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Bauvorhaben Neue Steine für altes Kloster

Das Burchardikloster in Halberstadt ist noch ein Geheimtipp. Dabei tut sich auf dem Gelände viel.

Von Sabine Scholz 01.02.2017, 00:01

Halberstadt l Ruhe strahlt er aus, der Hof des Burchardi­klosters. Eine wohltuende Ruhe. Jetzt im Winter sind weniger Besucher auf dem geschichtsträchtigen Areal unterwegs, erkunden weniger Neugierige die Geheimnisse dieses Ortes.

Hier klingt ein Musikstück, wenn alles gelingt, noch mehr als 600 Jahre. Hier steht Kunst, die an die Zeit und die Brüche der menschlichen Geschichte erinnert. Hier arbeiten Menschen jeden Tag daran, das alte Gemäuer für nachfolgende Generationen zu erhalten. Hier treffen sich Chöre zur Probe, Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung, Gesundheitsangebote sind hier zu finden, eine Kleiderkammer, ein Möbelhaus für den kleinen Geldbeutel.

Ein Klostergarten lädt ein, sich in die Zeit der Nonnen zurückzuversetzen, die im 11. Jahrhundert hier, am Nordufer der Holtemme, vor den Toren der aufstrebenden Bischofsstadt lebten und arbeiteten. Vor dem Garten künden helle Sandsteine von jüngst erfolgten Arbeiten.

Sie haben noch nicht das ehrwürdige Grau der Kirchenmauern oder des erst sehr viel später errichteten Gutshauses angenommen. Vermauert worden sind die hellen Steine in den vergangenen Monaten. Von jungen Leuten.

Die sind zurzeit damit befasst, die noch fehlenden Zaunfelder aus Holz herzustellen. Dann hat der Klosterhof wieder eine sichtbare Abgrenzung mehr. Was dem riesigen Areal gut tut.

Unter der großen alten Kastanie ist die Grünfläche sauber eingefasst, der Taubenturm zeugt von handwerklichem Sanierungsgeschick, das Grün drumherum bezeugt, ebenso wie die angelegten Beete des Klostergartens, das segensreiche Wirken gartenliebender Menschen. Der Park wirkt ebenso aufgeräumt.

Auf vielen Dächern liegen neue oder sauber aufgearbeitete Ziegel. Auch das Torhaus mit seiner neuen Bekrönung zeigt, hier wird investiert. Schritt für Schritt, aber stetig. Motor hinter dieser Entwicklung ist die Aus- und Weiterbildungszentrum GmbH Halberstadt.

Deren Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren viel erreicht auf dem Gelände, sichtbare Spuren hinterlassen. Rund um den Wirtschaftshof gruppieren sich die Werkstätten für Holz- und Metallbearbeitung, die Arbeitsräume der Gärtner. Auch ein Vereinszentrum und ein Gesundheitszentrum sind in den bereits sanierten Gebäudeteilen beheimatet.

Spätestens bis zum Sommer soll das Gesundheitszentrum umziehen, wenn die erste Etage im Gebäudeteil 8 fertig ist. „Eigentlich wollten wir schon weiter sein, aber manches dauert doch länger, als es geplant war“, sagt Detlef Rutzen, der Geschäftsführer der AWZ GmbH.

So haben auch die letzten Abstimmungen zum Brandschutzkonzept mehr Zeit beansprucht als erwartet. „Aber da sind wir auf einem guten Weg.“

Ein zweiter Schwerpunkt werden in diesem Jahr die weiteren Arbeiten am Torhaus sein. Der markante Eingang samt nördlich anschließendem Gebäude hat bereits ein neues Dach, die Mauerkronen sind saniert, Teile der Fassade ebenso. Jetzt soll im Gebäudeinneren eine Decke erneuert werden.

„Wir sind in Gesprächen mit dem Förderkreis des Heineanums über Nutzungsideen für diese Räume“, sagt Rutzen. Schließlich liegt hier die Keimzelle des Vogelkundemuseums, denn die umfangreiche Sammlung von Ferdinand Heine, die den Grundstock des mittlerweile am Domplatz beheimateten Museums bildete, lagerte zunächst hier.

Noch ein zweites Projekt führt in diesem Jahr Heineanum und AWZ zusammen. So will das Klosterteam ein ungenutztes Trafohäuschen auf der Parkseite des Wirtschaftshofes so herrichten, dass es zu einem kleinen Naturschutzzentrum werden kann. „Wir wollen darin informieren, welche Vögel in unseren Gärten zu finden sind, welche Nistmöglichkeiten man ihnen anbieten kann oder welche Pflanzen ihnen als Nahrung dienen.“ Auch eine kleine Baum- und Pflanzenschule sei hier vorstellbar, so Rutzen.

Das Torhaus zierte einst eine große Turmuhr. Die soll bald wieder allen Besuchern und Mitarbeitern zeigen, was die Stunde geschlagen hat. „Die Spendenaktion für die Aufarbeitung der alten Uhr lief ganz gut an“, berichtet Detlef Rutzen, „ein bisschen Geld fehlt aber noch. Vielleicht gelingt es sogar, das Schlagwerk wieder einzubauen.“

Ansonsten erwartet der Halberstädter wieder viele kleine Schritte, die das Gesamtbild des Klosters verbessern. So sollen weitere Pflasterarbeiten erfolgen, wenn denn entsprechende Projekte vom Jobcenter Harz genehmigt werden. „An der Oberflächenentwässerung müssen wir noch arbeiten, um endlich das Wasser vom Hof wegzubekommen“, sagt Rutzen. An einigen Stellen in der Südwestecke des großen Areals liegt zudem die Dachentwässerung zu flach im Boden. Das von den Dächern kommende Wasser kann deshalb nicht schnell genug abfließen.

Alle Arbeiten werden stets eng mit der Stadt abgestimmt. „Seit 2013 gibt es ein Begleitteam Kloster“, berichtet Rutzen. Gemeinsam wurde ein Masterplan für die Sanierung und Gestaltung des Klostergeländes erstellt, über dessen Umsetzung jedes Jahr im Dezember Bilanz gezogen wird. Mit am Tisch sitzen neben Mitarbeitern der Stadtverwaltung auch ein Architekt, Vertreter der KoBa und der Handwerkerschaft. „Da besprechen wir auch, was im neuen Jahr Schwerpunkte der Arbeit sein sollten.“

Herumgesprochen hat sich das Kloster als stimmungsvoller Veranstaltungsort. „Natürlich beteiligen wir uns am Tag des offenen Denkmals“, sagt Rutzen. Aber auch ein Konzert der Band The Love Keys steht erneut im Jahresprogramm, die Beteiligung an den Sommerhöfen am 17. Juni und die Operngala des Theaters. Außerdem soll es ein Mozartkonzert des Theaterorchesters geben und zu den Weihnachtshöfen öffnet das Team die Klostertore.