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Hochwasserschutz Brockenwärme und Regenwinter

Hochwasser wie im Juli 2014 im Ilsetal werden keine Ausnahme mehr sein, prognostizieren Experten. Eine Kooperation soll dem entgegenwirken.

Von Ingmar Mehlhose 11.03.2016, 10:30

Drübeck l „Wir haben immer mehr Regenwinter“, sagt Ulrich Eichler. Der ehrenamtliche Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Ilse/Holtemme verweist zudem auf die Tatsache, dass die Temperatur auf dem Brocken durchschnittlich um +4 Grad Celsius angestiegen sei.

Starkregen wie jener Guss am Abend des 26. Juli 2014 über dem Ilsetal würden nicht mehr die Ausnahme bleiben. Sollte es zudem mal wieder einen schneereichen Winter geben und dessen Schmelze mit ergiebigem Niederschlag einhergehen, seien Überschwemmungen ebenfalls vorprogrammiert. Die von Ilse/Holtemme betreuten Gewässer zweiter Ordnung hätten dadurch eine größere Bedeutung erlangt. Der Wernigeröder: „Wir suchen nach Möglichkeiten, die Probleme besser in den Griff zu kriegen.“

Dazu werde inzwischen mit der Verwaltung des Nationalparkes Harz intensiver kooperiert. Immerhin würden sich von den 1238,580 Kilometern Bachläufen im Verantwortungsbereich von Ilse/Holtemme 144 Kilometer innerhalb des Schutzgebietes befinden.

Vereinbart worden sei zwischen beiden Partnern dort die Ausrichtung von jährlich zwei separaten Gewässerschauen im Frühjahr beziehungsweise Herbst zwischen Quelle und Pegel.

Zudem habe die Leitung des Nationalparks kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben, ergänzt dessen Mitarbeiter Otfried Wüstemann. Er ist gleichzeitig stellvertretender Verbandschef. Der Titel laute „Handlungsempfehlungen zum Hochwasserschutzmanagement in der Ilse im Nationalpark Harz – unter besonderer Berücksichtigung des Totholzes“. Für Herbst werde mit den Ergebnissen der von Volker Lüderitz, Professor für Hydrobiologie und Gewässerökologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Wasser- und Kreislaufwirtschaft, geleiteten Untersuchung gerechnet.

Ein weiteres gemeinsames Projekt sei die Bereitstellung von Datenmaterial zur Erfassung des Fischbestandes im Suenbach in Ilsenburg für eine Studie „Durchsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie“ in diesem Bereich.

Auch gehe es um die Schaffung der ökologischen Durchgängigkeit durch die Errichtung einer Sohlgleite am Eckerwehr, Abschlag Stimmecke in Regie des Unterhaltungsverbandes. Laut dessen Vorsteher werden hier im Rahmen einer betreuten Abschluss- arbeit an der Hochschule Harz ebenfalls Informationen gesammelt. So seien unter anderem die Sperrbauwerke und der Fischbesatz zu erfassen. Dieses Vorhaben trage im Übrigen dazu bei, die Unterhaltung des Gewässers zu minimieren und beeinflusse damit gleichzeitig den Hochwasserschutz positiv.

Ulrich Eichler: „Es geht nicht darum, koste es, was es wolle, die Bäche auszubaggern, sondern darum, den ökologischen Lebensraum zu erhalten.“ Oftmals genügten bereits kleine Veränderungen. So zum Beispiel die Installation von Stangengittern vor verrohrten Wasserläufen. Dies sei ein altes Prinzip. Der Experte: „Das haben schon unsere Vorfahren praktiziert.“

Allerdings: Die absolute Sicherheit vor Überflutungen gebe es nicht. Otfried Wüstemann: „Wir versuchen, das auszuschließen, was auszuschließen geht.“ Ulrich Eichler sekundiert: „Jeder hat auch eine Verantwortung zum Selbstschutz.“ Wer bis direkt ans Ufer heranbaue und die Fläche versiegele, dürfe sich nicht wundern, wenn sein Grundstück nach einem starken Regen plötzlich unter Wasser steht.

Negativ-Beispiele gebe es leider immer wieder, nennt der Vorsteher ein Gewerbegebiet im Ortsteil Ermsleben der Stadt Falkenstein/Harz nah an der Selke. Dort habe viel Geld in die Hand genommen werden müssen, um bei der Planung verursachte Fehler zu beseitigen.

„Das Image des Unterhaltungsverbandes hat sich in den letzten vier, fünf Jahren deutlich verbessert“, schätzt Wüstemann ein. Das liege vor allem an Geschäftsführerin Nadja Effler-Scheruhn und ihrem Team. Dabei sei der Bauhof mit seinen sechs Beschäftigten besonders wichtig. Sie würden sich genau auskennen und bei Bedarf umgehend reagieren. Der Verbands-Vize: „Das ist außerdem kostengünstig. Würde das ein Betrieb übernehmen, müssten wir erst Angebote einholen.“