Feste Altstadtfest vorm Aus

Nicht einmal die Hälfte der üblichen Besucher kamen zum 27. Altstadtfest in Halberstadt. Das Fest steht vor dem Aus.

Von Sabine Scholz 27.09.2016, 22:00

Halberstadt l Noch liegen die allerletzten Zahlen nicht vor. Aber klar ist bereits jetzt: Das diesjährige Altstadtfest war ein absolutes Minusgeschäft. „Wir haben versucht, über mehrere Jahre hinweg das Altstadtfest am Leben zu erhalten. Es war von der Stadt so gewollt, wir hatten den Auftrag, uns darum zu kümmern. Aber aus wirtschaftlicher Sicht muss man sagen: das war‘s jetzt.“ Derk Bartel, Geschäftsführer des Freizeit- und Sportzentrums (FSZ) Halberstadt findet deutliche Worte. „Im Kulturausschuss und im Gespräch mit dem Oberbürgermeister muss man jetzt sehen, ob das Fest noch eine Daseinsberechtigung hat.“

Zumal die in diesem Jahr extrem schlechte Resonanz in der Bevölkerung den Aufwand, den sein Team für die Festvorbereitung betreiben muss, nicht rechtfertigt. „Es gab im Vorfeld ja regelrecht Boykottaufrufe, weil wir angesichst steigender Gebühren, Auflagen und Gagen einen aus unserer Sicht moderaten Eintritt genommen haben“, sagt Bartel.

Schon in den vergangenen Jahren war das Fest nicht wirtschaftlich gewesen, deshalb habe man sich für die 27. Auflage nach einem Veranstaltungsprofi umgesehen und das Konzept verändert. Dazu zählten unter anderem die Einzäunung des Festgeländes und die Kontrollen am Eingang. Dies auch, weil das Konsumverhalten einiger Festgäste am Abend dafür sorgte, dass die Händler auf der Festmeile immer weniger Umsatz machten. „Die Besucher haben sich ihre Getränke mitgebracht. So etwas macht kein Gastronom lange mit“, sagt Bartel. Standbetreiber mit Kunsthandwerk im Angebot kämen mittlerweile nur noch, wenn ihnen der Veranstalter Geld biete, weil sie kaum Einnahmen erzielen können in Halberstadt. „Aber solche Angebote machen ein Fest ja erst bunt. Denn seit einigen Jahren sind ja auch kaum noch Halberstädter Vereine auf dem Fest vertreten“, sagte Bartel.

Überrascht habe ihn die Aggressivität, mit der sein Team und das von Jens Ganso schon im Vorfeld und an den drei Festtagen beschimpft und beleidigt wurde. Dazu komme die neue Erfahrung, dass auch die Anlieger massiv gegen das Fest vorgegangen seien. „Jegliche Einschränkung, die eine Festmeile in der Altstadt nun mal mit sich bringt, ist mit heftiger Kritik und Beschwerden einhergegangen“, sagt Bartel. Für ihn ein weiteres Indiz, dass das Fest von den Halberstädtern nicht mehr gewollt ist.

Das sei einerseits bedauerlich, weil viele Tanz- und Musikgruppen aus der Stadt und dem Umland die Bühne gerne nutzen, um sich vorzustellen und auch die Vereins-, Schul- und Betreiberkassen aufzufüllen. Denn jeder, der auftrete, bekomme Gage. Was einigermaßen funktioniert habe, sei das neue, laut Bartel höherwertige Sonnabendabendprogramm gewesen, wo zusätzlich zur Radio-Party die Gewinner der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ in Halberstadt zu erleben waren.

„Nun müssen die zuständigen Gremien entscheiden, ob es ein 28. Altstadtfest geben soll oder nicht. Wir haben unser Möglichstes versucht“, sagt Derk Bartel.