1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Hoch motivierte Mitarbeiter

Behinderung Hoch motivierte Mitarbeiter

Viele Unternehmer scheuen sich, Schwerbehinderte einzustellen. Dass es dafür keinen Grund gibt, zeigt die Firma Resch in Wernigerode.

Von Sabine Scholz 27.04.2017, 01:01

Wernigerode l „Wir wollen Fachkräfte, also müssen wir uns kümmern“, sagt Kathrin Resch. Die Geschäftsführerin der Firma Resch Electronic Innovation GmbH weiß, wovon sie spricht. Motivierte Mitarbeiter zu finden, ist nicht einfach. „Von selbst läuft nichts“, sagt sie, deshalb investiere das mittelständische Unternehmen nicht nur in die Entwicklung neuer Kommunikationstechnik, sondern auch in die Ausbildung.

Und noch einen zweiten Weg hat die Firma genutzt, um den Mitarbeiterstab aufzufüllen. In enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Halberstadt werden gestandene Mitarbeiter gesucht. Erstmals sind seit dem Sommer auch Menschen mit Handicap im Unternehmen tätig.

Den Schritt, Schwerbehinderte zu beschäftigen, habe sie nicht bereut, sagt Kathrin Resch, im Gegenteil: „Wenn sich noch jemand bewirbt, hätten wir damit kein Problem.“ Wichtig sei in erster Linie die Motivation der neuen Mitarbeiter.

So hat Nils Hermann, der an einer autistischen Störung leidet, das Lager wieder auf Vordermann gebracht. „Wir hatten über einen längeren Zeitraum keinen Lageristen“; berichtet die Firmenchefin, das hatte Spuren hinterlassen. Nils Hermann hat seinen Job von der Pike auf gelernt. Damit war auch die ISO-Zertifizierung für ihn kein Problem, auch die notwendigen Auskünfte konnte er in dem Verfahren geben. „Der Auditor war sehr begeistert“, sagt die Chefin.

Überhaupt habe sie mit den drei Mitarbeitern sehr gute Erfahrungen gemacht. Hilfreich war, dass dank der speziellen Förderung eine mehrmonatige Probebeschäftigung für die neuen Kollegen erfolgen konnte. „Dadurch konnten wir schauen, ob sie ins Team passen und den Arbeitsanforderungen gerecht werden“, so Resch. Denn oft scheuen sich Unternehmen, schwerbehinderte Mitarbeiter einzustellen, weil diesen Kündigungen auszusprechen, schwer sei. Die Probebeschäftigung basiert auf einem auf drei Monate befristeten Vertrag, den Lohn zahlt für diese Zeit die Arbeitsagentur komplett.

Gehörlose zu beschäftigen, ist nicht an jeder Stelle im Arbeitsablauf möglich, sagt Kathrin Resch, aber in der Löterei passt es. Für die regelmäßigen Sicherheitsschulungen kommt ein Gebärdendolmetscher ins Unternehmen, an den Kosten beteiligt sich eine Zeit lang die Agentur für Arbeit.

Iris Jacobi und Georg Luber sind beide hörbehindert. In unterschiedlichen Ausprägungen. Während Iris Jacobi gut von Lippen ablesen und auch antworten kann, erfolgt die Verständigung mit Georg Luber meist schriftlich oder mit Gebärdendolmetscher. „Die Beratungsstelle bei der Arbeitsagentur hat uns im Vorfeld schon gut informiert“, berichtet Kathrin Resch, denn nur mit der Einstellung ist es nicht getan. „Wir haben uns zum Beispiel Gedanken machen müssen, wie die Alarmierung in einem Notfall erfolgt. Nur eine Sirene würde nicht reichen, da müssen auch Lichtsignale zum Einsatz kommen.“

Weil die Beschäftigung Schwerbehinderter mit Mehraufwand für die Unternehmen verbunden ist, zahlt die Agentur für Arbeit über einen längeren Zeitraum Lohnzuschüsse. Aber der Zuschüsse wegen habe man sich nicht für die Mitarbeiter entschieden, betont Kathrin Resch: „Wir sind wirklich zufrieden mit ihnen.“