„Geburtsurkunde“ verschwunden

Halberstadt l Unbekannte haben eine Gedenktafel an der Nordseite des Holzmarktes in Halberstadt herausgerissen und gestohlen. Sie erinnerte an die Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechtes am 4. Juli 989 durch Otto III. an Halberstadt. Ein wichtiges Datum in der Stadtgeschichte, das von Historikern als Geburtsstunde der Stadt Halberstadt angesehen wird.

Armin Schulze, Direktor des Städtischen Museums, ist fassungslos über den Vandalismus. „Mitten in Halberstadt und doch hat es niemand gemerkt.“ 16 Jahre habe es mit der Gedenktafel keine Probleme gegeben. In der Woche vor Ostern sei einem Stadtführer aufgefallen, dass die Tafel verschwunden ist. Wann die Vandalen zugeschlagen haben, das sei unbekannt. Fakt ist: „Die Diebe haben eine Edelstahlplatte gestohlen, auf der sich eine Abschrift der über 1000 Jahre alten Originalurkunde samt Königssiegel und einer Schreibfeder, beide in Bronze gearbeitet, befanden. Außerdem ist eine zweite Edelstahlplatte mit der Übersetzung des Urkundentextes entwendet worden“, berichtet der Museumschef im Volksstimme-Gespräch. Dabei sei auch der Sandstein-Sockel beschädigt worden.

2001 ist die Gedenktafel in­stalliert worden. Hintergrund war damals das sogenannte Ottonen-Jahr, in dem an das Herrschergeschlecht, das bedeutende Könige und Kaiser in der Zeit von 919 bis 1024 stellte, erinnerte.

„Wir bekamen damals Fördermittel vom Land Sachsen-Anhalt und konnten so die Gedenktafel in Auftrag geben“, erinnert sich Armin Schulze. Für die Arbeit seien damals etwa 3500 Mark zur Verfügung gestellt worden. Der ­Museumsdirektor hat umgehend Anzeige bei der ­Polizei erstattet.

Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Halberstadt, bestätigte auf ­Volksstimme-Anfrage deren Eingang. Informationen zu den Tätern und zum Verbleib des Diebesgutes würden den Ermittlern bislang noch nicht vorliegen. „Ob beziehungsweise wann die Tafel ersetzt wird, kann ich noch nicht sagen“, sagt Armin Schulze. Derzeit muss geklärt werden, ob der Diebstahl ein Versicherungsfall ist.