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Wertstoffhof Testphase dauert ein ganzes Jahr

Seit Januar ist der neue Halberstädter Wertstoffhof geöffnet. Viele Nutzer sind mit ihm zufrieden, es gibt aber auch Kritik.

Von Sabine Scholz 16.04.2016, 01:01

Halberstadt l Wenn Pkw mit Hänger anrücken, kann es schon mal eng werden auf den Stellflächen des neuen Wertstoffhofes der Enwi. „Die Parktaschen sind sechs Meter lang und drei Meter breit“, erklärt Ingo Ziemann, zuständiger Abteilungsleiter bei der Entsorgungswirtschaft Harz (Enwi). Die kreiseigene Anstalt öffentlichen Rechts ist für die Organisation der Abfallsammlung und -beseitigung im Harzkreis zuständig und hat im Januar den neuen Wertstoffhof im Gewerbegebiet Am Sülzegraben eröffnet.

Die rechtwinklig zur Fahrbahn angeordneten Parktaschen sind zwar größer als üblich, aber für Fahrzeuge mit Anhänger dennoch zu kurz. Also stehen diese Autos meist parallel zur Fahrbahn und blockieren somit drei bis vier der Stellplätze. Solange kein Hochbetrieb herrscht, ist das kein Problem. Aber Freitagnachmittag, Sonnabend und am Montagnachmittag kann dieses Querparken für Stau sorgen. Weil das Rangieren zum Ausparken schwierig ist oder die Fahrbahn gleich mal komplett mit zum Parken genutzt wird.

Von solchen Engpässen wissen sowohl Enwi-Vorstand Michael Dietze als auch Ingo Ziemann. „Wir sind ja selbst Nutzer des Hofes“, sagt Dietze und Ingo Ziemann berichtet, dass er an einem Sonnabend ebenfalls mal in einer langen Schlange wartete. „Ich habe auf Höhe der Dekra gestanden und dann mal auf die Uhr geschaut. Nach fünf Minuten war ich am Container und konnte meinen Grünschnitt ausleeren.“ Eine Wartezeit, die man mal in Kauf nehmen könne, meinen die beiden Abfallexperten. „An anderen Stellen gibt es ja auch Wartezeiten“, sagt Michael Dietze und verweist auf einen langen Abwägungsprozess. „Der Hof ist bis auf sonn- und feiertags das ganze Jahr über geöffnet. Natürlich gibt es schwache Nutzungsmonate und starke und in diesen besondere Anlieferungsspitzen. Aber wir können nicht alles an den fünf bis zehn Prozent des Jahres ausrichten, wo es richtig voll ist. Dann wäre der Bau viel zu teuer geworden. Schließlich finanzieren wir uns komplett über Gebühren. Das heißt, aus dem Geld der Bürger. Und das soll bestmöglichst investiert werden in dieser Gemeinschaftsanlage.“

Man habe in der Planungsphase lange nach dem optimalen Konzept gesucht und sich auf diesen Kompromiss geeinigt. So sei auch die Idee diagonal angeordneter Stellflächen verworfen worden. Das brauche mehr Platz und verlängere die Wege. „Unsere Parkordnung kennt jeder vom Supermarkt oder den Stellflächen vor dem Wohnhaus“, ergänzt Ziemann.

Man betrachte aber das ganze erste Jahr als Testphase. So habe sich bereits gezeigt, dass man bei der Beschilderung der Container noch nachbessern sollte. „Damit die Anlieferer schneller erkennen, wo sie Elektronik, Schrott, Grünschnitt oder ihren Sperrmüll los werden“, sagt Dietze. „Auf eine Überdachung der Stellflächen, von der aus man die Schilder hätte abhängen können, haben wir verzichtet, das wären noch einmal 150 000 Euro extra gewesen.“

Da man noch teste, nehme man Kritiken und Hinweise ernst, aber nicht jedem Wunsch könne man im Interesse aller entsprechen, wird betont. Die Anregung von Reinhardt Rudel, ob man nicht die Spitzen in der Anlieferungszeit freitags und sonnabends entzerren könne, indem man donnerstags und freitags bis 20 Uhr statt bis 18 Uhr öffnet, nahm Ingo Ziemann interessiert auf. Aber die bisher registrierten Anlieferungsspitzen sprechen nicht dafür, sie lagen nie kurz vor den Schließzeiten. Selbst sonnabends ist zwischen 13 und 14 Uhr kaum Betrieb.