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Tierschutz Wildtierverbot für Zirkus gefordert

Tierschützer machen sich im Harz für ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen stark. Anlass sind Auftritte in Blankenburg und Halberstadt.

Von Dennis Lotzmann 08.10.2016, 11:05

Blankenburg/Halberstadt l Das am Donnerstag in Blankenburg gestartete Gastspiel des „Circus Afrika“ wird von massiver Kritik der Tierschutzorganisation Peta begleitet. Einen Tag vor Beginn der vom 6. bis 10. Oktober geplanten Auftritte haben Vertreter von Peta Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) aufgefordert, „Wildtier-Dressuren künftig zu untersagen“. In der Stadtverwaltung Blankenburg nehme man den Peta-Vorstoß zum Anlass, um generell über Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren nachzudenken, kündigt Breithaupts persönlicher Mitarbeiter Hasso Effler an. Ähnliche Tendenzen gibt es auch in Halberstadt, der nächsten Station von „Circus Afrika“.

Hasso Effler zeigt sich verwundert darüber, dass die Verwaltung erst einen Tag vor Beginn der Zirkusauftritte mit den Vorwürfen konfrontiert worden sei. „Da ist es natürlich schwierig, noch im Detail zu schauen und nötigenfalls konkrete Schritte einzuleiten“, stellt der Verwaltungsmitarbeiter klar.

Das, betont Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta, sei auch gar nicht das vordergründige Ziel der Aktion. „Wir nehmen derartige Auftritte zum Anlass, um die Verantwortlichen zu sensibilisieren und langfristig über Auftrittsverbote von Wildtieren auf kommunalen Flächen nachzudenken.“ Angesprochen würden neben der Verwaltungsspitze auch die Stadtratsfraktionen.

Beim „Circus Afrika“ kritisiert Peta insbesondere die Haltungs- und Auftrittsbedingungen für drei Elefanten. Die tonnenschweren Tiere zeigten in Videoaufnahmen aus vergangenen Gastspielorten das für Elefanten im Zirkus typische „Weben“. „Dabei schwingen die Tiere pausenlos mit Kopf und Rüssel hin und her. Dies ist ein Anzeichen für mangelhafte Haltungsbedingungen und schweres seelisches Leiden der Tiere“, erklärt Höffken.

Hier freilich liegt das Kernproblem: Während Peter Höffken als studierter Zoologe fachlich durchaus beurteilen kann, ob das Tierwohl in Gefahr ist, steht Verwaltungsmitarbeiter Hasso Effler hier vor Problemen: „Ich kann schwer einschätzen, ob ein Elefant, der mit dem Kopf wackelt, Probleme und Schäden hat“, gibt er zu bedenken. Das könnten letztlich nur Veterinäre von der Kreisverwaltung klären. Zu denen habe er noch nicht Kontakt aufnehmen können.

Ob die Kreis-Veterinäre aktuell bereits beim „Circus Afrika“ angeklopft haben, konnte am Donnerstag nicht in Erfahrung gebracht werden, da alle Mitarbeiter im Außendienst unterwegs waren. Nach Angaben von Behördensprecherin Ingelore Kamann haben Zirkus-Betriebe bei Auftritten eine Anmeldepflicht. Anschließend liege es im Ermessen der Behörde, zwecks Kontrollen vor Ort anzuklopfen.

Peter Höffken, bei Peta Senior-Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche, erhofft sich von den „vielen Nadelstichen“, die Peta am Rande von derartigen Zirkus-Auftritten setze, langfristige Erfolge. „Und die gibt es: Mittlerweile haben bundesweit 70 Kommunen ein Verbot von Wildtierauftritten auf kommunalen Flächen verfügt“, berichtet er.

Ein aktuelles Beispiel sei Erfurt, wo „Circus Afrika“ im August gastierte. „Wir haben uns am 9. August an die Stadtratsfraktionen gewandt, die Linke-Fraktion hat einen Antrag eingereicht, der im September beschlossen wurde“, so Höffken. Erfurt praktiziere damit den Schulterschluss mit Orten wie Leipzig, Potsdam oder Erding. Die bayerische Stadt zog nach Höffkens Worten erfolgreich vor Gericht, um ihr erlassenes Verbot rechtlich durchzusetzen. In Leipzig wiederum kam der Stadtratsbeschluss nach einer Petition in der Bürgerschaft zustande.

Tierschützer Höffken und Peta kämpfen für ein bundesweites Verbot, um das Leiden von Wildtieren wie Elefanten, Tigern und Löwen oder Giraffen in kleinen Käfigen zu beenden. Bislang scheitere das an der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. 19 europäische Länder, darunter Belgien, Österreich, die Niederlande oder Griechenland haben laut Peta bereits bestimmte oder alle Tierarten in Zirkussen verboten. In Deutschland werden laut Peta rund 1000 Wildtiere in Zirkussen gehalten.

Deshalb ist das Thema auch in Halberstadt aktuell: Peta habe die Stadt vor einigen Wochen kontaktiert, erklärt Timo Günther vom Büro des Oberbürgermeisters. „Wir prüfen gerade, welche Möglichkeiten wir haben, um im Sinne von Peta aktiv zu werden.“ Ebenso wie in Blankenburg nutzen Zirkusse hier kommunale Flächen.

Was „Circus Afrika“ zu den Vorwürfen sagt, blieb am Donnerstag offen – Verantwortliche waren telefonisch nicht erreichbar.

Mehr im Internet unter www.peta.de/wildtierverbot