1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Auf Entdeckungstour in Halberstadt

Auf Entdeckungstour in Halberstadt

Von Gerald Eggert 29.07.2015, 23:01

Halberstadt l Fred Ammon und Wilfriede Greiner sind im November 2014 von München nach Halberstadt gezogen und haben diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut. Nachdem die Senioren sich ihre neue Wohnung eingerichtet und sich in der unbekannten Umgebung eingewöhnt hatten, machten sie sich im Frühjahr auf Entdeckungstour durch Halberstadt.

Fred Ammon hatte die Stadt vor der Wende beim Verwandtenbesuch kennengelernt und wenige Jahrzehnte später bei einer erneuten Visite, die letztendlich auch zur Entscheidung für die Wohnortveränderung beigetragen hat. „Man kann damals und heute nicht vergleichen. Es hat sich in den vergangenen 25 Jahren so viel Positives getan, was diese Stadt liebenswert macht“, stellt der Neubürger fest. Halberstadt, das so unter der Kriegszerstörung gelitten hat und deren historische Bausubstanz zu großen Teilen in den ­Folgejahrzehnten vernachlässigt oder gar abgerissen wurde, sei aufgelebt, habe wieder ein Gesicht bekommen und könne sich als Tor zum Harz und Kreissitz behaupten. Einheimische seien stolz auf das veränderte Antlitz ihrer Stadt. Besucher kommen, nehmen daran Anteil, schauen sich den Domschatz sowie andere Sehenswürdigkeiten an und staunen, was Halberstadt da­rüber hinaus zu bieten hat.

„Allerdings ist uns bei unseren Spaziergängen neben so vielem Positiven auch Negatives aufgefallen“, wirft Fred Ammon ein, „Dreckecken, mutwillige Zerstörungen, Schmierereien an Häuserwänden und anderen Orts in dem Ausmaß haben wir weder in München noch bei Besuchen in Berlin oder Dresden feststellen können.“ Er nennt als Beispiele mit Hilfe von Feuerwerkskörpern zerstörte Briefkästen, eingeschlagene Scheiben von Geschäften, die demolierte Glastür der Commerzbank-Filiale, abgeknickte Fallrohre von Regenrinnen und jede Menge Schmierereien zum Teil an frisch renovierten Häusern.

„Uns scheint es, als ob es hier ein paar ,Halbstarke‘ gibt, die an einer sauberen und gastfreundlichen Stadt wenig oder überhaupt nicht interessiert sind. Es wird beschmutzt und kaputt geschlagen, was vorher mit viel Mühe und Kostenaufwand hergerichtet und verschönt wurde.“ Fred Ammon möchte den Ball nicht unbedingt nur Kindern und Jugendlichen zuspielen, er weiß, dass auch einige Erwachsene nicht gerade als Vorbild gelten können. Doch hat er selbst den Übermut junger Leute beobachten müssen, die anscheinend nichts Sinnvolles in ihrer Freizeit anzufangen wissen, als zu zerstören, zu beschmutzen oder zu vermüllen.

Denen rät er, ihre Stärken doch besser beim Lernen in der Schule oder in Sport- und anderen Vereinen einzubringen. „Macht heute nicht kaputt, was morgen ein ziemlich wichtiger Bestandteil eures Lebens sein kann. Eure schöne Heimat in der Nähe des schönen Harzes hat das nicht verdient.“

Der Senior hat sich inzwischen ans Schulamt gewandt und gebeten, dass in den Schulen mehr positiver Einfluss auf jene genommen werden möge, die teilweise durch Frust, Dummheit oder Übermut randalieren und zerstören, was ihnen in den Blick gerät. Er möchte glauben, dass es unter den jungen Leuten mit Zerstörungswut noch Lernfähige gibt. Manche müsse man eben nur nachdrücklich auf ihr Fehlverhalten hinweisen.

Ausdrücklich begrüßen Fred Ammon und seine Partnerin Wilfriede Greiner die Initiative „Halberstädter Platzwächter“ und auch die der 5. Klasse der Sekundarschule „Am Gröpertor“, die regelmäßig am Gleimdenkmal für Ordnung sorgt. Wenn ein jeder mit darauf achten würde, dass Vandalismus und Gleichgültigkeit in Sachen Ordnung und Sauberkeit sich nicht ausbreiten, davon sind beide überzeugt, wäre das dieser schönen Stadt noch viel von Nutzen.