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Tradition Platz bleibt baumlos

Das Versprechen eines Halberstädters, für eine Tanne am Johannesbrunnen zu sorgen, ist vorerst gescheitet.

Von Sabine Scholz 07.12.2016, 11:00

Halberstadt l „Auf dem Johannensbrunnen wird es im nächsten Jahr wieder einen Weihnachtsbaum geben“, das verspricht Frank Körber. Wie die Volksstimme berichtet hatte, ist der Halberstädter in der Altstadt aufgewachsen und er war sehr betroffen, als er erfuhr, dass es in diesem Jahr auf Grund enorm gestiegener Kosten keinen Weihnachtsbaum auf dem Johannesbrunnen geben wird.

Sein Versuch, die Situation für dieses Jahr noch zu retten, ist gescheitert. Mit Jens Pfeiffer, Geschäftsführer des Weringeröder Transportunternehmens PTP GmbH, steht ihm ein Freund zur Seite, der sich ebenfalls einbringen wollte. Gemeinsam fuhren sie nach Röderhof, um auf eigene Kosten den von dort privat gespendeten Weihnachtsbaum abzuholen. Jedoch stieß man auf ein neues Problem: Die Zuwegung zum Grundstück, auf dem der etwa 13 Meter hohe Baum steht, war zu eng für den 48-Tonnen-Kran. Es gab kein Herankommen. So mussten die beiden Akteure unverrichteter Dinge wieder umkehren.

Doch Aufgeben gibt es für Frank Körber nicht. Er hat nicht nur Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadtverwaltung Halberstadt direkt vor Ort am Johannesbrunnen versprochen, dass im kommenden Jahr wieder ein Weihnachtsbaum auf dem Johannesbrunnen steht.

Doch ganz einfach ist das Vorhaben nicht, wie in der Stadtverwaltung zu erfahren war. „Was vielen nicht bewusst ist – es gibt eine Reihe von Bedingungen, Auflagen und Hintergründen, die bei einer solchen Weihnachtsbaumaktion zu beachten sind“, sagte Roswitha Hutfilz.

Zunächst geht es um die Beschaffung des Baumes. Bis vor zehn Jahren hat die Stadt Halberstadt die Weihnachtsbäume aus dem Oberharz geholt. Doch der bürokratische Aufwand für Fahrten von Schwerlasttransportern über Bundesstraßen war so hoch geworden, dass man nach anderen Wegen suchte, berichtete Stadtsprecherin Ute Huch.

Halberstädter spendeten daraufhin Bäume für Holzmarkt, Johannesbrunnen und später auch den Domplatz. „Auch bei solch einem guten Zweck ist zu beachten, dass die Baumschutzsatzung der Stadt Halberstadt greift und gesunde Bäume nicht grundlos gefällt werden können. Also, wenn ein Bürger einen Baum aus seinem Vorgarten beispielsweise spenden möchte, benötigt er eine Fällgenehmigung“, erläuterte Hutfilz.

Ein Problem, das in diesem Jahr verstärkt aufgetreten ist, ist die Erkrankung vieler Bäume durch die Sitka-Fichtenlaus. Die Nadeln werden durch den Befall braun, sodass diese Bäume dann nicht geeignet sind. So waren es 2016 nur fünf Spenderbäume, die für einen Weihnachtsbaum infrage kamen.

Der bürokratische Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen, wenn die Bäume aus Halberstadt oder der Umgebung kommen. In der Straße, in der der Baum, der in der Regel 13 bis 20 Meter hoch und einen Kronendurchmesser von rund acht Metern hat, mit schwerer Technik abgeholt werden muss, muss ein Parkverbot angeordnet und Schilder müssen aufgestellt werden. Auch das ist mit Kosten verbunden. Das Fuhrunternehmen benötigt vom Landesverwaltungsamt Halle eine Genehmigung für den Schwerlasttransport. Diese muss etwa sechs Wochen vorher beantragt werden, erklärt Stadtsprecherin Huch. Diese Genehmigungen müssen ebenfalls bezahlt werden. Seit 2015 kostet zum Beispiel auch das Überfahren eines Bahnüberganges 90 Euro, die an die Bahn zu löhnen sind.

Sind diese bürokratischen Hürden genommen, muss der Schwerlasttransport durch die Polizei begleitet werden. Dieser Transport darf eine Breite von 3,50 Metern nicht überschreiten. Das heißt, dass die Bäume, deren Kronen durchschnittlich acht Meter breit sind, auf 3,50 Meter zusammengeschnürt werden müssen. Das wird bei der Begleitung durch die Polizei geprüft.

Die Kosten dafür sind enorm gestiegen. Waren im Jahr 2014 noch 190 Euro an die Polizei zu zahlen, waren es 2015 knapp 600 Euro und in diesem Jahr 1300 Euro. Diese enorme Erhöhung gab letztendlich den Ausschlag für die Entscheidung, keinen Weihnachtsbaum am Johannesbrunnen aufzustellen, sagt Ute Huch.

Ist der Baum antransportiert, muss er fachmännisch in die Bodenhülse gestellt werden, und mittels Hubwageneinsatz geschmückt werden. Auch der Abbau des Weihnachtsbaumes und seine Entsorgung nach Weihnachten müssen durch Fachfirmen erfolgen. Und auch das kostet Geld, sodass zu den bereits genannten Kosten nochmals rund 1800 Euro hinzukommen.