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Tierschutz Tauben stürmen den Eulenturm

Der Wegeleber Eulenturm und die bislang dort hausenden Tauben halten die Bevölkerung und die Verwaltung derzeit in Atem.

Von Christian Besecke 23.11.2016, 09:00

Wegeleben l Das Thema Eulenturm und die Tauben geht in Wegeleben in eine Verlängerung. Kürzlich hat die Stadt das historische Gemäuer von Vogelkot befreien lassen. „Die beauftragte Firma hat auch zügig gearbeitet und die Aufgabe in dem veranschlagten Zeitraum abgeschlossen“, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer (CDU). „Die Reinigung hat die Stadt etwa 6000 Euro gekostet.“

Die Arbeiter hätten dabei umfangreiche Schutzvorkehrungen treffen müssen. So seien spezielle Anzüge verwendet worden. „Jeder Züchter kann bestätigen, dass Taubenkot nicht ohne ist“, sagt Zimmer. „Eine Beräumung durch die Stadt war von vornherein nicht zulässig. Deshalb haben wir auch eine Spezialfirma beauftragen müssen.“

Eigentlich sollte der Turm schon im Frühjahr gereinigt werden. Aufgrund der zu beachtenden Brutzeiten der Tiere hatte man aber davon Abstand genommen.

In der letzten Woche nun erledigten die Spezialisten ihre Aufgabe recht problemlos. „Für die Tiere wurde sogar eine Fluchtklappe eingebaut“, erläutert Harald Brockelt vom Bau- und Ordnungsamt der Verbandsgemeinde. „Dabei ging es darum, dass einzelne Tiere auch später noch aus dem Gemäuer entweichen konnten.“ Die Firma habe zwar die Tauben verjagt, dennoch sei mit Nachzüglern zu rechnen gewesen, die sich in irgendwelchen Ecken versteckt gehalten hätten.

„Man muss sich das wie in einem Taubenschlag vorstellen“, erklärt Hans-Jürgen Zimmer. „Die Tauben sollten an die Klappe heranfliegen und von dort nach draußen gelangen.“ Ein Wiedereinflug in den Eulenturm sollte nicht möglich sein. „Im Prinzip war das auch ein guter Gedanke“, befindet Harald Brockelt. „Allerdings haben sich die Vögel nicht daran gehalten.“ Die gefiederten „Alteigentümer“ hätten die Funktionsweise der Klappe entweder nicht verinnerlicht oder aber schlichtweg nicht akzeptieren wollen.

So kam es dazu, dass die Wegeleber hunderte von Tauben dabei beobachten konnten, wie sie versuchten, in ihr mittlerweile angestammtes Zuhause zurückzukehren. „Das geht natürlich nicht“, stellt Zimmer klar. „Wir haben uns schwer getan, die Geldmittel für die Beräumung bereitzustellen. Ein erneutes Aufhäufen von Kot soll daher vermieden werden.“

Die Tauben schafften es durch den schieren Ansturm, die eingebaute Klappe zu lädieren. Letztendlich gelangten sie so wieder in das historische Gemäuer und flattern derzeit noch munter darin herum. Der Umstand hat einige Bürger auf den Plan gebracht. Diese befürchten nunmehr, dass die Tiere dort schlichtweg verhungern müssen. „Das ist nicht so“, äußert sich Brockelt. „Im Augenblick gelangen die Tauben hinein und wieder hinaus.“ Das sei auch von Mitarbeitern der Verwaltung beobachtet worden. Man habe zudem sofort reagiert und die beauftragte Firma von dem Fall unterrichtet. „In den nächsten Tagen werden noch einmal Reparaturen vorgenommen“, versichert er. „Der Turm und auch die Klappe werden wieder verschlossen. Die Vögel werden vorher erneut aus dem Gebäude gescheucht.“ Bei der Verwaltung verstehe man die Bedenken von Tierschützern, daher wolle man dafür Sorge tragen, dass keine Taube in dem Bauwerk verbleibe.

„Es muss auch das Verständnis dafür da sein, dass wir den historischen Turm erhalten wollen“, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer. „Die Zwischendecke war durch den Kot dermaßen belastet, dass ein Durchbrechen zu befürchten war – einmal abgesehen von der Geruchsbelästigung.“ Orte, an die sich die gefiederten Gesellen zurückziehen können, gebe es in Hülle und Fülle in der Stadt.

Der Eulenturm wird im Jahr 2020 wohl eintausend Jahre alt. Genaue schriftliche Überlieferungen gibt es allerdings nicht mehr. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz.