Giftköder Furcht vor Hundehasser

Treibt in Nienhagen ein Hundehasser sein Unwesen? Bislang sind zehn Fälle bekannt, bei denen Tiere Vergiftungserscheinungen zeigten.

Von Christian Besecke 22.12.2016, 00:01

Nienhagen l Der Verdacht ist ungeheuerlich: Bis zu zehn Hunde könnten in den vergangenen Monaten im Schwanebecker Ortsteil Nienhagen vergiftet worden sein. Zwei der Tiere haben das nicht überlebt. „Ich habe Ende Oktober Schäferhund ,Arco‘ tot auf meinem Grundstück entdeckt“, berichtet Klaus Slominski.

Der plötzliche Tod des erst neun Jahre alten Rüden habe ihn sehr überrascht, sagt Slomonski. „Schäferhunde werden in der Regel schon ein wenig älter.“ Dann habe er seinen Nachbarn Peter Ziergöbel getroffen. Dieser berichtete ihm, dass seine viereinhalb Jahre alte Schäferhündin „Sina“ eingeschläfert werden musste.

„Bei dem Hund wurden starke Vergiftungserscheinungen festgestellt. Das Tier war so geschwächt, dass es der Arzt erlösen musste“, erklärt Ziergöbel. Tierarzt Karl-Henning Alpheus aus Langenstein bestätigt das: „Ich habe eindeutige Vergiftungerscheinungen festgestellt“, sagt er. „Das tote Tier wurde allerdings nicht zur Untersuchung eingeschickt, sodass ich keine genaueren Aussagen machen kann.“

Eine solche Nachprüpfung sei nicht ganz billig und müsse vom Hundehalter finanziert werden. „Es ist außerdem sehr schwierig, einen mutmaßlichen Täter zu belangen“, sagt er. „Man müsste ihn schon auf frischer Tat ertappen.“

Den Tierärzten Hans-Werner Höpfner aus Schwanebeck und Constanze Lehmann aus Gröningen sind keine weiteren Fälle aus Nienhagen bekannt. Höpfner sagt aber auch: „Man muss bei solchen Vermutungen sehr vorsichtig sein. Hunde können durchaus herumliegendes Schneckenkorn oder Rattengift gefressen haben.“

Dies bestätigt Amtstierarzt Dr. Rainer Miethig: „Letztlich führt in solchen Fällen kein Weg an einer Laboruntersuchung vorbei.“ Das Problem seien einmal die Kosten, die der Tierhalter übernehmen müsse und zudem die Vielzahl möglicher Gifte, die denkbar seien. Das mache die Sache extrem schwierig, so der Amtsleiter in der Kreisverwaltung Harz.

In Nienhagen besteht nach Volksstimme-Recherchen in bis zu zehn Fällen der Verdacht auf Vergiftungen. So berichtet ein Nienhagener von seiner Hündin „Doro“ ähnliches. „Ich war einige Tage verreist und habe bei meiner Rückkehr ein krankes Tier vorgefunden“, beschreibt er. „Drei Tage lang hat sie sich erbrochen und herumgequält.“ Das Tier sei die ganze Zeit auf seinem Gelände versorgt worden und habe es auch nicht verlassen. Die Suche nach vergifteten Ködern sei erfolglos verlaufen.

Der Nienhagener berichtet von einem weiteren Hund, der über vier Wochen hinweg immer wieder Vergiftungserscheinungen gezeigt habe, jetzt aber genesen sei. Derartige Beobachtungen seien auf mehreren Grundstücken gemacht worden. Auch sein Nachbar berichtet von ähnlichen Symptomen bei seinem Hund. Und: „Ich habe merkwürdig aussehendes Futter einer speziellen Marke auf dem Hof entdeckt und entsorgt.“ Er verfüttere diese Marke nicht. Simone Jurdzik hat ebenfalls ein verdächtig aussehendes Leckerli einer anderen Marke vor ihrer Haustür gefunden.

Auch Klaus Slominski hat sich umgehört. Ihm sei ebenfalls von verdächtigen Futterstellen berichtet worden. „Die Fundstellen befanden sich entlang des Weges zur Hopfendarre.“ Das Anwesen gehöre ihm, dort war sein „Arco“ als Wachhund stationiert. „In mir keimte der Verdacht auf, dass es sich bei dem plötzlichen Tod nicht um einen bloßen Zufall handeln könnte“, sagt Slominski. „Beweisen kann ich das aber nicht, da ich keine Untersuchungen an dem toten Tier vornehmen lassen habe.“

Das hat keiner der betroffenen Hundebesitzer. Auch die Polizei hat niemand kontaktiert. Das bestätigt Bianca Köhler. Die Polizeiobermeisterin ist eine der beiden Regionalbereichsbeamten (RBB) in der Verbandsgemeinde Vorharz.

„Es ist ärgerlich, wenn es solche Fälle und einen konkreten Verdacht gibt und uns niemand einschaltet“, sagt sie. Dann aktiv zu werden und den Verdacht genau zu prüfen, sei nun mal Aufgabe der Polizei. Dafür seien aber eine zeitnahe Information und Beweismittel wie abgelegtes und möglicherweise vergiftetes Futter nötig. Ihr Appell ist klar: „Die Betroffenen in Nienhagen sollten sich mit uns in Verbindung setzen.“

Meldungen über vergiftetes Futter sorgen unter Hundebesitzern immer wieder für Schrecken. Im Osterwiecker Ortsteil Rhoden wurden vor knapp zwei Jahren mit Rasierklingen gespickte Köder ausgelegt. Mehrere Hunde wurden verletzt. Im Sommer 2015 haben in Halberstadt mehrere Hunde Vergiftungserscheinungen gezeigt, nachdem sie ausgelegte Köder gefressen hatten.

Die Vorfälle in Nienhagen waren Waltraud Hammer, der Vorsitzenden des Halberstädter Tierschutzvereins, bis gestern nicht bekannt. Sie rät Hundebesitzern zur Vorsicht. Die Tiere sollten nichts fressen dürfen, das sie auf der Straße finden.

Kontakt zu den RBB im Vorharz: (03 94 23) 79 26 oder die Polizei in Halberstadt (0 39 41) 67 41 93