EIL

Ferienspiele Überstunden im Club

Die Volksstimme-Aktion „Zinn- und Bleigießen“ im Deesdorfer Jugendclub ist sehr gut angekommen.

Von Christian Besecke 12.02.2016, 12:54

Deesdorf l Eigens für den Nachmittag im Deesdorfer Jugendclub hatte die Volksstimme den Zinn- und Blei-Experten Kevin Kramer verpflichtet. Der reiste pünktlich aus dem benachbarten Bördekreis an und staunte nicht schlecht, wie engagiert seine Schützlinge bei der Sache waren. „Viel brauchte ich zu der alten Technik nicht zu erklären“, sagte er. „Die Teilnehmer waren aufmerksam und hatten den Dreh ganz schnell heraus. Mit Emanuel Mauritz hatte ich auch einen Helfer, der die Ak-tion gut koordiniert hat.“

Zunächst erläuterte der Fachmann die möglichen Gefahren beim Gießen und ging dann auf die verwendeten Stoffe ein. „Zinn schmilzt schon bei einer Temperatur von etwa 232 Grad, bei Blei sind es gut 328 Grad“, wusste er zu berichten. „Üblicherweise wird bei der Figurenfertigung ein Mix aus beiden Materialien verwendet – reines Zinn ist in der Anschaffung einfach zu teuer. Antimon und Wismut werden ebenfalls oft hinzugeschlagen.“ Das Zinngießen sei ein altes Handwerk, welches heute kaum noch ausgeübt werde. „Früher haben sich ganze Generationen von Kindern damit beschäftigt“, sagte Kramer. Emanuel erzählte daraufhin, dass sein Großvater Wolfgang Mauritz seinerzeit viele Figuren selber hergestellt hätte.

Nach den einleitenden Worten des Experten durften sich die Kinder aus 15 Formen ihre Lieblingsmotive aussuchen. Diese wurden auf der Innenseite mit Kerzenruß geschwärzt und dann schon einmal vorgewärmt. „Der Ruß sorgt dafür, dass die Modelle hinterher nicht an der Form haften bleiben“, erläuterte Kevin Kramer. „Oft wird auch Talkum dafür genutzt. Das ist aber eine unnötige Geldausgabe, da es Ruß genauso gut tut.“

Dann gingen die jungen Gießer ans Werk und im Nu verstanden sie, was der Reiz an der Sache ist. Kramer schaute sich das muntere Treiben an und lächelte. „Es geht nur noch um diese eine Figur, die man eben mal schnell haben will“, sagte er. „Zinngießen kann rasch einen Suchtfaktor entwickeln.“ Er freute sich mit der zwölfjährigen Katharina aus Deesdorf, die gleich auf Anhieb einen kompletten Reiter mit Pferd fertigte.

Selbst Stadtjugendbetreuerin Bettina Wloch versuchte sich in der alten Handwerkskunst. „Wir haben am Ende über eine Stunde länger gemacht als geplant“, berichtete sie gegenüber der Volksstimme. „Da wollte niemand nach Hause gehen ohne ein komplettes Set zu haben.“

Am nächsten Tag trafen sich die ganz Eifrigen noch einmal mit der Betreuerin, um gemeinsam die Figuren nachzubearbeiten. „Die Kinder waren so begeistert, dass sie schon nach einer zweiten Auflage gefragt haben.“ Die soll es auch geben, das sicherte der Fachmann aus dem Bördekreis den Teilnehmern zu.