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Integration Mit Freude Flüchtlingen helfen

Ehrenamtliche Integrationslotsen haben in Wernigerode über ihre Arbeit berichtet. Sie bereitet ihnen Freude.

Von Andreas Fischer 25.08.2016, 23:01

Wernigerode l Als Integrationslotse tätig zu sein, kann auch persönlich Befriedigung bereiten. Das jedenfalls sagen Wolfgang Rumpf und Franziska Schaller. Beide berichteten am Mittwoch während der Jahrestagung des Netzwerkes Integration in den Räumen der Volkshochschule in Wernigerode über ihre ehrenamtliche Arbeit.

Der Blankenburger Wolfgang Rumpf beispielsweise schilderte, dass er sich für Schutzsuchende einsetze, weil seine Verwandten nach dem Zweiten Weltkrieg Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen erlebt hätten. Er betreue derzeit zwei Familien in Blankenburg, eine mit drei und die andere mit fünf Kindern.

Beide hätten zunächst im Regenstein-Wohngebiet eine möblierte Übergangswohnung des Landkreises erhalten. Rumpf schilderte, wie sich auch andere Menschen um die Integration der derzeit im Raum Blankenburg lebenden Migranten kümmerten. So zum Beispiel die Katholische Kirchengemeinde, die zum Gespräch während eines Kaffeetrinkens eingeladen habe. Er sprach aber auch von Problemen. So sei in der einen Familie der Mann Taxifahrer gewesen. Seine Frau habe jedoch nie gearbeitet und sei Analphabetin. Deshalb setze er sich dafür ein, dass die Kreisvolkshochschule auch für Migranten Alphabetisierungskurse anbietet.

Bei der anderen Familie habe es nach den Worten des Integrationslotsen acht Monate gedauert, bis der Ingenieur und die Lehrerin Plätze in einem Integrationskurs bekommen hätten. Wegen dieser Fortbildung in Wernigerode habe diese Familie dort kürzlich eine leere Wohnung bezogen, die eingerichtet werden musste.

Rumpf würdigte die Unterstützung durch die Kommunale Beschäftigungsagentur (KoBa). An den anwesenden Landrat Martin Skiebe gewandt, sprach sich der Blankenburger dafür aus, verschiedene bürokratische Hemmnisse abzubauen. Er nannte dazu ein Beispiel: Um für das in Halberstadt geborene fünfte Kind der betreuten Familie eine Geburtsurkunde zu erhalten, würden verschiedene Unterlagen verlangt, die die Eltern jedoch nicht beibringen könnten. „Trotz aller Probleme – das Betreuen dieser Menschen bereitet mir viel Freude“, sagte der Rentner abschließend.

Ähnliche Worte fand die Wernigeröderin Franziska Schaller. Die Ruheständlerin verspüre eigenem Bekunden nach unabhängig „vieler bürokratischer Hemmnisse das freudige Gefühl, geholfen zu haben“, bekannte sie.

Die Integration der im Landkreis Harz lebenden Migranten komme voran – auch dank des Engagements verschiedener Vereine und Bürger. Dieses Resümee zog Landrat Martin Skiebe (CDU). Unter dem Motto „Migration und Kreativität verbinden – ein Weg zur Integration“ finde ein vielseitiger Erfahrungsaustausch statt. Mit dem geknüpften Netzwerk würden in mehreren Arbeitsgruppen Angebote und Projekte zur Eingliederung koordiniert und umgesetzt.

Das bekräftigte Herma Alpermann, Leiterin der Stabstelle Netzwerk Integration der Kreisverwaltung. Nach ihren Worten würden seit Jahresanfang im Rahmen des betreuenden Netzwerkes aus Vereinen und Gruppen 330 Personen betreut, die aus der Erstaufnahme entlassen und in den Orten untergebracht sind.

Themen der diesjährigen Netzwerktagung waren zudem die Auswertung eines Fragebogens zur derzeitigen Migrationsarbeit, die Vorstellung des Integrationslotsen-Projektes und das Auswerten der ersten Erfahrungen damit. Diese wurden im Integrationskonzept zusammengefasst und dem Landrat übergeben.

Als ein Schwerpunkt, der als besonders wichtig hervorgehoben wird, gilt nach Ansicht der Verfasser die Sprachförderung an Schulen. Notwendig sei beispielsweise eine individuelle Fortbildung der Kinder mit Migrationshintergrund. Im Regelfall sei eine Eingliederung in den Klassenverband notwendig, um möglichst einen eigenen Sprachraum zu vermeiden.

Angestrebt werden sollten auch intensive Gespräche mit den Eltern zur individuellen Schullaufbahnplanung. „Dafür müssen Lehrerinnen und Lehrer sensibilisiert und qualifiziert werden, die Migrationsdienste sind einzubeziehen“, heißt es in dem Konzept dazu unter anderem.

Martin Skiebe eröffnete im Anschluss die Ausstellung „Stilblüten – Blütenstil“. Diese bietet einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf das Thema Migration und stellt dieses in Papiercollagen und Fotos dar.