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Berufssuche Tierpfleger als spannender Erzähler

Zum Tag der Berufe stellte Florian Hartmann seinen Beruf vor. Der Tierpfleger im Halberstädter Tiergarten weckte Interesse.

Von Sabine Scholz 16.03.2017, 21:28

Halberstadt l Am Vormittag war er schon einmal mit Jugendlichen durch die Anlage in den Halberstädter Bergen gegangen. „Wir hatten so viele Anfragen, dass wir die Führung zweimal anbieten mussten“, erklärt Carmen Böttcher. Die Mitarbeiterin ist in der Agentur für Arbeit Halberstadt im Arbeitgeberservice für die Stadtverwaltung Halberstadt zuständig und froh, in dieser einen verlässlichen Partner in Sachen Berufsorientierung zu haben. Von Anfang an beteiligt sich die Stadt am Tag der Berufe, bei dem bundesweit Jugendliche eingeladen werden, sich in Unternehmen und Verwaltungen umzuschauen und mehr über die Ausbildungsberufe dort zu erfahren.

„Wir stellen jedes Jahr einen anderen Ausbildungsberuf in den Mittelpunkt“, erklärt Anke Dietrich. Sie ist in der Stadverwaltung für die Auszubildenden zuständig. Dass das Interesse am Beruf Tierpfleger groß ist, kann sie bestätigen, nicht nur die 13 angemeldeten Jugendlichen samt Eltern an diesem Mittwochnachmittag seien dafür ein Beleg. „Wir haben für die neue Ausbildungsstelle, die zum 1. August 2017 zu besetzen war, 70 Bewerbungen erhalten“, berichtet Dietrich.

Die Stadt Halberstadt ist der einzige Arbeitgeber im Landkreis Harz, der Tierpfleger ausbildet. Aber immer nur einen alle drei Jahre. Mehr ist in der kleinen Zoo-Einrichtung nicht zu leisten. Theorie pauken die Azubis in Blockseminaren in Berlin, den Umgang mit Wildtieren erlernen sie in Magdeburg und Aquaristik und Terraristik im Zoo Leipzig. Dort erfolgt auch die praktische Zwischen- und Abschlussprüfung. Wobei es bei der praktischen Prüfung eine Besonderheit gibt. Wer seine Sicherheitsprüfung versemmelt, ist raus. „Die sogenannte Schiebetechnik zu beherrschen und die Vorschriften im Umgang mit wilden Tieren einzuhalten, ist in dem Fall ja wirklich lebenswichtig für die angehenden Tierpfleger. Deshalb gibt es hier nicht die Möglichkeit wie in anderen Berufen, die Praxis-Ergebnisse zusammenzuziehen, sodass man schlechtere Noten ausgleichen kann“, erklärt Dietrich.

Derweil hat Floran Hartmann die Gruppe schon zur zweiten Station des Rundgangs geführt. Nach den Erdmännchen sind es nun Zweige und Futtereimer, die zwischen Stinktier und Stachelschwein auf die Gäste warten. Zweige? Tierpfleger müssen sich nicht nur mit den wissenschaftlichen Namen der Tiere oder möglichen Erkrankungen auskennnen, sondern auch wissen, welche Lebensumgebung sie brauchen und was sie gerne fressen, und was eben auch nicht. „Holunder frisst so gut wie gar keiner“, sagt Florian Hartmann, deshalb eigne sich der Busch ganz gut für Begrünung am Rand der Gehege. „Nur die Maras haben auch den gefressen“, erzählt er. Dann greift er zu einem Eiben-Zweig. Dessen dunkelgrünen, weichen Nadeln sind giftig, ebenso die Kerne der roten Beeren. Auch so etwas muss ein Tierpfleger wissen. Hartmann erklärt dann, warum Blattschneideameisen das giftige Gewächs getrost in ihren Bau transportieren können. Sie fressen die Nadeln nicht, sondern „füttern“ damit einen Pilz, von dem sich die Ameisen dann ernähren.

Immer wieder beteiligt Hartmann die Zuhörer, fragt und antwortet auf Zwischenfragen. Er berichtet, warum Zoos durchaus wichtig für die Erhaltung von Arten auf der Welt sind, welche Aufgaben sie bei der Betreuung verletzter Wildtiere haben. So leben in den Volieren in Halberstadt auch Greifvögel, die aufgrund ihrer Verletzungen in freier Wildbahn keine Überlebenschance hätten. Andere werden aufgepäppelt und wieder in die freie Natur entlassen. Da gehören die Wildtiere schließlich auch hin.