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Museen Von wegen verstaubt

Kostenloser Eintritt und interessante Angebote locken am kommenden Sonntag in die Halberstädter Museen.

Von Sabine Scholz 18.05.2016, 23:00

Halberstadt/Ströbeck l Von wegen verstaubt. Museen bieten heutzutage viel mehr als in Vitrinen aufgereihte Gegenstände und „Berühren verboten!“-Schilder. Zwar sind die wertvollen Sachzeugen der Geschichte nach wie vor geschützt und behütet. Aber verstaubt sind die Angebote rund um diese Objekte beileibe nicht. So nutzen immer mehr Museen die neuen Medien. In Halberstadt kann man nun zum Beispiel mit seinem Smartphone auf Entdeckungsreise gehen.

Vorgestellt wird diese neue Möglichkeit am kommenden Sonntag, dem 22. Mai. Anlass ist der Internationale Museumstag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Museen in der Kulturlandschaft“ steht.

Der Internationale Museumstag wird vom Internationalen Museumsrat ICOM ausgerufen und findet bereits zum 39. Mal statt. Ziel des Aktionstages ist es, auf die thematische Vielfalt der mehr als 6 500 Museen in Deutschland sowie der Museen aufmerksam zu machen. Mit ihrem breiten Spektrum, dem vielfältigen Angebot und innovativen Ideen leisten die Museen einen großen Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Bei freiem Eintritt kann man an diesem Tag in die Halberstädter Geschichte eintauchen. Zu erleben sind von 10 bis 17 Uhr im Städtischen Museum die Multimediapräsentationen zur Stadtentwicklung in früheren Zeiten sowie über die Zerstörung der Stadt am 8. April 1945, den Wiederaufbau und eine packende Bildvorführung zur Zerstörung der Altstadt in der DDR.

Um 14 Uhr wird im Museum die neue Führung „halberstadt-erleben.de“ vorgestellt, wie Museumsdirektor Armin Schulze informierte. Dabei erkundet man den Halberstädter Domplatz mit dem Handy. Für nur einen Euro erhält der Gast den Freischaltcode, der es ermöglicht, 24 Stunden lang den Domplatz in Halberstadt kennenzulernen. Insgesamt kann man an 22 Stationen mehr zur Geschichte der Stadt, der einzelnen Gebäude und ihrer einstigen Bewohner erfahren.

Der Internationale Museumstag ist in Ströbeck Eröffnungstag für eine neue Sonderausstellung, die bis zum 14. Mai 2017 zu sehen sein wird. Sie widme sich einem längst überfälligen Thema, wie Kathrin Baltzer sagt. Unter dem Titel „Caissas Schwestern“ geht es um Frauen und Schach.

Lange wurden schachspielende Frauen in der Gesellschaft, Literatur und Kunst in die private Sphäre gedrängt. Im Mittelalter war das Schachspiel eine der üblichen Fertigkeiten von Herren und Damen und bot die Möglichkeit zwangloser Begegnungen zwischen den Geschlechtern. So zieht sich die Liebesmetaphorik des Schachs durch die Kulturgeschichte bis ins 19. Jahrhundert. Hör- und Bildbeispiele in der Ausstellung liefern einen Eindruck davon, so die Leiterin des Schachmuseums.

Mit der Emanzipationsbewegung im 19. Jahrhundert drängten die Frauen in die Öffentlichkeit, in die Spielstätten der Schachelite und verfassten Schachbücher. Die Ausstellung stellt die großen Wegbereiterinnen des Frauenschachs vor wie Vera Menchik, Nona Gaprindaschwili, Maja Tschiburdanidse, Judit Polgár und die aktuelle Frauenweltmeisterin Hou Yifan aus China. Mit ihnen bewegte sich die Qualität und Leistung des Frauenschachs stetig nach oben. Judit Polgár war sogar auf Platz 8 der männlichen Weltrangliste vorgedrungen.

Zum Angebot gehören erneut berühmte Schachpartien, die die Besucher nachspielen können, so eine Weltmeisterschaftspartie der ersten Frauenweltmeisterin und überragenden Schachspielerin Vera Menchik gegen ihre einzige ernstzunehmende Konkurrentin Sonja Graf 1937. Auch Zeugnisse aus der Ströbecker Damenschachgeschichte sind zu sehen, wie eine Preisschale des SC Ströbeck zum Damenturnier des Harzer Schachkongresses 1908.

Um 11 Uhr und um 14 Uhr werden Führungen durch das Museum angeboten, um 15.30 Uhr beginnt der Vortrag „Caissas Schwestern – Frauen und Schach“.

Informationen zum Tag und den Angeboten unter www.museumstag.de