Dorfladen Vision ist wahr geworden

Die Deersheimer Markthalle ist eröffnet. Die Stadt Osterwieck hat das Gebäude der Dorfladen-Genossenschaft zur Nutzung übertragen.

Von Mario Heinicke 08.12.2015, 02:00

Deersheim l Die Deersheimer waren gerade erst zu ihrer Weihnachtsfeier zusammen gewesen, da stand nur acht Tage später schon die nächste große Feier an. Und erneut erschienen rund 200 Einwohner, um die Eröffnung der Markthalle zu erleben. Viel mehr hätten es auch gar nicht sein dürfen, denn drinnen waren alle Plätze besetzt. Der offizielle Teil mit einigen Reden war nur kurz. Es folgten Weihnachtslieder vom Männerchor Zilly und danach quasi als Kontrastprogramm ein energiegeladener Tanz der Energy-Dance-Band aus dem Osterwiecker Fitnessstudio.

Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) bezeichnete die Deersheimer im positiven Sinne als „verrückt“ mit ihrer Vision, die alte Stall-Ruine auf dem Edelhofgelände in eine Markthalle zu verwandeln. Die Weichen dafür wurden auf Initiative des Edelhof-Fördervereins noch zu Aue-Fallsteiner Zeiten gestellt. 2010, dann schon unter Federführung der Stadt Osterwieck, ging es zunächst mit einem Teilabriss los. 2013 wurde in einem zweiten Abschnitt das Dach neu gedeckt. Und dieses Jahr wurde das Mauerwerk instandgesetzt, bekam das Objekt Fenster und Türen sowie die Markthalle ihren Fußboden. Das alles wurde aus dem Leader-Programm gefördert. Von den 526 000 Euro Baukosten wurden 290 000 Euro gefördert, berichtete die Bürgermeisterin.

2012 schloss im Dorf die Kaufhalle. Die Einwohner hatten nun keine Einkaufsmöglichkeit mehr. In der Stadt Osterwieck lief gerade das Projekt der „ZukunftsWerkStadt“. Dort heraus wurde schließlich die Idee eines Dorfladens nach Deersheim getragen: Dorfladen und Markthalle unter einem Dach.

Vor wenigen Tagen nun wurden die Bauarbeiten für die Markthalle abgeschlossen. „Ich bin stolz auf die Deersheimer“, sagte Ortsbürgermeister Wolfgang Englert (Wählergemeinschaft Deersheim). Er gab zu, anfangs seine Zweifel am Erfolg gehabt zu haben. Aber nun schaue er auch zuversichtlich auf den noch ausstehenden Einbau des Dorfladens in das Objekt. „Wer dieses Projekt geschafft hat, für den ist der Dorfladen nur noch ein Klacks.“

Vor einem Jahr hat sich für den Dorfladen eine Genossenschaft mit aktuell 112 Mitgliedern gegründet, überwiegend Deersheimer Einwohnern. Bis diese auf die Erfolgsspur kam, gab es auch Rückschläge zu verarbeiten. So musste im Sommer festgestellt werden, dass es mit einer Landesförderung nicht klappt. Obwohl Landesvertreter dieses Vorhaben immer als Modellprojekt propagiert hatten und sogar der Landwirtschaftsminister vor Ort davon begeistert war. Allerdings hatten die Regularien des Programms Genossenschaften von einer Förderung ausgeschlossen.

Die Deersheimer Genossenschafter steckten den Kopf nicht in den Sand, bewarben sich alternativ für ein Bundesprogramm und kamen dort als „Leuchtturmprojekt“ ganz nach oben auf die Prioritätenliste. Mit der Aussicht auf 150 000 Euro Fördermittel. Mit dem Bescheid wird in Kürze gerechnet. Vorstandsmitglied Karola Eichloff, die stellvertretend für die Genossenschaft den symbolischen Schlüssel für die Markthalle in Empfang nahm, rechnet damit, dass der Dorfladen nächstes Jahr eröffnet werden kann.

Parallel dazu steht natürlich die Belebung der Markthalle auf dem Plan der Genossenschaft. Im Idealfall mit Aktivitäten jede Woche. „Es sind Ideen da“, sagte Eichloff. Auf keinen Fall solle die Markthalle in Konkurrenz zur Edelhofhalle als Veranstaltungsraum stehen, unterstrich sie.

Die Bundesförderung wird für das Projekt „Miteinander.Deersheim!“ gewährt, das noch über den Dorfladen selbst hinausgeht. Ein neuer Name.

„Der Projekttitel sagt bereits viel über das Vorhabensziel“, erläuterte Vorstandsmitglied Elke Selke. „Wir wollen das Miteinander im Ort stärken und gemeinsam mit anderen Akteuren im Ort das entstehende Dorfzentrum so entwickeln, dass sich alle Generationen darin wiederfinden. Die Genossenschaft wird also auf den Kindergarten, die Seniorengruppe, den Jugendclub, die Vereine und Initiativen zugehen und alle einladen, ihre Ideen zur Entwicklung eines gemeinschaftlichen Dorfzentrums für alle Generationen einzubringen und mit uns gemeinsam umzusetzen.“

Über das Förderprojekt werde Geld für den Ausbau des Dorfzentrums sowie beispielsweise für Workshops, Veranstaltungen, Informationsabende zur Verfügung gestellt.

Nach Einschätzung von Selke, die als Mitarbeiterin der Kreisverwaltung den Dorfladen von Anfang an begleitet hat, habe den Ausschlag für die Wahl als Leuchtturmprojekt vor allem das gute Miteinander der Einwohner im Ort gegeben, deren Mut und das große Engagement der letzten Jahre. Ebenso habe die Entscheider die bereits stabile Vernetzung der Initiatoren zur Stadt, zum Landkreis und zu Partnern aus der regionalen Wirtschaft sowie aus der Politik überzeugt.