Luther-Jubiläum Im Traktor in den Norden

Der Osterwiecker Manfred Bote war im Norden des Landes unterwegs. Eine außergewöhnliche Reise mit außergewöhnlichen Hintergrund.

Von Mario Heinicke 12.05.2016, 10:48

Osterwieck l Baujahr 1959 ist der Traktor der Marke Hanomag und damit nur vier Jahre jünger als Manfred Bote am Steuer. Mit angespanntem Wohnwagen ging es eine Woche auf Tour in den Norden. Flechtingen, Arendsee, Havelberg und Plau am See waren die Stationen, wo auf Campingplätzen Halt eingelegt wurde.

Unterwegs wollte der Zahnarzt einen ehemalige Studienkollegen besuchen. „Wir haben noch regelmäßig Kontakt. Im Oktober ist wieder ein Studienjahrestreffen“, berichtete Bote. Zum anderen wollte er auf Osterwieck als Stadt der Reformation aufmerksam machen.

Im Gepäck hatte Manfred Bote 100 Luther-Taschenbibeln vom internationalen Gideonbund, dem er seit zehn Jahren angehört. Die Bibeln verteilte er unterwegs an vielerlei Stellen und berichtete dazu über Osterwieck. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm dabei der Aufenthalt in Flechtingen, wo er mit dem Küster und einer Vertreterin der Stadtverwaltung sprach. Auch Flechtingen hat eine Beziehung zu Luthers Reformation. Von Ablassprediger Tetzel, der einst den Anlass zu Luthers Thesenanschlag in Wittenberg gab, befindet sich in der dortigen Kirche ein Ablasskasten. Darin steckten die Menschen Geld, um von ihren Sünden befreit zu werden.

Manfred Bote hat seine ganz persönliche Beziehung zur Reformation, wenngleich eine unvorhergesehene. Mitte der 1990er Jahre rettete er in der Osterwiecker Altstadt das Fachwerkhaus Hagen 24 vor dem Verfall, sanierte es zum Geschäftshaus.

Erst über ein Jahrzehnt später erfuhr er, dass sich an diesem Gebäude von 1533 die erste Inschrift befindet, mit der sich ein Eigentümer, noch dazu der damalige Bürgermeister, zu Luthers Reformation bekannte. Zwei Jahre, bevor die Reformation in Osterwieck eingeführt wurde.

Auch darüber berichtete Manfred Bote natürlich auf seiner Tour in den Norden, die mit dem Traktor schon ein kleines Abenteuer war. „Die Campingplätze lagen um die 80 Kilometer entfernt, vier bis fünf Stunden war ich pro Tag unterwegs“, berichtete er. Am ersten Tag nach frostiger Nacht noch dick eingepackt und mit Handschuhen, denn das Fahrerhaus ist offen, hat nur nach vorn eine Scheibe. Tempo 25 schafft der Hanomag. Lange Autoschlangen bildeten sich aber nicht. „Es war nicht so schlimm. Im Gegenteil, ich wurde unterwegs oft gegrüßt.“

Vor zehn Jahren hatte der Osterwiecker schon einmal eine ähnliche Tour zur Ostsee unternommen. Ansonsten nutzt er seinen Traktor oft daheim für landwirtschaftliche Arbeiten.