Feuerwehr Dramatische Personalnot

Zu 77 Einsätzen rückte die Ortsfeuerwehr Halberstadt 2016 aus. Unbefriedigend ist die zu geringe Anzahl der Aktiven.

Von Gerald Eggert 06.02.2017, 09:00

Halberstadt l Durchschnittlich 14 von 36 Kameraden sind 2016 bei Alarmierungen ausgerückt. Dies erklärte Feuerwehrchef Martin Schulz auf der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Halberstadt. Weil die Tageseinsatzbereitschaft noch niedriger liege, konnte ein drittes Fahrzeug kaum besetzt werden. Bei immer komplexeren Aufgaben sei es künftig schwierig, die Einsatzbereitschaft insbesondere am Tage sicher zu stellen, schätzte der Ortswehrleiter ein.

Gründe seien die geringe Mitgliederzahl sowie die Arbeitsplatzlage in und um Halberstadt. „An dieser Stelle nehme ich die Stadt und die Politik in die Verantwortung“, sagte Schulz und forderte die Schaffung von mehr Arbeits- und Ausbildungsplätzen speziell für Feuerwehrleute. Im Brandschutzgesetz sei zwar die Freistellung für einen Feuerwehreinsatz und die Entschädigung der Arbeitsgeber für den Verdienstausfall festgeschrieben, die Praxis sei jedoch eine andere.

Die Ausrückzeiten haben sich gegenüber 2015 nicht wesentlich verbessert. Das erste Fahrzeug verlasse nach sechs Minuten 45 Sekunden die Feuerwache. „Wir könnten schneller sein.“ Problematisch seien die Anfahrten, bei denen sie sich wie normale Verkehrsteilnehmer verhalten müssen, und die teils chaotische Verkehrslage in Halberstadt aufgrund von Baustellen und Umleitungen.

Die 2016er-Statistik erfasst 77 Alarmierungen, darunter 42 Brandeinsätze und acht technische Hilfeleistungen sowie zwei Unwettereinsätze mit je 30 Einsatzstellen. Dabei konnten sich die Halberstädter auf die Hilfe der Ortsfeuerwehren verlassen. Ein herausragendes Ereignis war der Waldbrand in den Thekenbergen, bei dem die Kameraden über mehrere Tage, teils unter schwierigen Bedingungen im Einsatz waren.

Thomas Dittmer, seit Mai Stadtwehrleiter, bescheinigte der Halberstädter Ortsfeuerwehr eine sehr gute Arbeit. Doch ein Kamerad auf 1000 Einwohner in der Kernstadt sei zu wenig, doppelt so viele müssten es sein. Er bezeichnete die personelle Situation als dramatisch. Es dürfe nicht sein, dass ein drittes Fahrzeug ausfällt, obwohl es bei großen Gefahrenlagen dringend gebraucht wird.

Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) betonte: „Wir wissen, wie wichtig Feuerwehr ist.“ Die Stadt habe regelmäßig investiert, doch die beste Ausstattung nütze nichts, wenn das Personal knapp ist. Es werde überlegt, Mitarbeiter kommunaler Unternehmen in die Feuerwehrarbeit einzubinden.