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Rollstuhl-Experiment Werbung für eine Stadt ohne Barrieren

Eine neue Erfahrung war das Erfahren der Stadt für vier Halberstädter Politiker. Die Tour im Rollstuhl hat Folgen, versprachen sie.

Von Sabine Scholz 18.09.2016, 10:58

Halberstadt l Die Trommelklänge gehören mittlerweile genauso dazu wie die vielen Informationsstände. Wenn in Halberstadt der Aktionstag für mehr Barrierefreiheit veranstaltet wird, wird es laut und bunt auf dem Fischmarkt.

„Barrierefreiheit ist ein ziemlich abgenutzter Begriff“, sagte Kerstin Römer, „aber die Zielstellung ist wichtig“. Kerstin Römer, seit Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen, erlebt täglich, was Hans-Jürgen Scholz (Linke), Michael Kröber (SPD), Daniel Szarata (CDU) und Kristine Paul (Bündnisgrüne) einen Nachmittag lang erlebten. Die vier Halberstädter sind kommunalpolitisch aktiv und gebeten worden, alltägliche Aufgaben im Rollstuhl zu meistern.

„Das war eine einschneidende Erfahrung“, sagte Daniel Szarata. Sie wird nachwirken. „Wenn wir über Bauthemen in der Stadt reden, werde ich jetzt mehr Augenmerk darauf richten, ob die Barrierefreiheit gegeben ist.“ Auch als junger Vater habe sich sein Blick auf dieses Thema geschärft, denn nicht nur Rollifahrer, auch Familien mit kleinen Kindern, Gehbehinderte, Blinde, Schwerhörige, sie alle erleben sehr oft, was Gedankenlosigkeit auslöst.

Denn manchmal sind es Kleinigkeiten – Hinweisschilder, die für jemandem im Rollstuhl zu hoch angebracht sind, Geschäfte oder Cafés, in denen einen kleine, leichte transportable Rampe die Zugang ins Haus gewähren würde. Oder eine Bordsteinabsenkung, die flach genug ist, wie Michael Kröber betonte. Der Sozialdemokrat wird nach diesem Experiment noch mehr Menschen ansprechen, sich für den Abbau nicht nur baulicher Hindernisse stark zu machen. Ein Ansinnen, dem auch Hans-Jürgen Scholz folgte. Er forderte die Halberstädter auf, einmal entdeckte Barrieren der Stadtverwaltung zu melden, damit diese entsprechend reagieren könne.

„Auch wenn es nicht darum geht, das sofort der Bordstein abgesenkt oder das Schild tiefer angebracht wird“, ergänzte Kerstin Römer, „auch wenn dies natürlich schon irgendwann mal erfolgen sollte. Wichtig ist, dass die Mitmenschen überhaupt sensibler für dieses Thema werden.“

Kerstin Römer freute sich, dass der Barriere-Test so eine eindrückliche Erfahrung für die Testpersonen war und nachhaltig wirken wird. „Es ist noch einiges zu tun“, sagte sie, fügt dann aber auch an: „Ich komme sehr viel herum. Und von daher kann ich sagen: In Halberstadt ist es schon ganz gut um die Barrierefreiheit bestellt. Es ist nicht perfekt, aber schon ganz gut.“ Mal sehen, was der nächste Aktionstag ans Licht bringen wird.