Museen Telegrafie erforscht

Das Team vom Heimatmuseum Dedeleben will die Geschichte der optischen Telegrafie beleuchten.

Von Dieter Kunze 23.02.2016, 16:31

Dedeleben l Das Heimatmuseum Dedeleben steht 2016 vor großen Herausforderungen. Zum einen müssen die neu bezogenen Räume auf dem ehemaligen Schulhof renoviert und die Dauerausstellung wieder eingerichtet werden. Zum anderen will sich der Förderverein einem weiteren inhaltlichen Schwerpunkt widmen und sucht dazu Unterstützung.

„Dabei geht es um die Aufarbeitung der Geschichte der Königlich-Preußischen Optischen Telegrafenlinie Berlin – Koblenz“, sagte Vereinsvorsitzender Uwe Krebs. Die führte einst an Dedeleben vorbei und daran sollte auch künftig erinnert werden.

Vor dem Hintergrund der außenpolitischen und militärischen Situation Anfang des 19. Jahrhunderts sah sich die Führung Preußens veranlasst, sich eine stabile und schnelle nachrichtentechnische Verbindung vom preußischen Kernland in die sich im preußischen Besitz befindlichen Rheinprovinzen zu schaffen. Die Königlich-Preußische Regierung sorgte zwischen 1832 und 1833 für eine optisch-mechanische Telegrafenverbindung von Berlin nach Koblenz über Magdeburg. Mithilfe von insgesamt 62 Telegrafenstationen wurde eine Strecke von 587 Kilometern bedient.

Diese Telegrafenlinie war eine ausschließlich staatlich und militärisch genutzte Nachrichtenverbindung und in ihrer Gesamtlänge von 1833 bis 1849 im Dienst. Zur Teilstrecke der optischen Telegrafenlinie im heutigen Sachsen-Anhalt gehörten elf Stationen, darunter Nr. 14 auf der Johannis-Kirche in Magdeburg, Nr. 18 in Neuwegersleben, Nr. 19 auf dem Sömmeringenberg zwischen Dedeleben und Pabstorf und Nr. 20 am Fallstein bei Veltheim.

Für die Telegrafenstationen errichtete man eigene Funktionsgebäude. In Ausnahmefällen wurden bereits vorhandene Bauwerke wie Kirchen und Schlosstürme genutzt. Die zu übermittelnden Nachrichten wurden mithilfe eines Signalsystems von Station zu Station übertragen. Das Signalsystem bestand aus einem Mast, an dem drei Flügelpaare untereinander angebracht waren. Jeder dieser Flügel konnte unabhängig von den anderen in verschiedene Stellungen gebracht werden.

„Die optische Telegrafenlinie des Königreiches Preußen stellte zum damaligen Zeitpunkt den höchsten Entwicklungsstand der optisch-mechanischen Telegrafie dar“, hob Uwe Krebs hervor. Damit sei sie als eine wissenschaftlich-technische Pionierleistung auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik zu bewerten.

Die zur praktischen Anwendung ausgereifte elektromagnetische Telegrafie führte nach 1850 zum Ende der optischen Nachrichtenübertragung.

Die Funktionsweise einer historischen Telegrafenstation kann man in der Region nur noch in Neuwegersleben beobachten. Dorthin hat der Museumsverein Dedeleben inzwischen Beziehungen aufgebaut, wie die stellvertretende Vereinsvorsitzende Dorothee Könau berichtete.

Die Station Nr. 18 befindet sich am Ortsausgang von Neuwegersleben in Richtung Hornhausen und ist von April bis September jeweils am letzten Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Angemeldete Führungen sind auch an vereinbarten Terminen möglich.

Im Auftrag des Landkreises Bördekreis wurde 1995 damit begonnen, das Telegrafengebäude unter Beachtung denkmalpflegerischer Grundsätze zu restaurieren. 1999 erfolgte der Einbau der Telegrafenanlage. Seit 2001 ist das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine Ausstellung informiert dort über die Geschichte der Anlage.

Bei Dedeleben sind keine baulichen Anlagen mehr aus dieser Zeit überliefert. Da das Gebäude einst mitten in der Landschaft stand, blieb nichts erhalten. Deshalb wollen die Vereinsmitglieder eng mit den Freunden in Neuwegersleben zusammenarbeiten und im Heimatmuseum Dedeleben an diese historische Anlage erinnern.