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Besondere Stollen Neues Projekt im Dom verkündet

Die Halberstädter Bäcker lassen sich immer wieder aufs Neue inspirieren vom Halberstädter Dom. Sehr zur Freude der Domschatzverwaltung.

Von Sabine Scholz 21.12.2016, 00:01

Halberstadt l „€ 1491“, das steht im Ziffernfeld des symbolischen Schecks. Eine schlichte Zahl. Eine, die etwas krumm wirkt für eine Spendenübergabe. Aber eine, die – als Jahreszahl gelesen – sofort eine Verbindung zum Halberstädter Dom herstellt. Weshalb sie gewählt wurde, wie Eva Kilian berichtet. Die Geschäftsführerin der Halberstädter Bäcker und Konditoren GmbH überbrachte gestern gemeinsam mit Produktionsleiter Ingo Büschlepp den symbolischen Scheck. Das Geld stammt aus dem Verkauf des ersten Halberstädter Domstollens, den die Bäcker in diesem Jahr gebacken, im Domkeller eingelagert und nach dem 1. Advent verkauft hatten.

„Die Zusammenarbeit mit der Domschatzverwaltung und den anderen am Projekt Beteiligten hat so hervorragend geklappt, dass wir uns bereits etwas Neues haben einfallen lassen“, sagte Kilian. Doch bevor sie die neue Idee erläuterte, berichtete sie, wie rasch die Domstollen vergriffen waren. „Es war eine enorme Nachfrage. Wir hatten Bestellungen aus Bayern und Baden-Württemberg, deutschlandweit hat das Produkt Interesse geweckt. Bei Privatleuten wie Firmen“, sagte die Geschäftsführerin. Die größte Bestellung, ergänzt Produktionschef Büschlepp, kam von einer Firma die gleich 100 Stück haben wollte.

Nach dem Erfolg sei klar, im kommenden Jahr wird es ihn wieder geben den Halberstädter Domstollen, in einer etwas höheren Stückzahl. „Viele Besucher des Weihnachtsmarktes zum Beispiel waren enttäuscht, dass der Stollen schon ausverkauft war“, sagte Büschlepp. „Aber wir werden wieder eine limitierte Auflage herstellen, um das Besondere zu betonen.“

Der Erfolg des Domstollens freut auch Claudia Wyludda von der Domschatzverwaltung. „Wir haben nur sehr begrenzte finanzielle Möglichkeiten für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Über Sonderausstellungen und Führungen werben wir, und wenn jemand solch eine tolle Idee hat, die quasi huckepack Dom und Domschatz deutschlandweit bekannter macht, ist das einfach großartig“, sagt die Kunsthistorikerin und verweist auf die verschiedenen Anknüpfungspunkte, die Backwerk und Domgeschichte verbinden. Denn dahinter stecke mehr als nur der Name.

Gab es schon beim Dom­stollen biblische Anknüpfungspunkte, sind es bei dem geplanten neuen Projekt noch einige mehr und sogar solche, die man anfassen kann. Da kommt die Zahl 1491 wieder ins Spiel. Im Jahr 1491 war der gotische Dom geweiht worden. Unter diesem Zahlen-Namen soll es im kommenden Jahr ein neues Brot geben. Gebacken aus Urgetreide. „Und vielleicht auch im Mahlgrad so, wie das Mehl aus dem Dom“, sagt Büschlepp, „aber da reifen die Ideen noch.“

Mehl aus dem Dom? Ja, gab es, bestätigt Claudia Wyludda. „Man findet sogar einen Mahlstein im Dom. Vermutlich ist der so alt wie der Katharinen-Altar, an dem er zu finden ist“, sagt die Kunsthistorikerin. Es sei zu vermuten, dass mit dem Mahlstein tatsächlich Mehl für die Hostien gemahlen wurde.„Aber da ist noch einiges zu recherchieren“, fügt die Domschatzmitarbeiterin an. Zuvor lud sie die Belegschaft der Halberstädter Bäcker zu Führungen durch Dom und Domschatz ein.

Der Katharinen-Altar steht am Westende des nördlichen Seitenschiffes, einem der älteren Bauteile des Domes. Erstmals urkundlich erwähnt wird der großer steinerne Altar im Jahr 1305. Die Figur der heiligen Katharina, die heute dort noch steht, wurde vermutlich im 15. Jahrhundert aufgestellt, erläutert Wyludda. Damals war es auch üblich, dass am Namenstag der Schutzheiligen, dem 25. November, alle Räder stillstanden – in Erinnerung an das Martyrium Katharinas, die aufs Rad geflochten wurde. Das der Legende nach zersprang und ihre Peiniger traf. Das Gebot der stillstehenden Räder traf auch für die Mühlen zu.

Das Geld, das durch den Stollenverkauf eingenommen wurde, soll Verwendung finden für eine Sonderausstellung Ende 2017. Dann werde man wieder zeitgenössische Kunst im Domschatz präsentieren, kündigte Claudia Wyludda an.