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Energiewende Vom Klimaschutz ganz konkret

Wie Klimaschutz konkret aussehen kann in Halberstadt, darüber informierte am Sonnabend das Deutsche Fachwerkzentrum.

Von Sabine Scholz 07.11.2016, 00:01

Halberstadt l Auf einer Wäscheleine reihen sich Informationsblätter aneinander. Konkrete Ideen auf jedem von ihnen, was die Einwohner einer Stadt tun können, um Energie zu sparen. Neben dem Effekt, den eigenen Geldbeutel zu entlasten, tut man auch der Umwelt etwas Gutes. Was alles dabei möglich ist, wird gerade für einen kleinen Bereich der Halberstädter Altstadt in einem Konzept zusammengetragen.

Energetisches Quartier heißt das Konzept, das unter Federführung des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg entsteht. Vincent Moritz, Student an der TU Dresden, schreibt darüber seine Bachelorarbeit. „Wir müssen dann noch ein paar andere Bausteine dazupacken“, sagt Conny Luthardt vom Fachwerkzentrum. „Dieses Konzept ist eine Hilfestellung für die Stadt, wie sie Stadtentwicklung klimaschonend betreiben kann“, ergänzt Claudia Hennrich. Die Chefin des Fachwerkzentrums weiß, dass es ein langer Weg ist, bis sich der Gedanke der Nachhaltigkeit von einem Schlagwort in alltägliches Handeln verwandelt hat. Aber die ersten Schritte müssen gegangen werden, sonst wird es schwer, die Klimaschutzziele, die sich die Bundesregierung und die Europäische Union auf die Fahnen geschrieben haben, zu erreichen.

Dass das erste Stadtgespräch zum Klimaschutz auf wenig Resonanz stößt, hatten die Organisatoren schon vermutet. Sie hatten wegen der kühlen und feuchten Witterung das Informationsmaterial auch nicht, wie angekündigt, auf der Freifläche neben dem Haus Grudenberg 7 aufgebaut, sondern dank der unkomplizierten Unterstützung der Helbling-Immobilienverwaltung das Haus selbst nutzen können. In der großen Diele des sanierungsbedürftigen Gebäudes informierten Fachleute wie Klaus Bauer von der Firma Haack Cellco oder Guido Röber von Ökohaus & Garten aus Quedlinburg über nachhaltige Baumaterialien aus Lehm und Kork, aus Zellulose und anderen nachwachsenden und für den Schutz der Holztragwerke in Fachwerkhäusern passenden Rohstoffen.

„Was soll man denn da noch machen? Die Häuser sind Anfang der 1990er Jahre doch gedämmt worden“, sagt Günter Eckardt, der am Sonnabend vorbeikommt, um mal einen Blick ins Innere des Hauses zu werfen. Er selbst wohnt im Grauen Hof. „Damals hat man innen Ständerwände hochgezogen“, berichtet er. Eine übliche Dämmmethode vor 25 Jahren, wie Claudia Hennrich bestätigt. „Aber man weiß nicht, was hinter den Wänden passiert, wie es da aussieht mit Feuchtigkeit und Ähnlichem. Und viele Bewohner von Fachwerkhäusern berichten von Zugluft. Die lässt sich mit den neuen natürlichen Baustoffen vermeiden“, sagt sie, „die neue Dämmung lässt sich sogar raumweise vornehmen.“

Am Bunten Hof in Osterwieck habe eine Thermografie, also ein Wärmebild des Hauses, solche Schwachstellen offenbart. „Und weil es auch Lehm-Kork-Gemische gibt, die nicht in Plattenform geschnitten sind, konnten alle Löcher komplett ausgestopft und Kältebrücken behoben werden“, sagte Hennrich. „Das Material ist sogar windabweisend, weil der Kork vorher mit Wasserdampf behandelt wird. Dadurch kann man auf jegliche Folien verzichten“, erläutert Klaus Bauer.

Während die beiden über konkrete Bauthemen reden, erläutert Vincent Moritz gemeinsam mit Conny Luthardt einiges aus dem Quartier-Konzept. Auf Brachflächen könnten schnellwachsende Bäume den Grundstoff für Holzpelletheizungen liefern, die als kleine Blockheizkraftwerke mehrere Gebäude mit Wärme und Strom versorgen könnten. „Denn nach 25 Jahren wird in manchen Gebäuden die Heizungsfrage wieder aktuell. Und da im hiesigen Energetischen Quartier keine Fernwärme anliegt, sind solche Insellösungen durchaus sinnvoll“, sagt Luthardt.