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Halberstädter Berge Weltkriegsgraben-System wird 100

100 Jahre Medingschanze in Halberstadt: An den Bau der Anlage wird mit Kampfszenen in historischen Uniformen und Führungen erinnert.

Von Jörg Endries 31.03.2016, 11:00

Halberstadt l Einmalig in Deutschland ist die Medingschanze in den Halberstädter Bergen. Im Juli 2014 ist der Fakt mit dem Titel Baudenkmal offiziell anerkannt worden. Vor genau 100 Jahren ist der vollständig erhaltene Nachbau eines Grabensystems aus dem Ersten Weltkrieg vor den Toren der Stadt entstanden.

Daran wollen die Mitglieder des Vereins Halberstädter Berge und eine Gruppe ehrenamtlicher Darsteller, die Gruppe „Living History“, mit einer zweitägigen Veranstaltung erinnern, wie Roswitha Hutfilz vom Verein Halberstädter Berge auf Volksstimme-Nachfrage informierte. Derzeit stecken die Vereinsmitglieder mitten in den Vorbereitungen für dieses Event, das am 11. und 12. Juni auf dem Gelände der Medingschanze stattfindet.

Roswitha Hutfilz: „Ziel ist es, einem interessierten Publikum nicht nur das Denkmal vorzustellen, sondern auch dessen historischen Hintergrund und ursprüngliche Nutzung zu vermitteln.“ Der Fokus der Veranstaltung liegt nicht darauf, den Gästen ein militärisches Spektakel zu bieten. „Vielmehr soll an diesem Wochenende Lokalgeschichte vermittelt und das einzigartige Bodendenkmal präsentiert sowie an die Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges erinnert werden“, sagt Roswitha Hutfilz.

„Besonders positiv sehen wir das große Interesse von Darstellergruppen aus verschiedenen europäischen Ländern“, berichtet Roswitha Hutfilz. So unter anderem aus den Niederlanden, aus Polen und Tschechien sowie einer Darstellergruppe, die in französischen Uniformen anreisen wird.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwei Baustellen hat der Verein Halberstädter Berge derzeit noch bei der Vorbereitung „100 Jahre Medingschanze“. Die Kontakte nach Großbritannien haben trotz Unterstützung durch die Hochschule Harz noch keine Resonanz gefunden. Hintergrund: Vor einigen Jahren ist in Schottland eine ähnliche Grabenanlage wiederentdeckt worden. Die Soldaten des schottischen Regiments, die dort ausgebildet wurden, kämpften 1916 nachweislich in der blutigen Schlacht an der Somme in Frankreich gegen die Soldaten des Halberstädter Regiments, die in der Medingschanze für den Grabenkrieg trainiert wurden.

Das schottische Regiment existiert immer noch. Das Ziel des Vereins Halberstädter Berge ist: Anlässlich 100 Jahre Schlacht an der Somme ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens zu setzen. Vertreter der Bundeswehr, auch wenn Halberstadt seit Mitte der 1990er Jahre kein Garnisonsstandort mehr ist, sowie des ­schottischen Regiments sollten sich bei der Feier „100 Jahre Medingschanze“ dort die Hände reichen.

Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass die beantragten Fördermittel für die Restaurierung des Obelisken auf dem Gelände der Medingschanze bislang noch nicht bewilligt sind. Er erinnert an die gefallenen Soldaten des Halberstädter Regiments.

Dass die Medingschanze so gut erhalten ist, ist einem glücklichen Umstand geschuldet. Sie ist nach Ende des Ersten Weltkriegs einfach in Vergessenheit geraten und fiel in einen fast 100-jährigen Dornröschenschlaf. Dem Engagement des Vereins Halberstädter Berge ist es zu verdanken, dass das Denkmal aus diesem erweckt worden ist.

In den Jahren 2013 bis 2015 ist es mit Unterstützung der Kommunalen Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz (KoBa) gelungen, das gut erhaltene Grabensystem von Bäumen, Büschen und Gestrüpp zu befreien. Mitarbeiter des Aus- und Weiterbildungszentrums Halberstadt haben Gänge des Grabensystems freigeschnitten und gesäubert, einen Unterstand freigelegt sowie originalgetreu wieder nachgebaut.

Hintergrundwissen haben die Mitglieder des Berge-Vereins zusammengetragen, damit sich die Besucher vor Ort künftig über die historische Anlage informieren können. Direkt an der Medingschanze präsentiert eine Info-Tafel die Fakten. Die Arbeiten unter Regie des Aus- und Weiterbildungszentrums Halberstadts (AWZ) 2015 haben weitere in den Fels geschlagene Gräben freigelegt, die aufwendig rekonstruiert wurden. Alte Fotos halfen beim Nachbau früherer Stellungen.