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Schule Chinese lehrt Einmaleins des Tischtennis

Mit Unterstützung aus China erlernen Osterwiecker Fallstein-Gymnasiasten Tischtennis spielen.

Von Mario Heinicke 06.05.2016, 01:01

Osterwieck l Während sich in Deutschland alles um den Fußball dreht, ist China eine Tischtennisnation. China ist das Maß der Dinge in der Welt. Auch Xiujie Yang hat schon Lorbeeren geerntet, war früher mehrfach Meister in seiner Heimatstadt Rizhao, einer 2,7-Millionen-Menschen-Metropole an der Ostküste Chinas. Was bei der Leistungsdichte im Land schon etwas bedeutet. Als Profi bezeichnet er sich deshalb aber nicht.

Seit vergangenem Oktober lebt der 27-Jährige in Blankenburg, ein Austausch mit der Stadt Rizhao, den die Blütenstadt initiiert hat und den Sponsoren, Stadt und Sportverein finanzieren. Davon profitieren indirekt auch die Osterwiecker.

Montagnachmittags ist Xiujie Yang für eineinhalb Stunden in der Ilsestadt. In der kleinen Turnhalle trainiert er zusammen mit Wolfgang Wagner die Fallstein-Gymnasiasten, die an der Arbeitsgemeinschaft Tischtennis teilnehmen. Meist Schüler ohne große Vorerfahrungen mit dem kleinen Zelluloidball.

Wagner ist Tischtennis-Abteilungsleiter bei der SG Stahl Blankenburg. Und der Verein hat Schulen im Zuge der vom Land geförderten Kooperation „Sport in Schule und Verein“ eine Partnerschaft angeboten. Seit diesem Schuljahr sind Wagner und sein chinesischer Gast an vier Tagen in der Woche auf Achse. Montags in Osterwieck, dienstags und donnerstags am Martineum in Halberstadt sowie mittwochs am Stadtfeld-Gymnasium Wernigerode.

Deutsch spricht der 27-jährige Chinese ein wenig. „Die Schüler verständigen sich auf Englisch“, berichtete Wolfgang Wagner. Auf die sportliche Entwicklung bezogen sagt er: „Erfolgreich war das Training. Wenn man weiß, wie die Schüler mal angefangen haben.“

Dass sie in dem einen Schuljahr Tischtennis allerhand gelernt haben, bestätigt Lucas Kersten, einer der acht Schüler in der Arbeitsgemeinschaft. Auch Xiujie Yang erkennt ihre Entwicklung. „Sie sind alle talentiert.“ Allerdings schränkt er ein, dass einmal Training in der Woche zu wenig sei. „Das ist nicht genug Zeit, Tischtennis zu üben.“ Er selbst, so berichtet er, habe früher mindestens viermal in der Woche trainiert.

Wie Tischtennis im vollen Wettkampftempo geht, zeigt Xiujie Yang im Spiel mit den Schülern höchstens mal zu Demonstrationszwecken. Blocktraining heißt das und lässt einem Einsteiger nicht die Chance, auf einen Ball zu reagieren. Ansonsten passt sich der Chinese dem Tempo der Schüler an, erklärt Körper- und Schlägerhaltung.

Meist fehlen freie Hallenzeiten für häufigeres Trainieren, weiß Wolfgang Wagner, der übrigens in Halberstadt wohnt. Beim Schulprojekt stehe anderswo mitunter sogar bloß eine Stunde zur Verfügung. Eigentlich zu wenig, wenn man Auf- und Abbau der Platten mit einberechnet.

Aber selbst den Vereinsspielern von Stahl Blankenburg geht es nicht viel besser. Sie haben insgesamt drei Trainingstage pro Woche zur Verfügung, davon zwei für den Nachwuchs. Auch dort arbeitet Xiujie Yang in diesem Schuljahr als Übungsleiter für den Nachwuchs. Und, na klar, auch in der Spitzenmannschaft von Stahl ist er eingesetzt. Mit seiner Hilfe stiegen die Blankenburger jetzt in die Regionalliga, die vierte Liga, auf. Was bedeutet, dass sie kommende Saison auf Gegner bis Bayern treffen werden.

„Wir versuchen, dass Xiujie Yang noch länger bleiben kann“, berichtet Wolfgang Wagner. Zurzeit ist er in seiner chinesischen Heimatstadt als Trainer im Sportamt angestellt und für diesen Austausch freigestellt. Wenn’s klappen würde, hätten auch die Osterwiecker Gymnasiasten noch länger einen chinesischen Tischtennislehrer.