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Barrierefreiheit Fahrstühle für Schloss Wernigerode

Das Schloss Wernigerode könnte ab 2018 in Teilen barrierefrei werden. Unter der Freiterrasse soll ein Besucherzentrum entstehen.

Von Ingmar Mehlhose 21.07.2017, 01:01

Wernigerode l „Endlich mal ein Ort, wo Tourismus nicht nur behauptet, sondern wirklich gelebt wird“, sagt Rainer Robra. Sachsen-Anhalts Minister für Kultur (CDU) ist am Donnerstagnachmittag auf Schloss Wernigerode zu Gast und sichtlich angetan. Scharenweise drängen sich die Besucher durch die beiden Rundgänge oder genießen die Aussicht von der großen Freiterrasse.

Die Visite ist nicht nur einfach eine weitere Station auf der Kultursommerreise des Christdemokraten. Es gibt dafür millionenschwere Gründe.

Welche, erläutert Christian Juranek. Der Geschäftsführer: „Die Sanierung von Schloss Wernigerode ist das große Thema, das uns umtreibt.“ Deshalb wurde überlegt, wie die derzeitige Situation für die Gäste nachhaltig und generationenübergreifend verbessert werden kann. Juranek: „Der erste Punkt ist der Einbau eines Fahrstuhls in den Schusterturm auf dem Bäckerhof.“ Dieser müsste dafür komplett saniert und gut einen Meter tief abgesenkt werden. Menschen mit Rollstuhl oder Rollator beziehungsweise Familien mit Kinderwagen haben bis dato keine Chance, das Wahrzeichen zu erklimmen. Mit dem Lift könnten sie zumindest bequem die große Freiterrasse erreichen.

Den zweiten Baustein bildet die Öffnung weiterer Bereiche im hinteren Teil der Anlage. Die sind jetzt wegen der desolaten Bausubstanz der Straße nicht zugänglich. Wie der Geschäftsführer erläutert, kann am Frühlingsbau außen ein weiterer Lift installiert werden. Damit erhalten Besucher die Möglichkeit, direkt in die erste Etage durch die Räume bis hin zum Porzellanzimmer geleitet zu werden.

Von den obersten Denkmalschützern in Halle ist bereits Zustimmung signalisiert worden. Christian Juranek: „Wir haben schriftlich ein positives Votum.“

Insgesamt könnten rund 40 Prozent der Gesamtfläche des Areals barrierefrei erschlossen werden, sagt Gerlinde Brammer von der Stiftung Schloss Wernigerode. Die Gesamtkosten beziffern die Mitarbeiterin des Wernigeröder Bauamtes und der Geschäftsführer auf rund elf Millionen Euro, davon allein eine Million Euro für die Planungskosten.

Begonnen werden müsste mit dem auf mindestens drei Abschnitte verteilten Vorhaben bereits 2018, weil das in Anspruch zu nehmende Förderprogramm „Touristische Infrastruktur“ nur bis 2012 ausgelegt ist.

„Wozu das Geld jetzt nicht reicht, wäre das I-Tüpfelchen – ein Besucherzimmer“, nennt der Schlossherr ein weiteres Projekt. Bei größeren Häusern ist das längst Standard.

Entstehen soll diese Einrichtung direkt unter der großen Freiterrasse. Unter ihr befinden sich drei Tonnengewölbe, die von einer sieben Meter dicken Erdschicht bedeckt werden. An einer Stelle ist ein gläserner Pylon geplant, wie zum Beispiel im Louvre in Paris. Der Geschäftsführer: „Der muss nicht groß sein. Vielleicht zwei mal zwei Meter.“ Gesamtkosten: rund fünf Millionen Euro. Auch hier ist die Denkmalpflege einverstanden.

„Vom Besucherzentrum würde die Stadt auch profitieren“, sagt Rainer Robra. Und: „Die Idee ist bestechend und ihre Notwendigkeit gegeben.“

Überhaupt, so der Kulturminister: „Die Botschaft heute ist, das Land steht zur weiteren Entwicklung und Sanierung von Schloss Wernigerode.“