1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Schaufensterpuppen und Rummel

Ausstellung Schaufensterpuppen und Rummel

Ausstellungseröffnung im Städtischen Museum Halberstadt. Katja Kuck aus Wolfenbüttel zeigt Fotos von Schaufensterpuppen.

Von Gerald Eggert 27.10.2015, 01:00

Halberstadt l „Gib der Fantasie Flügel“ hat die Gymnasiallehrerin und Hobbyfotografin Katja Kuck ihre Schau bewusst betitelt. Denn sie möchte, dass jeder Betrachter ihrer Bilder etwas für sich entdeckt, gern dabei auch hinter die Fassade dieser Kunstwelt schaut und seiner Fantasie freien Lauf lässt.

Armin Schulze hieß zur Eröffnung mehr als drei Dutzend Frauen und Männer aus Halberstadt und Wolfenbüttel willkommen. „Hier trifft die Welt der Mode auf den Rummelplatz, der Autoscooter auf die Schaufensterpuppe“, sagte der Museumsdirektor und ließ es sich nicht nehmen, kurz in die Geschichte beider Schwerpunkte einzutauchen.

Jahrmärkte zählten im Mittelalter zu wichtigen Ereignissen in den Städten, dorthin lockten nicht nur die Vergnügungsangebote der Schausteller, es wurden auch Waren feilgeboten und allerhand Scharlatane sorgten für Menschenaufläufe, wie zum Beispiel beim Zähne Herausbrechen. Längst hat sich auf den Plätzen ein Wandel vollzogen.

Auch bei den Schaufensterpuppen, die erstmals in Paris auftauchten und insbesondere im 20. Jahrhundert immer mehr dem Zeit- bzw. Modegeist angepasst wurden. Heute sind abstrakte Puppen selten gefragt, längst schauen nach menschlichen Vorbildern geformte Figuren aus den Schaufenstern. Sie präsentieren nicht nur die aktuelle Mode, sie sind selbst ein wichtiger Bestandteil davon. Perfekte Körper mit perfekten Gesichtern, geschminkt und mit trendigen Perücken. Perfekte Illusion.

Das konnten die Betrachter der Fotografien nachvollziehen. Einige reagierten zunächst verblüfft. Denn bei so manchen Bild war aufgrund der Menschenähnlichkeit erst auf den zweiten oder gar dritten Blick zu erkennen, dass es sich um eine Puppe handelt.

Die Hobbyfotografin setzt sich mit dem Thema schon seit einigen Jahren auseinander und sucht gezielt nach Motiven, die exemplarisch für aktuelle modische Strömungen sind. Wer meint, es handele sich um gestellte Motive, der irrt. Denn die Schaufensterpuppen wurden weder speziell hergerichtet, noch auf irgend eine Weise auf die Aufnahmen vorbereitet. Es sind ausschließlich Momentaufnahmen von Schaufensterpuppen in aktueller und trendiger Umgebung. Katja Kuck lichtet sie analog ab und verzichtet auf jegliche Formen nachträglicher Bildbearbeitung. Denn sie möchte den jeweiligen Zeitgeist dokumentieren und aktuelle Strömungen unverfälscht zeigen.

Die Fotos von Schaufensterpuppen und Motivaufnahmen von Jahrmärkten entstanden unter anderem auf Reisen nach Berlin, Braunschweig, Dresden, Hamburg oder Hannover. Wer anfangs keine rechte Verbindung zwischen beiden Themen ausmachte, der konnte alsbald feststellen, dass sie doch gegeben ist durch die Aspekte Illusion und Fantasie, Schein und Anschein, Stillstand und Bewegung.

Die Fotoausstellung ist bis zum 3. Januar in den Sonderausstellungsräumen in der ersten Etage des Städtischen Museums am Domplatz zu sehen.