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Clooney und Co. Werbung für „Drehort Harz“

Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen wollen den Harz als Drehort vermarkten. Das Filmfestival Berlinale wird dabei zur Werbebühne.

Von Dennis Lotzmann 12.02.2016, 08:08

Halberstadt/Wernigerode/Berlin l Der filmische Arbeitstitel „Die Kartoffelkäfer kommen“ klang spannend, die Suche nach den passenden Requisiten für den Nachkriegsfilm war es nicht minder. Fündig wurde das Filmteam, das 2008 einen Streifen über die Rückkehr von Kriegsflüchtlingen – im Volksmund als „Kartoffelkäfer“ tituliert – nach Hessen drehen wollte, schließlich im tiefsten Harz. Genauer: in Harsleben und im Huy. Dort fanden sich noch „wunderschönes Kopfsteinpflaster und alte Fachwerkhäuser, war es längst nicht so glatt wie in Hessen“, wie Produzentin Heike Voßler damals mit strahlenden Augen schwärmte.
Der Film, der später unter dem Titel „Ein Dorf schweigt“ im ZDF lief, ist nur einer von vielen, der im Harz gedreht wurde. Für viele international erfolgreiche Kino- und Fernsehfilme – darunter der Kriegsfilm „Monuments Men“ mit George Clooney – avancierte der Harz zum Drehort. Dessen Anrainer-Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen wollen an diesen Erfolg anknüpfen und die Region künftig gemeinsam vermarkten.
Was im Sommer vorigen Jahres bei einer Zusammenkunft von Vertretern der drei Länder – darunter der sachsen-anhaltische Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU) – auf dem Brocken verabredet worden ist, wird heute in Berlin praktisch fortgesetzt. Die Berlinale, die am Donnerstag begonnen hat, bildet die passende Bühne.
Am heutigen Abend werden am Rande des Filmfestivals rund 1000 Gäste beim Branchentreffen „nordmedia talk & night“ in der niedersächsischen Landesvertretung erwartet. Die drei Länder wollen den Treff nutzen, um ihre gemeinsame Initiative „Dreh­ort Harz“ vorzustellen, sagt Jochen Coldewey von der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft aus Bremen.
Coldewey, der bei nordmedia für die Film- und Medienförderung verantwortlich zeichnet, erwartet neben dem niedersächsischen Staatskanzleichef Jörg Mielke und dessen sachsen-anhaltischen Amtskollegen Rainer Robra auch Malte Krückels, Staatssekretär für Medien aus Thüringen.
„Das Trio ist davon überzeugt, dass die Harzregion, als Drehort gezielt weiterentwickelt werden sollte“, sagt Coldewey. Schließlich biete die Region auf gut und gern 4000 Quadratkilometern einzigartige Kulissen für Film- und Fernsehproduktionen. Nicht nur die Landschaften mit Bergwäldern seien einzigartig, sondern eben auch Höhlen, Stollen und Schachtanlagen als Hinterlassenschaften der über 3000-jährigen Bergbau-tradition. Hinzu kämen Industriedenkmäler, ursprünglich erhaltene Fachwerkstädte wie Quedlinburg, Wernigerode und Osterwieck. Oder eben „richtig olle“ Kopfsteinpflaster-Straßen, die 2008 die Kartoffelkäfer-Produzenten zu wahren Begeisterungsstürmen veranlassten.
Sequenzen aus Filmen, die im Harz gedreht worden sind, sollen heute Abend beim nordmedia-Treff in der Harz-Lounge laufen und den Filmemachern, die aus aller Welt zur Berlinale anreisen, Lust auf noch mehr Harz machen.
Ein Ansinnen, das Jochen Coldewey parallel bei einer Talkrunde in den Fokus rücken wird. Coldewey will mit dem Nordhäuser Bürgermeister Klaus Zeh (CDU), dessen parteilosem Amtskollegen Peter Gaffert aus Wernigerode und Helena Galanakis, Marketingleiterin der Goslar Marketing GmbH, nicht nur über die bislang im Harz entstandenen Filme diskutieren, sondern vor allem über Mittel und Wege, weitere Teams hierher zu locken.
Dabei dürfte es nicht allein um die einzigartigen Harzer Kulissen gehen, sondern auch um handfeste finanzielle Aspekte. Die Filmförderung, wissen Branchenkenner und Filmemacher, ist mehr denn je Gradmesser bei der Entscheidung für oder gegen einen Dreh­ort. Um diesen Aspekt zu beleuchten, sitzen mit Benno Pastewka und Patrick Vollrath auch zwei Filmprofis mit im Podium. Pastewka hatte als Location-Scout eine große Aktie daran, dass George Clooney seinen „Monuments Men“ im Harz drehte. Patrick Vollrath, der in Osterode aufgewachsen ist und jüngst mit seinem Film „Alles wird gut“ den Studenten-Oscar abräumte, verkörpert die Stimme der Filmemacher.
„Diese, unsere Pfunde länderübergreifend zu vermarkten, ist nur logische und richtige Konsequenz.“
Peter Gaffert, Bürgermeister Wernigerode und Talkgast auf der Berlinale
Wernigerodes OB Peter Gaffert sieht in der Runde eine große Chance, die Vorzüge des Harzes einem breiten Szenepublikum zu präsentieren. „Monuments Men“ sei nur einer von zahlreichen Filmen, die hier entstanden. Streifen mit historischen Themen wie „Die Päpstin“, „Der Medicus“ oder „Frantz“ wurden ebenso im Harz gedreht wie moderne Filme, erinnert Gaffert.
„Das zeigt, dass wir hier alles haben, was Filmemacher brauchen – von toller Natur und imposanten Bauwerken und Kirchen über Einzigartiges wie dem Wernigeröder Flugzeugmuseum bis hin zu Plattenbauten. Diese, unsere Pfunde länderübergreifend zu vermarkten, ist nur logische und richtige Konsequenz.“