckerin somit auch schon Landesmeisterin geworden.

Doch mögliche Titelehren waren auch überhaupt nicht die Motivation, als Jana Bode vor zwei Jahren selbst zu züchten begann und sich für ihre Rasse entschied. Sie ist mit Marco Bode verheiratet, der seit 20 Jahren begeisterter Kaninchenzüchter ist und auch schon mal Europachampion war. Er hat sich auf schwarze Alaska-Kaninchen spezialisiert. Jana Bode war oft mit auf Ausstellungen gewesen und wollte nun selbst eigene Tiere züchten. Aber keine einfarbigen. „Die finde ich extrem langweilig.“ Auf Ausstellungen hatte sie beobachtet, dass die Zuschauer vor allem vor den mehrfarbigen Kaninchen Halt machen. „Ich fand Dalmatiner-Kaninchen interessant.“ Und so fuhren Bodes vor zwei Jahren zu einer überregionalen Schau nach Osnabrück mit der Absicht, die ersten Tiere dieser Rasse zu kaufen. Doch noch schöner fand Jana Bode vor Ort die braun-weißen Zwergwidder. „Ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, ob die selten sind oder schwer zu züchten. Ich fand sie einfach schön.“

Um eine eigene Zucht aufzubauen, waren neben den zwei Häsinnen aus Osnabrück auch Rammler notwendig. Erst jetzt wurde offensichtlich, wie selten diese Rasse ist. Marco Bode musste bis Dresden und Gütersloh fahren, um diese Tiere zu bekommen.

Erfahrene Züchter hatten Jana Bode gewarnt, wie schwierig es bei zweifarbigen Rassen sei, Tiere herauszubekommen, die auch Zuchtrichter zufriedenstellen. Der ideale Zwergwidder havannafarbig weiß solle aussehen, als habe er einen Mantel an, auch der weiße Stirnfleck müsse die richtige Form haben, erklärte sie. Nur etwa 20 ihrer 80 Jungtiere dieser Saison erfüllten diese Anforderungen. Sie wurden auf den Ausstellungen präsentiert, dabei jedes Mal andere Tiere ihrer Zucht. Die Auswahl, welche vier Kaninchen zum Höhepunkt nach Frankreich fahren, traf Marco Bode mit seiner langjährigen Erfahrung.

Eine Ausstellung folgt in dieser Saison nun noch am Wochenende in Deersheim, eine Art Heimspiel für Bodes. Denn Marco Bode stammt aus dem Dorf, war hier bis zu seinem Umzug nach Osterwieck im Kleinzierzuchtverein organisiert. Und Jana Bode arbeitet in Deersheim als Erzieherin in der Kindertagesstätte.

Zu Hause interessieren sich übrigens auch ihre beiden Kinder, fünf und acht Jahre alt, für Kaninchen und haben ihre eigenen Tiere. Einschließlich gemeinsamem Ausmisten alle zwei bis drei Wochen, das gehört dazu.

Nach dem Europameistertitel ist eigentlich keine Steigerungsmöglichkeit mehr vorhanden. Jana Bode hofft indes, dass sich ihrer Lieblingskaninchenrasse weitere Züchter widmen. Die Hoffnung scheint begründet. Auf der Landesschau in Magdeburg konnte sie drei ihrer Ausstellungstiere verkaufen. Und kürzlich kam noch ein Anruf von einem Züchter aus dem Saarland, der Kaufinteresse signalisierte.