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Experte warnt Felsabsturz am Klusfelsen jederzeit möglich

Wegen der Sicherung des Klusfelsen in Halberstadt haben sich Stadträte, ein Sachverständiger und der OB zu einem Vorort-Termin getroffen.

Von Jörg Endries 28.09.2016, 16:00

Halberstadt l Bedrohlich ist der Zustand von Kapelle und Klause im Klusfelsen. Jederzeit können Teile des Baudenkmals einstürzen, warnt der Sachverständige Dr. Volker Lind während eines Vorort-Termins am Montagnachmittag mit Vertretern der Stadtratsfraktionen und dem Oberbürgermeister. Der Stadtrat muss schnell entscheiden, ob 70.000 Euro für eine Notsicherung ausgegeben werden sollen. Für eine zweite Variante kämpft seit 2009 Knut Schneider. Der Maschinenbau-Ingenieur aus Halberstadt favorisiert eine nachhaltige Sanierung von Kapelle und Klause, die eine touristische Nutzung des eindrucksvollen und seit 2005 gesperrten Felsens ermöglichen würde. Zudem wäre sein Konzept mit etwa 60.000 Euro um einiges preiswerter.

Die Zeit drängt, appelliert Volker Lind. Der Sandstein des Klusfelsens sei extrem weich und in Schichten mit Ton versetzt, was die Lage noch wesentlich dramatisiert. Damit sei der Fels außerordentlich für Feuchtigkeit empfindlich, die den Sandstein auflöst. „Die ­Decke der Kapelle ist etwa 56 Tonnen schwer, sie wird von dünnen Sandsteinsäulchen getragen, die zerbröseln. Die Frage ist, wie lange sie die enorme Last noch halten“, warnt der Fachmann. „Irgendwann bricht die Decke ein und der tonnenschwere Fels rollt ins Tal – ohne Ankündigung.“ Für Spaziergänger, die direkt am Klusfelsen vorbeigehen, eine unberechenbare tödliche Gefahr. Volker Lind favorisiert die Notsicherung mittels Stahlkonstruktion. „Damit kann das Abrutschen des Felsens verhindert und die Windbelastung bei Sturm genommen werden.“ Lind macht deutlich, dass die Notsicherung noch vor dem Winter erfolgen muss. Frost und Tauwetter würden den ohnehin rasant schnell ­voranschreitenden Verfall noch wesentlich verschärfen.

Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke): „Das Engagement von Knut Schneider ist aller Ehren wert. Die angeblichen Spender sind leider nie bei mir gewesen.“ Der OB erinnert bei der Gelegenheit daran, dass der Klusfelsen Eigentum der Stadt Halberstadt ist. Damit sei die Kommune für Unterstützer der erste Ansprechpartner. Der OB stellt sich vor Thomas Wald: „Hier hat niemand ­böswillig etwas kaputt gemacht.“

Hans-Joachim Nehrkorn (Die Linke) plädiert dafür, das Ergebnis des Lind-Gutachtens sacken zu lassen, um dann zeitnah eine Entscheidung zu treffen. Wobei er zur Notsicherung tendiert.

Rainer Schöne (Bürgerfraktion/FDP) fragt, ob die 70.000 Euro nur für die Notsicherung der Kapelle notwendig sind? Volker Lind klärt auf, dass die Investition für Klause und Kapelle bestimmt sei. Nur für die Kapelle seien es etwa 33.700 Euro.

Peter Köpke (SPD) gab zu bedenken, dass man viel Geld zur Rettung eines Denkmals ausgibt, das nach der ­Not­sicherung niemand betreten oder besichtigen kann. „Die Bürger haben nichts davon.“

Mehrere Stadträte warnen, dass der Stadtrat erst wieder am 3. November tagt. Um grünes Licht für den Beginn der Arbeiten zu geben, sei das zu spät. Wenn Gefahr in Verzug sei, und davon ist bei der Kapelle auszugehen, könne der OB ohne Stadtrat eine Eilentscheidung für die Notsicherung treffen.

Auf Volksstimme-Anfrage informierte am Dienstag Andreas Henke, dass er sich mit den Fraktionsvorsitzenden trifft. „Ich werde gegenüber den Abgeordneten die kleine Lösung zur dringenden Sanierung der Kapelle empfehlen. Ich gehe davon aus, dass sich die Tendenz für eine Eilentscheidung abzeichnen wird.“