1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Jobs für die Generation 50+

Beschäftigungspakt Jobs für die Generation 50+

Der Beschäftigungspakt „jobFOKUS 50+“ steht nach zehn Jahren vor dem Ende. 2943 Langzeitarbeitslose haben einen Job.

Von Ingmar Mehlhose 25.09.2015, 01:01

Blankenburg l Gut 100 regionale Partner, Arbeitgeber, Projektverantwortliche und Politiker sind der Einladung zur Herbstkonferenz des Beschäftigungspaktes „jobFOKUS 50+“ in das Blankenburger Schlosshotel gefolgt.

Für die Kommunale Beschäftigungsagentur (KoBa) Harz und das Jobcenter Mansfeld-Südharz als gemeinsame Träger bildete die Fachtagung gleichzeitig den Rahmen, um Bilanz zu ziehen. Am 31. Dezember läuft das Projekt nach zehn Jahren aus. „Bedauerlicherweise ist es das letzte Mal, dass wir uns sehen“, sagte denn auch Christian Landmann. Der Jobcenter-Geschäftsführer: „Der Bund hat alternative Programme aufgelegt, die sich anschließen.“ Nur: „Es gibt die eine oder andere Frage, die noch nicht beantwortet ist.“

Derartige Gewissheit hätte Martin Skiebe ebenfalls gern. Der Landrat (CDU) lobte das seit 2005 erfolgreiche Zusammenwirken der Netzwerker. Zugleich forderte er: „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen.“ Finanziell und politisch. Skiebe: „Ich glaube, dass wir gut beraten sind, auch künftig auf die älteren Arbeitnehmer zu schauen.“ Und: „Wir sind in der Situation, dass jeder Mensch für den Wertschöpfungsprozess immer wertvoller wird.“

Wie sehr verdeutlichten Monika Wilke (KoBa) und Rosemarie Straub (Jobcenter). Danach konnten bis dato 2943 über 50-jährige Langzeitarbeitslose wieder in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden. Obwohl durch das Programm eine zusätzliche Lohn-Förderung möglich ist, sind rund 75 Prozent der Einstellungen ohne extra Zuschuss erfolgt und mehr als die Hälfte unbefristet.

Den Weg dahin skizzierten die beiden Referentinnen an konkreten Beispielen. So schilderte Monika Wilke den Fall eines Mannes, Jahrgang 1960. Er war bis 2002 als Pflasterer tätig, musste seine Arbeit aber dann aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Die KoBa-Bereichsleiterin: „Er hatte keinerlei verwertbare Berufskenntnisse. Positiv wirkte sich allerdings aus, dass er noch mobil war.“ Zweimal zeitweise in Arbeitsgelegenheiten untergekommen, fand der KoBa-Kunde im April 2012 schließlich Aufnahme in den „jobFOKUS 50+“. Im gleichen Jahr erhielt er eine Fortbildung in Bewerbungsmanagement, 2013 einen Kurs mit therapeutischer Unterstützung. 2014 folgte ein Einzelcoaching. Seit April dieses Jahres ist er bei der DEKRA als Helfer tätig. Die Bereichsleiterin: „Ich hoffe, dass er den Job noch lange behält.“

Zur Bilanz der beiden Partner gehört auch die Erfahrung, dass vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels ein Umdenken bei den Firmenchefs stattgefunden hat. Ältere Arbeitnehmer sind wieder gefragt.

Zwei Beispiele, bei denen diese Zielgruppe bereits seit Langem eine echte Chance erhält, sind das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Kreisverband Sangerhausen, und das Diakonische Werk im Kirchenkreis Halberstadt. Beide wurden dafür als „Unternehmen mit Weitblick 2015“ geehrt.

„Aus unserer Erfahrung sind Mitarbeiter 50+ leistungsstark. Sie haben Lust und Spaß, sich in das Unternehmen einzubringen“, begründete Gabriele Schwentek das Engagement ihrer Einrichtung. Das Diakonische Werk sei zuletzt sehr stark gewachsen und heute ein zuverlässiger Partner in der Soziallandschaft des Harzkreises, so die Geschäftsführerin. Rund 280 festangestellte Beschäftigte, davon fast 90 Prozent Frauen, seien an zahlreichen Standorten für Menschen tätig, die Hilfe, Beratung und Betreuung benötigen. Insgesamt hätten in den vergangenen Jahren 30 Mitarbeiter über 50 Jahren einen Platz in der Diakonie gefunden. Darauf sei sie, betont Gabriele Schwentek, „besonders stolz“.