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Ex-Nazi-Liegenschaft Minister dämpft Hoffnungen in Ballenstedt

Innenminister Holger Stahlknecht sieht kaum Chancen, eine frühere Nazi-Bildungsstätte in Ballenstedt für die Polizeiausbildung zu nutzen.

Von Dennis Lotzmann 01.06.2017, 20:08

Ballenstedt l Die nächste Hoffnung auf eine baldige Lösung für die ehemalige Nationalpolitische Bildungsanstalt Ballenstedt (Napobi) auf dem Großen Ziegenberg scheint verpufft: Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hat die in Ballenstedt aufgekommenen Überlegungen, die Ex-Napobi längerfristig als Außenstelle der Polizei-Fachhochschule in Aschersleben zu nutzen, nach einer Ortsvisite gedämpft: „Ich sehe das skeptisch – eine Nutzung durch das Innenministerium, beispielsweise mittels Anmietung, ist aktuell nicht Bestandteil der strategischen Planungen“, sagte der Minister der Volksstimme.

In Ballenstedt war zuletzt die Idee laut geworden, Teile des seit vielen Jahren ungenutzten Areals auf dem Großen Ziegenberg dem Innenministerium anzubieten und so bei der Lösung räumlicher Probleme in der Polizeischule zu helfen. Die im nahen Aschersleben angesiedelte Fachhochschule der Polizei kämpft mit Kapazitätsproblemen. Nachdem über Jahre hinweg die Ausbildung der Beamten zurückgefahren worden war, stoßen die Verantwortlichen seit dem Start einer neuen Ausbildungsinitiative bei der Landespolizei an räumliche Grenzen.

„Das Angebot aus Ballenstedt habe ich dankend registriert. Wir haben allerdings schon in Aschersleben Ausweichplätze in der Alten Hobelei und im Bestehornpark angemietet und aktuell keinen weiteren Bedarf. Zudem ist die Aufstellung von Containern in Vorbereitung und bereits ausgeschrieben“, so der Minister. Gegen Ballenstedt spreche zudem, dass in den Liegenschaften zunächst erhebliche Investitionen nötig seien, um die einstigen Schulungsräume wieder als solche zu nutzen.

Das 34 Hektar große Areal auf dem Großen Ziegenberg und die Nutzung der dortigen Liegenschaften beschäftigt die Verantwortlichen der Stadt und der Stadtentwicklungsgesellschaft BAL als städtische Tochter seit vielen Jahren.

In den 1930er Jahren von den Nazis als Napobi gebaut, nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) die Liegenschaft ebenfalls für ideologische Zwecke. Dort war die zentrale SED-Parteischule für den damaligen DDR-Bezirk Halle untergebracht. Nach der Wende wurden Teile der riesigen Anlage noch für schulische Zwecke genutzt, seit Mitte der 1990er Jahre ist das Gelände – abgesehen von punktueller sportlicher Nutzung – verwaist. Auch die Polizei trainiert hier immer wieder.

Später erwarb die BAL das Areal. Dabei ging es jedoch in erster Linie darum, die Nutzungshoheit – auch mit Blick auf rechte Gruppierungen – in der Hand zu behalten. Zuletzt zerplatzte die Hoffnung, als Austragungsort für die Landesgartenschau 2022 auch für den Ziegenberg eine Lösung zu finden. Nunmehr knüpften Bürgermeister Michael Knoppik (CDU) und der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Thomas den Kontakt zu Innenminister Stahlknecht.

„Uns ist klar, dass vor einer Nutzung erhebliche Investitionen nötig sind“, bestätigt BAL-Geschäftsführer Jan Lämmerhirt, der mit Blick in die Vergangenheit von einem „rein politisch motivierten Kauf“ spricht. „Wir würden uns natürlich eine Nutzung wünschen und stehen jeder Variante, die uns diesem Ziel näher bringt, offen gegenüber.

Das sieht Minister Stahlknecht ähnlich: „Der Stadt ist zu wünschen, dass sich ein Interessent für das Areal findet.“