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Brückenbau Eklat bei Brückenfreigabe

Eklat bei Brückenfreigabe in Langenstein. Landkreis und Land lassen nach dem Bandschnitt die Langensteiner wortlos stehen.

Von Jörg Endries 04.09.2016, 01:01

Langenstein l Das Gute vorweg: Ein Jahr Teilung ist überwunden. Langenstein ist seit Freitagvormittag nun auch offiziell wieder vereinigt – dank der neuen Goldbach­brücke. Nach fast einjähriger Bauzeit ist das Bauwerk mit einem symbolischen Scherenschnitt freigegeben worden. Viele Langensteiner, darunter die Jüngsten aus der örtlichen Kindertagesstätte, kamen, um das Ereignis zu feiern, und wurden doch enttäuscht.

Die Brückenfreigabe auf der Kreisstraße endete mit einem Eklat. Im Ruck-Zuck-Verfahren durchschnitten die Vertreter von Land und Landkreis das Band für die Verkehrsfreigabe und verschwanden in Richtung Schäferhof. Keine Reden, kein Dankeschön für die Geduld der Langensteiner während der langen Bauzeit – die Bürger wurden einfach stehen gelassen. Die warmen Reden tauschten die Würdenträger anschließend unter sich im Landhotel aus.

Ortsbürgermeister Jürgen ­Meenken war fassungslos. „Die Brücke ist wirklich toll und schön. Aber so geht das nicht. Ich bin erschüttert. Es hätte sich gehört, den Langensteinern für ihre Geduld während der langen Bauzeit zu danken. Stattdessen lässt man sie wortlos stehen“, zeigte sich der Ortsbürgermeister im Volksstimme-Gespräch verärgert. Dies habe er dem Landrat und dem Staatssekretär persönlich gesagt.

„Der Neubau dieser Brücke stellte wegen der außerordentlich schwierigen Baugrundverhältnisse höchste Anforderungen an alle an diesem Vorhaben Beteiligten“, betonte auf Volksstimme-Nachfrage Landrat Martin Skiebe. Teile der Ortschaft seien über eine lange Zeit faktisch voneinander getrennt gewesen. „Ich bedanke mich deshalb ausdrücklich für die Geduld der Anwohner und aller von der Sperrung ­Betroffen. Ich verstehe auch die kritischen Stimmen, aber nicht die Größe des Bauwerks, sondern vor allem technische und geologische Rahmenbedingungen haben den Verlauf der Arbeiten bestimmt. Dass diese Informationen bei der Übergabe zu kurz gekommen sind, bedauere ich sehr, denn das Interesse an diesem Projekt in Langenstein war sehr groß.“

Das Gemeinschaftsvorhaben Neubau Goldbachbrücke hat insgesamt 1,079 Millionen Euro gekostet, berichtet Ingelore Kamann, Sprecherin der Landkreisverwaltung. Davon trage der Landkreis Harz 925 000 Euro (davon hat das Land Sachsen-Anhalt 863 000 Euro gefördert), die Stadt Halberstadt 116 000 Euro und die Abwassergesellschaft Halberstadt 11 000 Euro. Der Neubau ersetzt die 110 Jahre alte Sandsteinbrücke, die marode war und dem erhöhten Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war.

Herbert Hübe, Amtsleiter Kreisstraßen, beantwortete im Volksstimme-Gespräch eine zentrale Frage der ­Langensteiner: Warum der Bau der Goldbachbrücke fast ein Jahr gedauert hat?

Ein Schlag ins Zeit-Kontor sei der verspätete Baubeginn gewesen, der für den 1. September 2015 geplant und dann auf den 18. November aufgrund der Sanierung der B 81 verschoben werden musste. Dann habe der Bauuntergrund für einige Überraschungen gesorgt. „Auf der einen Seite des Goldbaches stieß der Bohrer in acht Metern Tiefe auf Fels, auf der anderen befand sich eine zweieinhalb Meter dicke Modderschicht“, informiert Herbert Hübe. Für die Statik der Brücke habe man allein dort zusätzlich 15 Tonnen Beton auffüllen müssen. Diese enorme Masse habe Zeit zum Abbinden benötigt. „Bei all dem haben wir aber Glück gehabt und die Brücke zum ­Bikertreffen bereits am 20. August freigeben können“, betont der Amtsleiter.