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Aale in der Bode 4500 Jungfische ausgesetzt

Mitglieder des Angelvereins Oschersleben und Umgebung sowie der Interessengemeinschaft Bodelachs haben junge Aale in die Bode gesetzt.

Von Christian Besecke 11.07.2017, 01:01

Wegeleben/Gröningen l Der Besatz der Bode mit Jungfischen gehört zu den Aufgaben, die sich die Angler auf die Fahnen geschrieben haben. Oft mehrmals im Jahr werden die Angler, die sich auch als aktive Naturschützer verstehen, aktiv. Erstmals haben in diesem Jahr alle vier Bodevereine des Verbands Deutsche Sportfischer (VDSF) Hand in Hand gearbeitet. So war auch der Sportfischerverein Weha mit in die Aktion eingebunden. Zudem sind Mitglieder aller Vereine in der Interessengemeinschaft Bodelachs aktiv.

Das Aussetzen der Aale ist eine ganz besondere Sache. Auf natürliche Weise wachsen diese Fische im Fall der Bode kaum nach. „Wenn wir uns nicht darum kümmern würden, wäre die Aal-Population in dem Fluss schon längst ausgestorben“, sagt Heimo Reilein vom Angelverein Oschersleben und Umgebung. Er ist zudem Mitglied der Interessengemeinschaft Bodelachs.

„Eigentlich sollten etwa 40 Prozent der ausgesetzten Aale in der Lage sein, die Bode hinab über die Elbe zu ihren Laichgründen in die Sargassosee zu gelangen“, betont Reilein. „Es ist in der Tat so, dass jeder Aal das Bestreben hat, dorthin zu gelangen, wenn seine Laichzeit gekommen ist. Nur dort vermehren sich die Tiere auch.“ Danach würden die Fische ihren Lebenszyklus beenden und die Jungtiere gingen auf die große Reise in die Flüsse in aller Welt.

„So einfach wie in früheren Zeiten ist das für die Fische aber nicht mehr“, berichtet Reilein. „Die Aale kommen gar nicht mehr in die Gewässer, da die Wege meist versperrt sind. Das trifft natürlich auch auf den Weg zu den Laichstätten zu.“ Wehre und andere Querbauten stehen den Tieren im Wege. Daher bemühen sich die Angelvereine, den natürlichen Ablauf möglichst in Schwung zu halten.

„Die Jungaale werden sich in ungefähr fünfzehn Jahren auf den Weg in die Sargassosee machen“, schätzt Reilein ein. „Dort wird voraussichtlich kein Fisch ankommen.“ Die Flüsse seien oft mit Turbinen und anderen Wasserkraftanlagen besetzt. Sogenannte Fischtreppen sind keine optimale Lösung. „Man muss nur einmal schauen, was von den Tieren nach dem Passieren solcher Anlagen übrig bleibt“, sagt er. „Das trifft andere Fischarten genau so hart.“

Die EU hat in ihrer Wasserrahmenrichtlinie klare Vorgaben gemacht, die für alle Länder bindend sind. „Umgesetzt worden ist davon so gut wie nichts“, erklärt Reilein sichtlich verärgert. Deshalb hat sich jetzt die Interessengemeinschaft Bodelachs mit einer Petition an den Landtag von Sachsen-Anhalt gewandt. Ein von den Fischern beauftragter Anwalt prüft derzeit den Sachverhalt. „Unser Anliegen ist es, nicht nur den Fluss und seine Bewohner, sondern auch das Land vor drohenden Strafzahlungen zu bewahren“, sagt Reilein weiter. „Bei Nichtumsetzung der klaren Vorgaben drohen Vertragsverletzungsverfahren.“

Nach seinen Ausführungen schreitet Heimo Reilein zur Tat. Gemeinsam mit Gerald Pomme, Rainer Siedekum und Rainer Mock werden die Aale behutsam aus dem Fischtransportbehälter geholt. Sodann macht er sich auf den Abstieg zur Bode hinunter und geht in den Fluss. Die kleinen Fische tummeln sich schon voller Vorfreude in einem Eimer. Reilein sucht mit fachmännischem Blick eine ideale Stelle zum Besatz aus. „Die Jungtiere sollten gleich die Möglichkeit haben, Schutz zu suchen“, verrät er. Langsam füllt er Bodewasser in das Transportbehältnis, so dass sich die Fische an den Fluss gewöhnen können und dann schwimmen die Kleinen schon in ihrem Element.

„Etwa 4500 Aale haben wir heute in der Bode angesiedelt“, sagt er freudestrahlend. Besonders freut ihn aber die Zusammenarbeit der vier Vereine. „Das ist eine ganz tolle Sache“, findet er. „Wir decken so gemeinsam ein ganzes Stück des Flusses ab und sind in der Lage, insgesamt zu handeln.“ Das sei auch für die Interessengemeinschaft Bodelachs wichtig, die über die Mitglieder bei den Vereinen einen weiteren starken Verbund bildet.