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Denkmal Wieder freier Blick vom Bismarckturm

Der Bismarckturm in Halberstadt ist wieder zugänglich. An dem seit Mai gesperrten Bauwerk waren Sicherungsarbeiten notwendig geworden.

Von Sabine Scholz 20.08.2016, 01:01

Halberstadt l Weit schweift der Blick ins Land. Die Türme und Dächer der Stadt, markante Punkte wie das Amtsgericht, das Kollwitz-Gymnasium, die Kirchen. Huy und Harzvorland, Langensteiner Häuser in den Wald getupft, der mächtige Brocken. Die aufragenden Bäume ringsum versperren manchmal den Blick etwas, sie werden in den nächsten Jahren gestutzt. Dabei sind viele Vorgaben zu beachten, wie Thomas Wald als Chef des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes am Freitagvormittag auf die Frage eines Halberstädters informierte.

Die Stadtverwaltung hatte zur Freigabe des Turmes eingeladen und auf der Anfang der 1990er Jahren erneuerten Aussichtsplattform des Turmes versammelten sich Medienvertreter und einige Zuschauer. Ab kommenden Mittwoch kann der Turm auf dem „Blankenburger Kopf“ genannten Höhenzug in den Spiegelsbergen wieder bestiegen werden. Wenn man sich zuvor den Schlüssel an der Kasse des Tiergartens ausgeliehen hat. „Das ist sicher nicht die bequemste Möglichkeit, aber eine, die hilft, den Vandalismus in Grenzen zu halten“, sagte Wald, der als Mitglied im Halberstädter-Berge-Verein schon so manche Aufräum­stunde rund um den Turm verbracht hat.

Das 22 Meter hohe Bauwerk war 1907 eingeweiht worden. Dass man von dem zu Ehren des einstigen Reichskanzlers Otto von Bismarck erbauten Turm einen so guten Blick ins Land hat, liegt auch an der Standortwahl. Immerhin erhebt sich der Blankenburger Kopf auf 170 Meter über normal Null, wie Jörg Wolansky von der Hochbauabteilung der Stadt mitteilte. Der teureste Bismarckturm im Land Sachsen-Anhalt, sein Bau hatte vor 110 Jahren 38 000 Mark verschlungen, ist aus Beton gebaut und mit Sandstein verkleidet, berichtete Wolansky.

Verkleidet mit weichem Halberstädter Sandstein, wie Statiker Dr. Volker Lind ergänzte. Der weiche Stein ist anfällig für Verformungen, sodass bei Nässeschäden schnell Teile abbröckeln. Oder gleich größere Brocken abstürzen, wie es im Mai der Fall war. „Wir hatten noch Glück im Unglück, dass zu dem Zeitpunkt niemand hier oben auf der Plattform war“, sagte Jens Klaus.

Der Fachbereichsleiter Stadtentwicklung wies daraufhin, dass die Sicherungsarbeiten schnell abgeschlossen wurden. Denn nach dem Steinabbruch im Mai mussten die Arbeiten ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhielt Steinmetz Frank Zimmer, der nicht nur das abgestürzte Steinelement ergänzte, sondern zunächst einen Stahlring um die Auflagersteine der Kuppel zog, um mit seinem Team gefahrfrei arbeiten zu können. „Durch eindringendes Wasser und Frost hatten sich im Laufe der Jahrzehnte die Sandsteine vom Untergrund gelöst, jede Erschütterung hätte weitere Steine abstürzen lassen können“, erläuterte Volker Lind.

Dann wurden fehlende Elemente ergänzt, die zahlreichen Hohlräume mit einem Zement- und Sandgemisch verfüllt, damit sich nicht wieder Wasser unter den Sandsteinen sammeln kann. Alles wurde neu verfugt, an vielen Stellen wurden Stahlanker oder Stahlnadeln gesetzt, um die Steine an Ort und Stelle zu halten. Musste ein Stein ausgestauscht werden, kam kein Material aus der hiesigen Region zum Einsatz, sondern aus Posta in Sachsen. „Der sächsische Sandstein ist härter“, erklärte Frank Zimmer.

Alles in allem hat die Sicherung rund 40 000 Euro gekostet. Die Alternative wäre eine weiträumige Absperrung des Turms gewesen. Was niemand in der Stadt wollte.