Bibliotheken 500 Bücher gestiftet

Ein ehemaliger Domstädter hat der Stadtbibliothek „Heinrich Heine“ in Halberstadt 500 Bücher gestiftet.

14.02.2017, 16:29

Halberstadt (je) l Eine großzügige Spende hat die Stadtbibliothek „Heinrich Heine“ Halberstadt erhalten. „Am vergangenen Sonnabend stand Prof. Dr. Wilhelm Rimpau aus Berlin in der Stadtbibliothek an der ­Peterstreppe und lieferte knapp 500 Bücher an“, informierte Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt. Diesen Bücherbestand spendet er der Stadt Halberstadt. Es handelt sich ausschließlich um Literatur, die die Zeit von 1933 bis 1945 beleuchtet.

Wilhelm Rimpau zum Hintergrund dieser Spende: „1943 wurde ich in Halberstadt geboren. Nach Vertreibung im Januar 1946 und drei Flüchtlingsjahren lebte unsere Familie in einem kleinen Dorf in Südniedersachsen. Nach der Volksschule verbrachte ich zehn Internatsjahre. Diese waren gekennzeichnet von der Auseinandersetzung zwischen ehemaligen Nazis, die deswegen nicht in den staatlichen Schuldienst übernommen wurden. Und solchen, die unter reformpädagogischen Ansätzen eine liberal demokratische Erziehung zu realisieren suchten und deren antinazistische Haltung in ihrer Biografie Wurzeln hatte, die auch von Verfolgung gekennzeichnet war.“ Seine Familiengeschichte prägte ihn seit dem 14. Lebensjahr. Aber auch die Konfrontationen im Internat, die mit der Nazi-Zeit und dem Krieg zu tun hatten.

„Seit 1990 habe ich mich neben anderen kulturellen Aktivitäten vor allem der Arbeit für die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge und dem Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes, der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt und dem Behrend Lehmann Museum gewidmet“, so Wilhelm Rimpau.

In Rücksprache mit Jutta Dick, Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt und Leiterin des Behrend Lehmann Museums, und Nicolas Bertrand, Leiter der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, übergab Wilhelm Rimpau den Bücherbestand der Stadtbibliothek, weil dort die Unterbringung gewährleistet ist, berichtet Ute Huch.

Birgit Sommer, Leiterin der Stadtbibliothek, nahm die umfangreiche Bücherspende dankend entgegen. Zunächst, so die Bibliotheksleiterin, werde man die Bücher sichten und dann entscheiden, welche Exemplare für die Stadtbibliothek bestimmt sind und welche möglicherweise im historischen Archiv im Gleimhaus am Domplatz ihren neuen Standort bekommen. Öffentlich zugänglich sind die Bücher an beiden Standorten für interessierte Nutzer.

Die Hoffnung Wilhelm Rimpaus auf eine online zugängliche Registrierung der Bücher, die bevorzugt Schülern, Studenten, Besuchern der genannten Einrichtungen und schließlich Halberstädter Bürgern zur Verfügung stehen soll, konnte ­Birgit Sommer gleich am Tag der Übergabe bestätigen.

Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) bedankte sich am Montag bei dem in Berlin engagierten Halberstädter für die großzügige Bücherspende.

„Halberstadt hat eine ­Geschichte, die ganz wesentlich von den Ereignissen geprägt ist, die in diesen gespendeten Büchern thematisiert werden. Wir sind es insbesondere den Opfern in Zwieberge und denen der antisemitischen Verfolgung in Halberstadt schuldig, dass die Erinnerung an ihr Elend und ihren Tod nicht verblasst. Auch mit dem Lesen dieser Bücher und ihrem Studium wird der Apell ‚Nie wieder‘ mit Leben erfüllt“, betont Wilhelm Rimpau.