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Bunter Hof Flüchtlinge erproben sich beim Restaurieren

Der Osterwiecker „Bunte Hof“ sah diese Woche das erste Bau-Seminar für Flüchtlinge. Dabei geht es nicht um Beschäftigungstherapie.

Von Mario Heinicke 15.05.2016, 01:08

Osterwieck l Acht Männer aus Syrien, Afghanistan und dem Iran, die zurzeit in Quedlinburg wohnen, nahmen an der viertägigen Veranstaltung teil. Kommende Woche wird eine zweite achtköpfige Gruppe erwartet.

Mitarbeiter des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg begleiten die Arbeiten der Flüchtlinge. Wie Geschäftsführerin Claudia Hennrich sagte, geht es darum, handwerkliche Kompetenzen zu ermitteln. Jeder Teilnehmer erhält nach dem Seminar ein Zertifikat einschließlich Bilddokumentation von seiner Arbeit, das später bei der Jobsuche helfen soll. Darüber hinaus sollen im Juni Unternehmer aus der Region, welche Arbeitskräfte suchen, eingeladen werden, um ihnen die Fähigkeiten der Flüchtlinge zu präsentieren.

Im „Bunten Hof“ in Osterwieck, einem Modellprojekt der Fachwerkrestaurierung, zeigen die Flüchtlinge zum Beispiel ihre Talente beim akribischen Arbeiten mit Skalpell und Pinsel, um von Türrahmen Farbschichten freizulegen oder Balken zu säubern.

Claudia Hennrich äußerte sich angetan von den Ergebnissen. Von einem Bekrönungsfeld der künftigen Tür zur Stadtbibliothek werden gerade zwei Schichten Ölfarbe abgekratzt, darunter wird eine Bierlasur aus dem 19. Jahrhundert erwartet – und darunter eine künstlerische Malerei aus der Erbauung des Hauses im 16. Jahrhundert. Letztere wird aber später mit Dirk Knüpfer ein Restaurator freilegen.

Ermöglicht werden die Bau-Seminare für Flüchtlinge durch Förderungen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und die Commerzbankstiftung. Weitere Seminare bietet das Quedlinburger Fachwerkzentrum im Schloss Erxleben (Bördekreis) und im Halberstädter Grudenberg 8 an.

Die Veranstaltung im „Bunten Hof“ war auch den in Osterwieck wohnenden Flüchtlingen angeboten worden, letztendlich ist aber niemand der Einladung gefolgt. In Quedlinburg gab es dagegen großes Interesse. 25 Flüchtlinge wollten teilnehmen, von denen zunächst 16 aus unterschiedlichsten Berufen ausgewählt wurden.